Kampf der Unternehmen: Wer gewinnt neue Fachkräfte?

Noch vor einigen Jahren wurden Witze über einen drohenden Fachkräftemangel gerissen. Unternehmen waren sich sicher, dass sie immer genug Mitarbeitende haben werden und der stetige Fluss von zahlreichen Bewerbungen auf eine offene Stelle bleibt. Doch jetzt ist die Realität eine andere: Wir sind angekommen im Fachkräftemangel – und dieser ist alles andere als ein Witz, sondern ein ernstzunehmendes Problem für Unternehmen und Personalabteilungen.
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Auf der Messe „Zukunft Personal“, auf der wir seit 20 Jahren traditionell mit einem Stand vertreten sind, haben auch wir den Fachkräftemangel deutlich gespürt. Es gab riesige Recruiting-Stände mit vielen Mitarbeitenden vor Ort. Immer wieder hörten wir von Seiten unserer Kunden, dass das vom Management vorgegebene Jahresziel des Personalaufbaus unrealistisch ist, da der Arbeitsmarkt das gar nicht hergibt. Viele Unternehmen wollen wachsen und neue Mitarbeitende einstellen, doch das wird zunehmend zur Herausforderung, weshalb die Frage aufkommt, wie sich Arbeitgeber im Kampf um gute Fachkräfte attraktiv platzieren.

Stellen bleiben lange unbesetzt

Wir sind keine Recruitingexperten und geben auch keine pragmatischen Tipps, wo Sie Mitarbeitende am besten finden oder wie eine ideale Stellenausschreibungen formuliert wird etc. Was uns interessiert, ist vielmehr der Aspekt der Organisationsentwicklung und der Unternehmenskultur. Wir sind davon überzeugt, dass es immer wichtiger wird, eine Unternehmenskultur zu prägen, die einen Anreiz für neue und junge Mitarbeitende bildet. Wie sich das auswirkt, zeigt die Geschichte eines erfolgreichen Unternehmers, der uns erzählte, dass er auf eine Stellenausschreibung vor einem Jahr so gut wie keine Resonanz bekam. Es gab nur wenige Bewerbungen und diese waren nicht geeignet. Ein ganzes Jahr blieb die Stelle unbesetzt, bis sich im Unternehmen etwas veränderte. 

Was zeichnet Unternehmen aus?

Das Unternehmen begann, sich massiv mit den eigenen Werten und der Unternehmenskultur zu beschäftigen. Es ging primär um die Frage, was das Unternehmen ausmacht – inhaltlich sowie zwischenmenschlich. Der berühmte Purpose rückte in den Fokus und es wurde daran gearbeitet, diesen mit Leben zu füllen. Die daraus resultierenden Veränderungen flossen auch in eine neue Stellenausschreibung ein. Plötzlich gab es eine komplett andere Resonanz und viel mehr Bewerbungen. Und das trotz eines gewagten Manövers, in dem das Unternehmen sich als bester Arbeitgeber beschrieb und nur die besten Ingenieure suchte. Dennoch kamen mehr als 30 gute Bewerbungen herein. Wahrscheinlich klang die Anzeige vor einem Jahr auch nicht schlecht und stellte das Unternehmen mit Sicherheit sehr vorteilhaft dar. Allerdings wird in diesem Beispiel klar, wie wichtig es ist, sich ernsthaft mit der Unternehmenskultur und mit dem, was einen auszeichnet, zu beschäftigen. Wird dies anschließend nach außen transportiert, verändert sich die Wahrnehmung zum Positiven.

Unternehmenskultur betrifft alle

Die Unternehmenskultur ist die Schnittmenge der Werte und Verhaltensweisen in einem Unternehmen. Wenn Sie sich also mit der Unternehmenskultur beschäftigen, ist es zunächst wichtig, sich mit Werten auseinanderzusetzen. Aber bitte nicht nur auf einem Blatt Papier, sondern allumfassend. Im nächsten Schritt gilt es, diese Werte in konkrete Verhaltensweisen umzusetzen. Was zum Beispiel wird im Unternehmen unter dem Wert „Qualität“ verstanden? Und wie spiegelt sich der Wert in den Führungsgrundsätzen wider? Wird das tägliche Agieren der Führungskräfte diesem Werten gerecht? Wie wird der Wert in der Kommunikation gelebt? Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion und spielen daher in der Unternehmenskultur eine sehr prägende Rolle. Dennoch sollten alle mit ins Boot geholt werden im Sinne einer allgemeinen Kommunikationskultur. Es geht um Fragen, wie generell in Unternehmen miteinander umgegangen wird. An dieser Stelle sind Kommunikationsmuster förderlich, die wie eine kleine Gesetzgebung sind und den Menschen zeigen, dass sie gewertschätzt werden, sowohl von den Führungskräften als auch den Kolleginnen und Kollegen. Die Muster lassen sich für viele Situationen etablieren, zum Beispiel beim Umgang mit Konflikten. Das wiederrum hat großen Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit, die sich herumspricht – auch in Richtung zukünftiger Bewerbenden.

Kommunikationskultur – ein Schlüsselfaktor

Eine gute Kommunikationskultur wird von den jungen Generationen noch mehr eingefordert, als es früher der Fall war. Neben der inneren Kommunikation spielt auch die nach außen eine große Rolle. Wie wird mit Kunden, Geschäftspartnern und anderen Kontaktpersonen umgegangen? Haben die Kunden das Gefühl, dass die Menschen nicht nur im Unternehmen gut mit sich umgehen, sondern auch mit ihnen? Werden ihre Bedürfnisse wahrgenommen und versucht, darauf einzugehen? Arbeiten die Geschäftspartner gerne mit dem Unternehmen zusammen oder fühlen sie sich eher ausgenutzt? Gibt es ein gutes Miteinander auf Augenhöhe? Die Kommunikationskultur ist ein wichtiger Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, sich als attraktiver Arbeitgeber aufzustellen.

Fehlerkultur – bitte etwas mehr davon

Neben der Führungs- und Kommunikationskultur kommt auch der Fehlerkultur eine bedeutende Rolle zu. Hierzulande ist es häufig noch so, dass Fehler erst gar nicht erlaubt sind – was natürlich absurd ist. Wenn wir keine Fehler machen, haben wir keine Chance zu lernen, denn in jedem Fehler steckt buchstäblich das Wort Helfer. Unternehmen sollten die Fehlerkultur verstärkt integrieren, um sich die Chance des gemeinsamen Lernens und des Besserwerdens nicht entgehen zu lassen. Eine Angstkultur hingegen führt dazu, dass auf Routinen gesetzt wird. In dynamischen, schnelllebigen Zeiten ist genau das nicht gefragt. Unternehmen brauchen etwas Neues. Und dazu müssen sie gemeinsam lernen und besser werden. Neben einer guten Fehlerkultur sollten Unternehmen den Mitarbeitenden Sicherheit und Vertrauen schenken, dann entwickeln sie den Mut, sich zu entfalten und neue Wege zu gehen.

Fazit: Unternehmenskultur ist unerlässlich im „War for Talents“

Kommunikation, Führung, Fehler – alles wirkt in der Unternehmenskultur zusammen und sorgt dafür, dass sich die Menschen im Unternehmen wohlfühlen, resilient sind und Mut entwickeln, Lösungen zu finden und Herausforderungen positiv anzugehen, was sich wiederrum positiv auf die Veränderungen auswirkt und die Innovationskraft stärkt. Zusammengefasst ist die Unternehmenskultur einer der wichtigsten Aspekte im Kampf um Fachkräfte und ein unerlässlicher Faktor, der Unternehmen attraktiv macht.

Im Business Podcast von Alice Dehner gibt es weitere Impulse für Führungskräfte, Business Talk, Management-Input und Gedanken, die Unternehmen für die Zukunft stärken.