Renates Kolumne: Kalte Wut auf 3 F

| Renate Dehner
Wunderliches Wort: Die Zeit vertreiben!
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigts nicht: Wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem?

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Die letzte Kolumne habe ich mit Rainer Maria Rilke aufgehört, nun fange ich die neue mit ihm an. Und er hat ja so recht! Im Prinzip, jedenfalls. Das Vergehen der Tage – ist das eigentlich strafwürdig? Könnte man sagen, es ist nicht nur ein Vergehen, sondern geradezu ein Verbrechen? Wobei man bei dem Problem, die Zeit festzuhalten, natürlich durchaus zwiegespalten sein kann. Harte Zeiten können ja eigentlich gar nicht schnell genug vorbeigehen und man legt auch gar keinen Wert darauf, dass sie wiederkommen. Bei schönen Zeiten sieht die Sache anders aus. Ob der lange, lange Sommer schön war oder nicht, ist allerdings - klar, wie immer bei Schönheitswettbewerben - Ansichtssache und kommt auf den Betrachter an. Ein Student am Bodensee und ein Bauer in Mecklenburg -Vorpommern dürften den Sommer recht unterschiedlich wahrgenommen und geschätzt haben.

Auf jeden Fall war er schön warm, und dass das jetzt vorbei ist, gibt einem, egal, wie sehr man im August auf die Hitze geschimpft hat, im kühlen September zu denken. Ich zum Beispiel denke darüber nach, mir einen Neopren-Anzug zuzulegen, um das kalte Duschen erträglicher zu machen. Tja, die warme Zeit zu halten, hoffentlich wird das in den kommenden Monaten nicht solch ein Riesenproblem, dass einen nicht das Bleiben von November, Dezember, Januar und Februar ängstigt, sondern dass man sich von Herzen wünscht, der harte Winter möge doch so schnell wie möglich vorbeigehen – egal wieviel kostbare Lebenszeit auf Nimmerwiedersehen mit dahinschwindet.

Falls man geneigt ist, dieser nachzutrauern, darf man nicht vergessen, dass mit der eigenen kostbaren Lebenszeit auch die der lächerlichen Figuren im Kreml und anderswo mit entflieht. Das ist etwas, worüber man sich mit Fug und Recht freuen darf – womit wieder einmal bewiesen wäre, dass nichts so schlecht ist, dass es nicht auch sein Gutes hätte. Nicht dass der Alterungsprozess dieser Popanze mit ihren aufgeblasenen Egos bisher irgendwelche erfreulichen Resultate im Sinne von „klüger werden“ gezeitigt hätte. Machthunger, Allmachtsphantasien, kompletter Realitätsverlust sowie die Freude daran, andere Länder in Schutt und Asche zu legen, sind, seien wir ehrlich, absolut unreife Verhaltensweisen.

Man kennt das eigentlich nur aus gänzlich anderen Zusammenhängen. Zum Beispiel kann man solche Auftritte gut beobachten, wenn Kinder im Sandkasten sie an den Tag legen, etwa wenn sie die Sandburg des anderen Dreijährigen zusammentreten, weil ihre viel besser und schöner ist und versuchen, dem anderen sein Schäufelchen zu klauen, weil sie das jetzt haben wollen. Auch ihre Reaktion, wenn sie gefragt werden, was das Kratzen, Treten und Beißen soll, ähnelt der dümmlich-verlogenen Argumentation der „Führer“ aller Couleur. Sie greinen: „Aber der andere hat angefangen! Der ist schuld!“ Im Sandkasten greift dann meistens die erziehungsberechtigte Ordnungsmacht ein und wenn man Glück hat, setzt das einen Lernprozess in Gang, der aus dem Schrecken des Spielplatzes doch noch ein vollwertiges, wahlberechtigtes Mitglied der Gesellschaft macht, im besten Fall sogar geimpft. Leider fehlte diese Ordnungsmacht ganz offensichtlich beim Heranreifen der Herren Staatslenker mit terroristischem Hintergrund.

Und leider gibt es noch einen Unterschied zum Sandkasten: Die Idioten haben die Waffen. Mit deren Hilfe polieren sie ihr erbärmliches Selbst auf, indem sie die Schwächeren im Land niederprügeln. Aber machen wir uns nichts vor: Auch das können sie nur, weil eine genügend große Anzahl ihrer Landsleute sie lässt. Es ist nun einmal so, wenn es hart auf hart kommt, ist jeder einzelne verantwortlich, das sollte niemand besser wissen als ausgerechnet wir Deutschen. Dass jetzt wieder Leute im Bundestag sitzen, die uns das Vergessen machen wollen und mutmaßlich von Russland bezahlt werden, sollte uns nicht kaltlassen – egal, wie kalt der Winter wird…

Ceterum censeo, Putinem esse delendam!

PS. Was die drei F bedeuten? Fiese, feiste Fratzen