Es gibt einen wirksamen Weg, mit Stress umzugehen
| Ulrich DehnerHoher Stress wird in aller Regel erlebt, weil, getriggert durch tatsächliche oder vermeintliche äußere Einflüsse, innere Alarme angesprungen sind. Solche inneren Alarme gehen im Gehirn von der Amygdala aus. Die Amygdala fungiert als „Sicherheitszentrum“, die das Ausschütten von Stress-Hormonen wie etwa Adrenalin veranlasst, um den Menschen zur Abwehr von Gefahr zu erhöhter Leistungsfähigkeit zu befähigen. Aus diesem Grund reagiert die Amygdala um ein Vielfaches schneller auf eine tatsächliche oder vermeintliche Gefahr als etwa das Großhirn, das für die Ratio, also unser Denken und unsere bewussten Entscheidungen zuständig ist.
Jeder hat vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass man sich ganz fest vorgenommen hat, auf eine bestimmte Situation nicht ängstlich oder einen bestimmten Menschen nicht gereizt oder ärgerlich zu reagieren. Man denkt ganz vernünftig darüber nach, überlegt genau, wie man reagieren will, und dann ereignet sich alles ganz genauso wieder, wie man es unbedingt vermeiden wollte. „Das darf doch nicht wahr sein!“, denkt man sich dann, „Wie konnte ich nur wieder so blöd sein?“ Man ist nicht „blöd“, das ist der springende Punkt: Die getriggerten Gefühle sind nur sehr viel schneller als der vernünftige Verstand.
Da die Amygdala, als zum Stammhirn gehöriger Teil, viel schneller ist, als das in der Entwicklungsgeschichte jüngere Großhirn jemals sein kann, „entscheidet“ sie im Bruchteil von Sekunden, ob eine Gefahr für den Menschen besteht oder nicht. Das Großhirn, in dem die Ratio beheimatet ist, hinkt immer hinterher, weshalb alle Erkenntnisse, die man in der Analyse der Schwierigkeiten, des eigenen unangemessenen Verhaltens, der „Überflüssigkeit“ der eigenen Reaktionen, hinterher gewinnt, nichts nützen. Alle hinterher getroffenen Entschlüsse, es beim nächsten Mal aber wirklich anders zu machen, verpuffen: Schrillen die Alarmglocken erst einmal, setzen sofort die alten Gefühle ein mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen und schon folgt man dem altbekannten Handlungsmuster. Nur bei weniger schwerwiegenden Alarmen kann es gelegentlich gelingen, sich selbst rechtzeitig „Stopp!“ zu sagen.
Dieser Umstand erklärt, weshalb man als Mensch innere Alarme oft trotzdem verspürt, obwohl man aus Vernunftgründen verstanden hat, dass das „eigentlich“ überflüssig ist, weil man verstanden hat, woher der Alarm rührt, oder weil einem die Vernunft klargemacht hat, dass das stressbedingte Verhalten kontraproduktiv oder schädlich ist. Die Introvision ist ein Verfahren, das diese Alarme löscht.
Wir verwenden ein Format, das unter Einbeziehung von Elementen der Transaktionsanalyse und den Achtsamkeitstechniken aus dem Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) Programm nach Jon Kabat-Zinn, hervorragend nutzbar ist, weil es sehr schnelle Erfolge zeitigt. Es lassen sich in sehr kurzer Zeit dauerhafte Veränderungen erzielen, die einem die Handlungsfähigkeit, innere Ruhe und Ausgeglichenheit zurückgeben. Das Verfahren kann innere Blockaden und inneren Druck auflösen. Es lässt sich sehr gut bei unterschiedlichen Ängsten einsetzen, etwa Versagensangst, Angst vor Veränderungen, Prüfungsangst, Lampenfieber, Auftrittsängsten, Angst sich abzugrenzen oder sich durchzusetzen und ähnlichem. Und es ist, wie gesagt, bei Stress und selbst bei beginnendem Burn-Out, die beste uns bekannte Methode, innere Ruhe und Ausgeglichenheit zurückzugewinnen.
Introvision kann einlösen, was viele andere Verfahren nur versprechen.
Da hinter den Alarmen, die die Stress-Reaktionen auslösen, meistens alte Muster stecken, die sich immer wieder ihren Weg bahnen, hat Stress sehr viel mit der eigenen Persönlichkeit zu tun. In den vergangenen Jahren war sehr viel die Rede davon, wie wichtig es ist, Persönlichkeitsanteile zu integrieren, sich selbst anzunehmen, gut mit sich selbst umzugehen oder, gerade was zum Beispiel den Umgang mit Stress betrifft, die Dinge nicht so nah an sich herankommen zu lassen, nicht so streng mit sich selbst zu sein, den Anspruch an Perfektion fallen zu lassen, überhaupt loszulassen und was der guten Hinweise noch mehr sind. Manches mag dem einen oder anderen helfen – meistens aber hilft es nicht wirklich. Vor allen Dingen Menschen, die bereits eine ganze Reihe erfolgloser Versuche, hinter sich haben, können ein Lied davon singen. Doch mit Introvision gelingt es, jene Persönlichkeitsanteile, die man gar nicht haben will, die man verändern will, zu integrieren – und dadurch den Weg freizumachen für eine dauerhafte Veränderung. Denn das, was man gewaltsam wegschieben will, kehrt immer wieder – es hat schließlich eine „Arbeit“ zu tun: uns vor Gefahr bewahren. Erst wenn man ihm Raum gibt und es akzeptiert, es integriert, kann es sich auflösen, es wurde wahrgenommen, also ist seine Arbeit erfüllt.
Im folgenden Beispiel konnte einer Klientin, die hohen Stress erlebte, wann immer sie einen Vortrag halten sollte, sehr schnell geholfen werden.
Die angesehene IT-Expertin eine großen Firma entschloss sich zu einem Coaching, nachdem sie von einem Freund eher beiläufig erfahren hatte, dass es ein Verfahren gäbe, mit dem ihr unter Umständen schnell und dauerhaft geholfen werden könne, um ein Problem loszuwerden, unter dem sie mehr und mehr litt. Als anerkannte Fachfrau kam sie immer häufiger in die Situation, Vorträge zu halten. Doch statt durch die Routine sicherer und entspannter zu werden, erlebte sie immer mehr Stress dabei, ganz besonders wenn sie vor einem hochrangigen Publikum auf englisch referieren sollte. Da sie in verschiedenen englischsprachigen Ländern studiert hatte, war die Sprache nicht die Ursache für ihren Stress.
In der ersten Sitzung berichtete sie, dass es ihr schon während des Studiums Schwierigkeiten bereitet hatte, vor Menschen zu sprechen. Im Job wurde es zunächst besser, da sie „still vor sich hinarbeiten konnte“, verschlechterte sich jedoch wieder, weil sie sich als Expertin einen Namen machte und deshalb öfter aufgefordert wurde, Vorträge zu halten. Dabei machte sie zu Beginn ihrer Karriere einmal eine sehr schlechte Erfahrung. Sie wurde nach ihrem Auftritt in einem amerikanischen Konzern heftig angegriffen. Danach entwickelte sie die Angst, sich öffentlich bis auf die Knochen zu blamieren.
Ohne weiter auf irgendwelche lebensgeschichtlichen Zusammenhänge einzugehen, arbeitete der Coach mit ihr ganz einfach an dem Satz: „Es kann sein, dass ich mich bei einem Vortrag auf englisch total blamiere.“ Ihr innerer Alarm, den dieser Gedanke auslöste, lag auf einer Skala von eins bis zehn, zunächst bei neun, mit allen Angst-Symptomen, die sie kannte, Druck in der Brust, verkrampfter Bauch, Herzrasen. Er konnte jedoch schon in der ersten Sitzung auf sechs verringert werden. Sie arbeitete zweieinhalb Wochen lang allein zu Hause weiter, mit der Aufnahme, die während der Sitzung gemacht wurde, bis der Alarm bei Null war. In einer zweiten Sitzung etwas später berichtete sie, dass sie kurz zuvor eine Key Note Speech bei einem sehr großen Konzern zu halten hatte, die sie vollkommen entspannt machen konnte und die sehr gut gelaufen war.