Der moderne Mann besitzt keinen Sinn für Romantik!

Es wurde ja schon viel geschrieben über die Männer von heute, aber wenn man es hautnah miterlebt, wie sehr ihnen der Sinn für Romantik mangelt, wie wenig Gefühl sie dafür haben, was Frau braucht, dann geht das schon unter die Haut. Man ist erschüttert.
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Es wurde ja schon viel geschrieben über die Männer von heute, aber wenn man es hautnah miterlebt, wie sehr ihnen der Sinn für Romantik mangelt, wie wenig Gefühl sie dafür haben, was Frau braucht, dann geht das schon unter die Haut. Man ist erschüttert. Stellen Sie sich vor, was einer jungen Freundin von mir passiert ist: Sie hat sich verliebt – ein Ereignis, mit dem sie eigentlich schon seit Längerem nicht mehr gerechnet hatte. Also, dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass, wenn man in meinem Alter von einer jungen Freundin schreibt, das keineswegs bedeutet, dass sie noch in ihren Zwanzigern ist.

Wie dem auch sei, sie hatte sich in den Kerl verguckt, und als ob das allein nicht schon schlimm genug wäre, er durfte die Nacht bei ihr verbringen. Am nächsten Morgen verabschiedete er sich, um kurz darauf noch einmal bei ihr zu klingeln. „Oh, er hat wohl was vergessen“, dachte sie sich noch beim Öffnen der Tür, als sie ihn einen Moment später da stehen sah, mit einem Bündel langstieliger Rosen im Arm. Sie hatte Tränen in den Augen, wie sie mir hinterher gestand, ihr verschlug es die Sprache, sodass sie die Blumen nur wortlos entgegennehmen konnte.

Ich muss zugeben, ich kann ihre Enttäuschung verstehen! Dass er nicht unverzüglich auf einen Berg gekraxelt ist, um unter Lebensgefahr ein Edelweiß zu pflücken, kann man echt nicht verlangen, wenn die Dinger noch gar nicht blühen und wo jetzt sowieso die Grenze zur Schweiz dicht ist. Aber wäre er mit einer Packung á fünfundzwanzig Rollen Klopapier vor ihrer Tür gestanden! Welch eine Geste! Welch ein Heldenmut! Stattdessen fünfundzwanzig Rosen – wie billig! Wir anderen Freundinnen überlegen jetzt ernsthaft ihr nahezulegen, ob sie sich nicht unverzüglich von ihm trennen sollte. Wenn einem ein spätes Glück winkt, sollte man doch ein bisschen Romantik erwarten dürfen, oder?

Vor allen Dingen in diesen verseuchten Zeiten! Aber keine Angst, keine Zeile von mir über das C-Wort. Man wir davon ja praktisch zugesch… Wie gut, wenn man sich in diesem Fall den ultimativen Luxus leisten kann. Ich spreche vom neuen „Dusch-WC SensoWash Starck“ der Firma Duravit. Der Werbung dafür im SZ-Magazin habe ich folgendes entnommen: „Mit SensoWash Starck präsentieren Duravit und Philippe Starck eine Dusch-WC-Generation für moderne, natürliche Toilettenhygiene.“  Was genau an „technischen Finessen“ wie etwa Fernbedienung, Duschstrahl, Warmluftföhn und Sitzheizung natürlich sein soll, erschließt sich mir, ehrlich gestanden, nicht wirklich. Völlig klar sind mir hingegen die Vorteile von Benutzerkennung und Näherungssensor. Ich meine, stellen Sie sich doch mal so ein hochsensibles Klo vor. Das muss doch schon von weitem erkennen: „He Freunde, aufgepasst, da kommt schon wieder der Kerl mit den kalten Arschbacken, wärmt schon mal die Klobrille vor!“ Oder der Näherungssensor flüstert dem Duschstrahl zu: „Du, da kommt wieder die Alte mit der schrillen Stimme, die sich für eine Opernsängerin hält, fang schon mal mit einem kräftigen, eiskalten Guss an, wenn das erste Tröpfchen kommt, dann hält sie vielleicht die Klappe.“ A propos Klappe, da muss man natürlich arg aufpassen, dass man es sich mit dem Klo nicht verscherzt, sonst sorgen Benutzerkennung und Näherungssensor womöglich dafür, dass sie eisern zubleibt. Wenn man ganz genau die Ohren spitzt, kann man sie flüstern hören: „Du kommst mir nicht noch mal mit diesem aggressiven Säure-Reiniger, du nicht!“

Übrigens ist das Teil, soviel sollten Sie auch noch wissen „Dank kompromisslos (ja ehrlich, das steht da) puristischer Optik perfekt kombinierbar mit allen Duravit Designserien.“ Das sind wahrscheinlich die Duschen, die einen einseifen und die Waschbecken mit integriertem Zähneputzer.

Mir ist schlagartig jedenfalls völlig klar geworden, wie es zur aktuellen Klopapier-Krise kommen konnte. Die Firma Duravit hat sämtliche verfügbaren Rollen aufgekauft, damit man all das Geld, das man dank geschlossener Läden jetzt spart, in eines ihrer Klos investiert, um sich den Popo mit ihrem Duschstrahl porentief und abriebfrei reinigen zu können.

Statt übrigens die oben erwähnten Rosen ins Klo zu schmeißen, hat meine oben erwähnte Freundin sie in ihre schönste Vase gestellt. Manchen Frauen ist einfach nicht zu helfen!

PS. Wie gesagt, das C-Wort wird nicht erwähnt, aber jetzt noch glühender Apell: Lassen Sie es nicht zu, dass in diesen pandämlichen Zeiten auch noch die einen großen Reibach machen, die den kleinen Läden ohnehin schon das Leben schwermachen – all die kleinen Läden, die unsere Städte lebens- und liebenswert machen, dürfen nicht sterben! Unterstützen Sie diejenigen in Ihrer Nachbarschaft, die Ihnen so viel zu bieten haben. Zum Beispiel solche Läden, Werkstätten und Ateliers:

Lieben Sie wunderschönen, handgearbeiteten Schmuck? Schauen Sie sich doch einmal folgende Homepage an  www.luitgard-korte.de

Haben Sie etwas übrig für Mosaike? Dann macht Ihnen bestimmt Freude, was Sie hier auf der Seite von Bruno Rodi, der in Konstanz eine Werkstatt betreibt, finden können

www.mosaikhandwerk.de Sie wollen den kleinen Buchhändlern eine Chance gönnen? Eine der nettesten Buchhandlungen, die man sich vorstellen kann, ist die „Schwarze Geiß“, die Bücher selbstverständlich auch verschickt. Die Adresse ist www.geiss.de