Prüfungsängste sind kein unabänderliches Schicksal!

| Ulrich Dehner
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Es gibt eine Vielzahl Menschen, die an mehr oder weniger schweren Formen von Prüfungsängsten leiden. Dabei ist es so leicht, mit ihnen fertig zu werden! Prüfungsängste müssen nicht sein. Wir können mit Stolz behaupten, dass bisher noch JEDER, der wegen Prüfungsängsten zu uns kam, seine Prüfungen hinterher bestanden hat – und zwar gleichgültig, ob es sich dabei um Abiturprüfungen, Uni-Prüfungen, Accessment Center oder Prüfungen in Form wichtiger Präsentationen gehandelt hat.

Der hier dargestellte Fall stammt aus Ulrich und Renate Dehners Buch „Introvision – Die Kunst ohne Stress zu leben“, erschienen 2015 im Kreuz-Verlag.

Es ist Fall eines Studenten, der sein Physikstudium sehr verantwortungsvoll und leistungsbereit betrieb. Er verbrachte seine Tage mit Praktika an der Universität und lernte fleißig, hatte aber auch gute soziale Beziehungen, verstand sich gut mit seinen Eltern und hatte sein Leben im Griff. Er entwickelte trotz alledem immer mehr Prüfungsangst. Als ihm eine sehr wichtige Prüfung bevorstand, konnte er zwar noch dafür lernen, hatte sich aber bereits so in seine Angst hineingesteigert, dass er beim Gedanken an die eigentliche Prüfung von solcher Panik ergriffen wurde, dass ihm körperlich unwohl wurde. Das schaukelte sich so weit hoch, dass sein Magen revoltierte und er sich übergeben musste.

Er hatte in früheren Prüfungen auch bereits die Erfahrung gemacht, dass es ihm währenddessen entsetzlich ging, denn er war die ganze Zeit beherrscht von Angst und spürte deutlich, dass dadurch seine Denkfähigkeit stark beeinträchtigt war. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und wenn er merkte, dass er eine Aufgabe nicht sofort lösen konnte, geriet er in helle Aufregung – strukturiertes und gelassenes Nachdenken rückte in weite Ferne. So war er trotz guter Vorbereitung tatsächlich auch schon durchgefallen.

Obwohl seine Eltern und seine Freunde mit Verständnis darauf reagiert hatten, half das nicht, seine Prüfungsangst zu lindern. Seine Eltern taten, was sie konnten, um ihn zu beruhigen. Doch all ihre Versuche, ihm zu vermitteln, dass es doch kein Beinbruch sei, wenn er durch die Prüfung fiele, halfen ihm ebenso wenig wie das Wissen, dass er die Prüfung ja notfalls würde wiederholen können. Seine Freunde gaben sich Mühe, ihn abzulenken, wenn er in Panik geriet, doch diese Ablenkungsmanöver zeitigten immer nur kurzfristige Erleichterungen. Sobald er wieder an die Prüfung dachte, war es mit seinem Seelenfrieden vorbei. Auch die Maßnahmen, die er selbst ergriff, um seine Anspannung zu lindern, führten zu keinem Erfolg. Er hatte mit Autogenem Training und mit Progressiver Muskelrelaxation nach Jacobsen versucht, der Angst Herr zu werden. Doch keine der Methoden brachte dauerhaften Erfolg. Er konnte sich damit immer nur kurzfristig beruhigen.

Die jetzt bevorstehende Prüfung musste er bestehen. Diesmal wäre eine Wiederholung der Prüfung nicht mehr möglich – würde er jetzt durchfallen, wäre es mit seinem Studium vorbei. Dieses Wissen verschlimmerte seine Angst natürlich noch und das Coaching erschien ihm als der letzte rettende Anker.

Im Coaching wurde deutlich, dass eine Eltern ihn immer unterstützt und gefördert hatten und auch angesichts seiner Prüfungen keinen Druck auf ihn ausübten. Sie gaben im Gegenteil ihr Bestes, um ihn zu beruhigen. Trotzdem hatte sich bei Christian eine heftige Angst vor dem Scheitern ausgebildet, die in dem Imperativ „Ich darf mir nahestehende Menschen nicht enttäuschen!“ gipfelte.

Christian saß zunächst mit dem Satz: „Es kann sein, dass ich meine Freunde enttäusche“, und nachdem er damit keinen Alarm mehr auslösen konnte, mit „Es kann sein, dass ich meine Familie enttäusche.“ Damit erlebte er starke körperliche Reaktionen, sein Magen verkrampfte sich und ihm wurde schlecht, doch ebbten diese Wellen im Verlaufe mehrerer Settings ab, sodass seine Stress-Belastung in der ersten Sitzung von neun auf vier sank. Nach der zweiten Coachingsitzung reduzierte sich die Belastung auf Null und er bewältigte seine bevorstehende Prüfung ohne Schwierigkeiten. Die Arbeit mit Christian war ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht notwendig ist, lebensgeschichtliche Zusammenhänge zu erkennen, um Introvision erfolgreich anzuwenden.