Imposter-Syndrom – raus aus der Hochstapler-Falle und endlich glauben, was Sie können!

„Wenn ich ehrlich bin – ich hatte einfach nur Glück.“ Kommt Ihnen dieser Gedanke bekannt vor? Ein Projekt ist erfolgreich abgeschlossen, das Team lobt Ihre Leistung, Kolleginnen, Kollegen und Führungskräfte zeigen Anerkennung – und Sie selbst fragen sich im Stillen, wie lange es wohl noch dauert, bis jemand merkt, dass Sie eigentlich gar nichts können? Willkommen beim Imposter-Syndrom. Was viele betrifft, aber nur wenige laut aussprechen, kann lähmen, blockieren – und langfristig sogar krank machen. Doch es gibt Wege, diesen lähmenden Selbstzweifeln zu begegnen. Und sie beginnen damit, sich selbst nicht länger zu unterschätzen.
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Was genau ist das Imposter-Syndrom?

Das Imposter-Syndrom – auch bekannt als Hochstapler-Syndrom – beschreibt das anhaltende Gefühl, den eigenen Erfolg nicht verdient zu haben. Menschen, die darunter leiden, glauben, ihre Leistung sei nur Zufall, Glück oder ein Irrtum. Sie leben mit der ständigen Angst, als „Betrüger“ bzw. „Betrügerin“ entlarvt zu werden, obwohl es objektive Belege für ihre Kompetenz gibt.

Das Phänomen betrifft keineswegs nur vereinzelte Personen. Studien zeigen: Rund 70 % aller Menschen erleben im Laufe ihres Berufslebens Phasen, in denen sie sich wie ein Hochstapler oder eine Hochstaplerin fühlen. Und zwar unabhängig von Ausbildung, Berufserfahrung oder objektiven Erfolgen. Besonders erstaunlich: Auch sehr erfolgreiche Persönlichkeiten wie Tom Hanks, Michelle Obama oder sogar Albert Einstein berichteten von ähnlichen Gefühlen.

Bin ich betroffen? Und woher kommt dieses lähmende Gefühl?

Nicht jeder, der manchmal an der eigenen Leistung zweifelt, muss sich sofort Sorgen machen. Allerdings ist hier ehrliche Reflexion wichtig: Die Anzeichen des Imposter-Syndroms sind oft subtil, aber hartnäckig:

  • „Ich habe den Job nur bekommen, weil ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.“
  • „Wenn die anderen wüssten, wie wenig Ahnung ich eigentlich habe …“
  • „Ich muss mehr leisten als alle anderen, um mithalten zu können.“
  • „Ich habe das Lob nicht verdient.“

Die Auswirkungen? Ein ständiger innerer Druck, der den Berufsalltag erschwert und langfristig zu Erschöpfung, Burn-out, Angststörungen oder Depressionen führt. Oft lohnt ein Blick auf den Ursprung dieser Gedanken.

Die Ursachen des Imposter-Syndroms sind vielschichtig. Neben gesellschaftlichen Einflüssen spielen auch familiäre Prägungen und Persönlichkeitsmerkmale eine große Rolle. Ein interessanter Erklärungsansatz stammt aus der Transaktionsanalyse von Eric Berne: Er geht davon aus, dass wir bereits in der Kindheit unbewusste Glaubenssätze – sogenannte Skripte – entwickeln. Diese prägen unser Denken und Handeln bis ins Erwachsenenalter. Ein Beispiel: Wenn Eltern ihrem Kind ständig das Gefühl geben, ohne sie könne es nichts erreichen, verinnerlicht es womöglich den Glaubenssatz „Ich darf nicht erfolgreich sein“. Auch Geschwisterkonstellationen oder unterschwellige Botschaften im familiären Umfeld können dazu führen, dass jemand später Schwierigkeiten hat, die eigenen Erfolge als verdient anzunehmen.

Der Teufelskreis: immer mehr leisten, um sich selbst zu überzeugen

Viele Betroffene versuchen, der inneren Unsicherheit durch übermäßige Leistung entgegenzuwirken. Sie machen Überstunden, übernehmen zusätzliche Aufgaben, wollen alles perfekt machen – und erleben dennoch nie das Gefühl, „gut genug“ zu sein. Der Erfolg wird dabei nicht als Bestätigung, sondern als Resultat extremer Anstrengung gesehen. So entsteht ein Teufelskreis, der das Imposter-Syndrom weiter verstärkt.

Wie Sie den Kreislauf durchbrechen

Doch keine Sorge, es ist kein unausweichliches Schicksal. Sie können lernen, konstruktiv damit umzugehen – und Schritt für Schritt Ihr Selbstbild zu verändern. Folgende Strategien können dabei helfen:

  1. Selbstreflexion fördern: Führen Sie ein Erfolgstagebuch, in dem Sie regelmäßig notieren, was Ihnen gelungen ist. Wichtig ist, die Formulierungen bewusst auf Ihre eigene Leistung zu beziehen: „Ich habe es geschafft, dass …“ oder „Mir ist gelungen …“ – und nicht: „Das hat sich so ergeben“ oder „Das war halt Glück“.
  2. Komplimente annehmen: Statt Komplimente reflexhaft abzuwinken, üben Sie sich darin, ein einfaches „Danke“ zu sagen – und die Wertschätzung anzunehmen. Sie müssen nicht perfekt sein, um Lob zu verdienen.
  3. Realistische Ziele setzen: Wer ständig nur Höchstleistungen von sich selbst erwartet, wird sich schnell überfordern. Setzen Sie sich erreichbare Ziele und feiern Sie auch kleine Erfolge – das stärkt Ihr Selbstvertrauen nachhaltig.
  4. Sprechen Sie über Ihre Gefühle: Im Gespräch mit Kollegen, Kolleginnen oder dem Freundeskreis können Sie Ihre Zweifel teilen und neue Perspektiven gewinnen. Oft hilft allein das Bewusstsein, nicht allein zu sein.
  5. Tiefer gehen – mit Coaching: Ein Coaching – zum Beispiel mit der Methode des Introvision Coachings – kann helfen, die tieferliegenden Blockaden zu erkennen und aufzulösen. Denn viele wissen im Kopf längst, dass sie gut sind – doch emotional fühlt es sich oft anders an. Genau hier kann ein professionelles Coaching ansetzen.
  6. Selbstmitgefühl entwickeln: Behandeln Sie sich selbst so wohlwollend, wie Sie es bei anderen tun würden. Erlauben Sie sich, Fehler zu machen, zu lernen, sich weiterzuentwickeln – ohne den inneren Kritiker ständig auf dem Plan zu haben.

Sie dürfen an sich glauben

Das Imposter-Syndrom ist weitverbreitet – und kein Zeichen von Schwäche. Vielmehr ist es ein Signal dafür, wie ernst Sie Ihre Verantwortung nehmen. Aber: Es darf nicht Ihr berufliches Leben dominieren. Mit mehr Selbstreflexion, realistischer Zielsetzung, wertschätzendem Austausch und der bewussten Annahme Ihrer eigenen Erfolge können Sie aus dem Schatten treten. Ihre Leistung ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis Ihrer Kompetenz, Ihres Engagements und Ihrer Persönlichkeit.

Trauen Sie sich, das auch selbst zu glauben. Wenn Sie mehr Impulse für Führungskräfte, Business Talk, Management-Input und Gedanken, die Unternehmen für die Zukunft stärken, möchten, dann hören Sie gerne in den Business-Podcast von Alice Dehner rein.