Individuum und System - man muss beides kennen

| Alice Dehner
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Coaching ist ein komplexer Prozess, der sich nicht im gemeinsamen Reflektieren erschöpft. Um als Coach für den Klienten wirklich hilfreich zu sein, muss der Coach sehr viel wissen: Darüber, wie Menschen „ticken“ und darüber wie Systeme „ticken“. Wenn man nur auf das Eine oder nur auf das Andere setzt, wird man wahrscheinlich den Anforderungen an ein gutes Coaching nicht gerecht.

Systemische Ansätze bieten hervorragende Denkmodelle, wenn es zum Beispiel darum geht, neue Sichtweisen ins Spiel zu bringen, Change-Prozesse zu begleiten oder wenn die Probleme des Klienten augenfällig systemischer Natur sind - also wenn sich zum Beispiel zeigt, dass eine Änderung im System das Problem zum Verschwinden bringt. Wer sich jedoch darauf verlässt, dass er mit rein systemischen Ansätzen immer gut coachen kann, wird schnell an Grenzen stoßen. Wenn das Problem, um das es geht, nicht systembedingt ist, braucht man psychologisches Hintergrundwissen, das systemische Ansätze nicht bieten, denn sie besitzen kein brauchbares Persönlichkeitsmodell.

Die Transaktionsanalyse zeichnet sich dadurch aus, dass sie ein schlüssiges, leicht nachvollziehbares Persönlichkeitsmodell zur Verfügung stellt. Dass es leicht nachvollziehbar ist, bedeutet jedoch nicht, dass es simpel sei oder unzulässige Verallgemeinerungen biete. Es wurde von Eric Berne auf Grund scharfer Beobachtungsgabe und großer Menschenkenntnis entwickelt. Mit diesem Persönlichkeitsmodell lässt sich gut verstehen, „wie jemand tickt“. Doch man muss mit diesem Tool auch umgehen können und das erfordert einiges an Training. Deshalb hat man auch noch kein brauchbares Werkzeug an der Hand, wenn man glaubt, sich in einem Schnelldurchgang mal eben rasch die drei Ich-Zustände angeeignet zu haben.

Doch wenn man die Konzepte gründlich verstanden hat, gelingt es dem Coach, schnell zu verstehen, was bei einem Klienten das eigentliche Problem ist, wie er selbst zur „Konstruktion“ seiner Schwierigkeiten beiträgt, wo er sich selbst im Weg steht. Die Modelle der TA ermöglichen es, konkrete Hypothesen zu bilden und darauf aufbauend gezielte Fragen zu stellen, so dass der Coach bereits im ersten Gespräch etwas von seiner Kompetenz zeigen kann, denn wenn er imstande ist, sich schnell ein klares Bild von der Situation des Klienten zu machen, hat er auch rasch vernünftige Ideen, was vordringlich zu bearbeiten ist.

Wenn man das Persönlichkeitsmodell mit den Ich-Zuständen und der Skript-Theorie anwenden gelernt hat, ist man als Coach auch in der Lage, schnell und schlüssig lebensgeschichtliche Zusammenhänge zwischen den jetzigen Schwierigkeiten des Klienten und seinen früher gemachten Erfahrungen herzustellen. Diese Erkenntnisse für die Klienten meist von großer Bedeutung, denn sie tragen zur Problemlösung bei. Sie stellen für Klienten häufig schon eine Erleichterung dar, wenn ihnen das unverständliche „idiotische“ eigene Verhalten plötzlich erklärbar wird. Das allein ermöglicht dem Klienten oft schon, sein Verhalten zu verändern.

Um gemeinsam mit dem Klienten dessen Probleme lösen zu können, muss der Coach also nicht nur das System „Unternehmen“ kennen, sondern auch das System „Mensch“. In unserer CoachingAusbildung setzen wir uns deshalb, neben systemischen und etlichen weiteren Aspekten des Coachings, intensiv mit der Transaktionsanalyse auseinander und jeder Teilnehmer erhält viele Möglichkeiten, die einzelnen Elemente der Theorie so lange praktisch zu üben, bis sie ihm vertraut sind und „sitzen“, d. h. bis er sie auch in den eigenen Coachings erfolgreich einsetzen kann.