Die coachende Haltung als Zukunft der Führung

„Was soll ich denn noch alles machen als Führungskraft?“ Diese Frage ist heute aktueller denn je. In einer Welt, die von immer komplexer werdenden Aufgaben, Fachkräftemangel und dezentralen Strukturen geprägt ist, scheint die Erwartungshaltung an Führungskräfte grenzenlos zu sein. Doch gerade in dieser scheinbar aussichtslosen Situation liegt die Chance für eine revolutionäre Veränderung: die coachende Haltung in der Führung.
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Die neuen Herausforderungen für Führungskräfte

Führungskräfte stehen vor immensen Herausforderungen. Die Komplexität der Umwelt, Unternehmen und Themen nimmt stetig zu. Dies führt zu der Erkenntnis, dass eine neue Art der Zusammenarbeit notwendig ist – daher das oft genannte Buzzword „Agilität“. Während viele Aufgaben nur kompliziert und mit guten Prozessen lösbar sind, erfordern wirklich komplexe Aufgaben eine agile Herangehensweise, da die Rahmenbedingungen oft unvorhersehbar sind.

Ein weiteres großes Problem ist der Fachkräftemangel. Qualifizierte Mitarbeitende sind schwer zu finden und es ist essenziell, die vorhandenen Talente im Unternehmen zu halten. Hierfür müssen Führungskräfte in die Entwicklung ihrer Mitarbeitenden investieren und ihnen Perspektiven aufzeigen. Zudem nimmt die dezentrale Führung zu. Teams sind nicht mehr ständig vor Ort, was eine Extra-Portion Vertrauen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden erfordert. Dieses Vertrauen ist entscheidend, um die Herausforderungen der dezentralen Führung erfolgreich zu meistern. Schließlich steht die permanente Bewältigung von Wandel und Krisen im Vordergrund. In diesem Kontext wird Empathie immer wichtiger. Führungskräfte müssen die Resilienz ihrer Mitarbeitenden stärken und sie in der ständigen Veränderung unterstützen.

Coaching statt Kontrolle

Was bedeutet nun die coachende Haltung in der Führung? Ein passendes Bild ist das des Fußballcoaches. Dieser bereitet sein Team vor dem Spiel vor, entwickelt Strategien und sorgt dafür, dass die Spieler im Spiel ihre beste Leistung zeigen können. Im Spiel selbst agiert der Coach nur von der Seitenlinie aus, ohne selbst Tore zu schießen. Diese Metapher verdeutlicht, dass Führungskräfte ihre Mitarbeitenden coachen sollten, damit diese ihr volles Potenzial ausschöpfen können, ohne dass die Führungskraft operativ eingreift.

Eine coachende Haltung bedeutet, Mitarbeitende zu entwickeln, ihnen Verantwortung zu übertragen und sie in ihrer Selbstständigkeit zu fördern. In der Vergangenheit wurde in Krisenzeiten oft auf autoritäre Führung gesetzt. Doch die heutigen Krisen verlangen nach einem anderen Ansatz: Mitarbeitende müssen Verantwortung übernehmen und ernst genommen werden, um im Unternehmen zu bleiben und zu wachsen.

Die Umsetzung: Kompetenzen und Kommunikation

Für eine coachende Haltung sind spezifische Kompetenzen erforderlich. Führungskräfte müssen Vertrauen aufbauen, empathisch agieren und ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern. Hierfür bietet die Transaktionsanalyse wertvolle Werkzeuge, insbesondere die Arbeit mit den Ich-Zuständen.

Die Ich-Zustände – das freie Kind-Ich, das angepasste Kind-Ich, das Erwachsene-Ich und das Eltern-Ich – beschreiben Verhaltensmuster, die in der Kommunikation eine zentrale Rolle spielen. Führungskräfte sollten bewusst aus dem Erwachsenen-Ich agieren, um sachlich und logisch zu kommunizieren, oder das freie Kind-Ich nutzen, um Kreativität und Freude zu fördern. Eine Kommunikation aus dem Eltern-Ich braucht eine Führungskraft zum Delegieren oder für den Fürsorge-Aspekt der Führung.

Eine permanent autoritäre Kommunikation aktiviert das angepasste Kind-Ich bei den Mitarbeitenden, was deren Eigenverantwortung und Lösungskompetenz einschränkt. Um eine echte Entwicklung zu fördern, müssen Führungskräfte ihre eigene Persönlichkeit weiterentwickeln und ihre Kommunikation anpassen, sodass Mitarbeitende in die Lage versetzt werden, selbst Lösungen zu finden.

Problemanalyse und Selbstorganisation

Ein häufiger Fehler ist die Rückdelegation von Problemen. Mitarbeitende kommen mit einem Problem und die Führungskraft löst es selbst. Dies verhindert jedoch die Entwicklung der Mitarbeitenden. Stattdessen sollten Führungskräfte eine gute Problemanalyse durchführen und verstehen, wo ihre Mitarbeitenden in der Denkweise falsch abbiegen. Darauf aufbauend kann entschieden werden, welcher Input oder welches Training notwendig ist, um die Mitarbeitenden zu unterstützen.

In einem Umfeld, das zunehmend auf Selbstorganisation setzt, entsteht oft ein gefühltes Machtvakuum. Dieses führt zu Unsicherheit und der Nutzung manipulativer Kommunikationsmuster, den sogenannten psychologischen Spielen. Führungskräfte müssen diese Spiele erkennen und Strategien entwickeln, um damit umzugehen und ihre Teams zu coachen, anstatt sich von negativen Kommunikationsmustern beeinflussen zu lassen.

Die coachende Haltung als Schlüssel zum Erfolg

Die coachende Haltung in der Führung ist eine Antwort auf die modernen Herausforderungen, vor denen Führungskräfte stehen. Sie erfordert eine bewusste Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit und Kommunikationsfähigkeiten sowie die Fähigkeit, Mitarbeitende zu coachen und zu entwickeln. In einer Zeit, in der autoritäre Führung nicht mehr die richtige Antwort auf Krisen ist, bietet die coachende Haltung eine nachhaltige und effektive Lösung, um Unternehmen erfolgreich durch Wandel und Unsicherheit zu navigieren. Es lohnt sich, im eigenen Unternehmen immer wieder zu überprüfen, wie es um die coachende Haltung der Führungskräfte bestellt ist und gegebenenfalls in deren Entwicklung zu investieren.

Wenn Sie mehr Impulse für Führungskräfte, Business Talk, Management-Input und Gedanken, die Unternehmen für die Zukunft stärken, möchten, dann hören Sie gerne in den Business-Podcast von Alice Dehner rein.