Man wird ja noch fragen dürfen

| Alice Dehner

So, wie Geben seliger ist denn Nehmen - was man unschwer daran erkennen kann, dass es dem, der „Ich geb dir gleich eine aufs Maul“ ankündigt und dann danach handelt, viel besser geht als dem Empfänger der Botschaft, der sein seelisches Gleichgewicht erst wiederhergestellt sieht, wenn er sich für die Gabe revanchiert hat - so wird Fragen gemeinhin höher geschätzt als Antworten. Man kann sich damit im Großen und Ganzen und von den Ausnahmen einmal abgesehen, halt viel weniger blamieren. Fragen wird man ja wohl noch dürfen, und fragen kostet auch nichts. Fragen sind das Zeichen eines wachen Geistes! Wer keine Fragen mehr stellt, der lernt auch nichts mehr dazu. Man muss sich nie genieren, etwas zu fragen, denn: Dumme Fragen gibt es gar nicht, haben unsere wohlmeinenden Eltern uns beigebracht. Und so haben wir das zu deren Nutz und Frommen an unsere Kinder weitergegeben. Auch: „Was bist denn du für ein Depp?“ kann unter Umständen unter die ernst gemeinten Fragen gezählt werden, ’s kommt halt immer auf den Kontext an.

Heutigen Tages kann man sich ja viele Fragen stellen, also eigentlich fragt man sich nur noch, denn auf den Schwachsinn, der massenhaft produziert wird, hat man schon längst keine Antworten mehr, aber da ich mir geschworen habe, weder die Begriffe AfD, noch Pegida, noch braune Drecksäcke in meinen Kolumnen zu erwähnen, tue ich das auch nicht. Mein Mund ist versiegelt. Niemals würde ich mich so weit erniedrigen, hinzuschreiben, was ich darüber denke. Nie! Never ever! Aber ich hätte da einen konstruktiven Vorschlag. August der Starke war ja mal in Personalunion König von Sachsen und von Polen. Diese gedeihliche Verbindung aus guten alten Zeiten könnte man doch wieder aufleben lassen und die Sachsen mit den Polen vereinen, wo sie politisch so schön zusammenpassen… Und wenn wir schon dabei sind: Passen die Bayern nicht ganz vorzüglich zu Österreich? Also, besser als zu Preußen, oder Frau Gruber? Naja, man wird ja noch fragen dürfen…

Aber es gibt ja noch mehr auf der Welt, was fragwürdig ist. Ist „fragwürdig“ nicht ein wunderbares Wort? Es verdreht so unschuldig den Sinn. Da schwimmt es übrigens auf einer Wellenlänge mit „merkwürdig“. Denn wenn etwas merkwürdig ist, meinen wir für gewöhnlich ja nicht, dass es wirklich der Mühe wert ist, sich diese Sache zu merken. Ganz im Gegenteil, je schneller man das wieder vergisst, desto besser ist es meistens. Oder legen Sie Wert darauf, eine dauerhafte Freundschaft mit jemandem einzugehen, den Sie als „merkwürdigen Kerl“ bezeichnen? Eher nicht, oder? Und was gibt es nicht für merkwürdige Kerle. Da passt es, dass etwas, das fragwürdig ist, man meistens auch eher nicht näher erklärt kriegen will.

Sondern man will nichts damit zu tun haben!

Und jetzt komme ich endlich zum Kern meiner Ausführungen. Die Frage, die mir seit Äonen, wenn nicht noch länger, auf den Nägeln brennt:

Warum, zum Teufel, gibt es andauernd irgendwelche „Updates“? Und warum zwingt man mich, die auf meinem Computer zu beherbergen?

Immer, wenn ich gerade gelernt habe, mit einem Programm halbwegs zurecht zu kommen, und weiß, wo ich wie klicken muss, um den Computer einigermaßen handzahm zu machen, gibt es ein „Update“, das mein technikaffiner - ha, was heißt technikaffin - mein technikbesessener Gatte inzwischen vermutlich heimlich in mein Gerät schmuggelt. Ich habe den begründeten Verdacht, dass er dazu mitten in der Nacht aufsteht, sich mit der Taschenlampe in der Hand an meinen Computer schleicht, und mit einem diabolischen Grinsen all diese „Updates“, auf die er so scharf ist und gegen die ich eigentlich die Grenzen dicht gemacht hatte (sieht man mal wieder, was das nützt!) hereinzulassen. Mit dem Erfolg, dass mein Computer mir wieder den Gehorsam verweigert! Er beißt die Hand, die ihn füttert! Und ich stehe wieder da wie der Ochs vorm Berg.

Dass ich nicht die Einzige bin, die dieses Problem hat, kann ich mit zwei Zitaten belegen, die von Menschen stammen, die nicht insgeheim als Computerminderbemittelte oder Computerandersfähige oder wie das heutzutage politisch korrekt ausgedrückt werden muss, von ihrer Familie belächelt werden. „Wir kommen schnell zu einem Punkt, an dem wir nicht mehr verstehen, wie Software funktioniert“, das sagt Peter Purgathofer, Professor an der TU Wien und ich kann dem Mann nur beipflichten. Er weiß womöglich gar nicht, wie recht er damit hat, vor allem in meinem Fall! Dass es dabei um Algorithmen ging, tut hier nichts zur Sache - es geht ums Prinzip! Und was Andrew Moore, seines Zeichens Dekan für Computerwissenschaften an der Carnegie Mellon Universität geäußert hat, findet ebenfalls meinen Beifall: „Die Menschen überschätzen, inwieweit IT-Firmen verstehen, wie ihre eigenen Systeme arbeiten.“ Na, wenn das so ist! Ich glaube das übrigens schon lange…

Also noch einmal mit Gefühl: Warum gibt es alle naselang sinnlose Updates für Programme, die davor einwandfrei funktioniert haben? Und das ist keine rhetorische Frage. Aber ehrlich gesagt und unter uns, natürlich auch keine echte - sondern der Aufschrei einer gequälten Seele, jawohl