Renates Kolumne: Schluss mit Verschwendung! Oder: Der Hut!
| Renate DehnerEnergie, um nur ein Beispiel zu nennen: Obwohl die Temperaturen alles andere als angenehm sind (jedenfalls in dem Moment, da ich hier am Computer sitze und das schreibe – vielleicht sieht es anders aus, wenn Sie am Computer sitzen und das lesen) wurde und wird von Politikern unglaublich viel heiße Luft ohne Sinn und Verstand in die Welt geblasen. Ich sollte anfügen, dass ich dabei den eisigen Hauch, der von einem Gletscher namens Weidel ausgeht, schon in die Klimaberechnung eingespeist habe. Dass diesem Eisklotz trotzdem auch die bereits genannte heiße Luft entströmen kann, ist ein physikalisches Phänomen, das ich mir im Moment auch nicht erklären kann, aber in Amerika haben in naher Zukunft viele Wissenschaftler viel freie Zeit, die könnten sich ja vielleicht der Erforschung solcher und anderer Ungereimtheiten, die in der Welt zu beobachten sind, widmen.
Wie man in der Zeitung lesen kann, wird in Amerika ja gerade ganz besonders viel gegen Verschwendung unternommen. Aufseher der atomaren Sicherheit, Wissenschaftler, Kulturschaffende und ähnlich überflüssige Dienstleister kosten schließlich Geld, und der Staat, der die Kassen der Unternehmer füllen muss, kann es sich nicht leisten, dafür weiterhin so viele Dollar zum Fenster hinauszuwerfen. Der X-beliebige Hausmeister, der dort gerade mit eisernem Besen, bzw. seinem Lieblingswerkzeug, der Kettensäge, durch die Korridore der Institutionen fegt, um die moribunden oder bereits abgestorbenen Relikte einer veralteten Staatsform namens Demokratie zu beseitigen, leistet ganze Arbeit. Musk alles auf den Misthaufen, dieser überflüssige Dreck! Welch eine Verschwendung auch, sich Kultur, Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Gerichte zu leisten, wenn man ohne sie viel, viel mehr Geld verdienen kann. Der autokratische Hausherr und sein Hausmeister – wobei man im Moment noch nicht genau weiß, wer eigentlich der Gebieter und wer der nützliche Idiot ist – also diese beiden ehrenwerten Saubermänner der Macht geben gerade wirklich alles, um der Welt zu beweisen, dass sie nur deren Bestes wollen, zumindest dass, was sie ihren Wertvorstellungen nach für das Beste der Welt halten: Also ihr Geld und ihre Ressourcen.
Ja, man kann sagen, Amerika widmet sich gerade in vorbildlicher Weise dem Kampf gegen die Verschwendung, der Turbo-Kapitalismus hat schließlich nichts zu verschenken! Eine besondere Vorreiter-Rolle nimmt der Bundesstaat Ohio ein. Das soll hier gewürdigt werden, denn es zeigt auf beeindruckende Weise, dass es wirklich nichts gibt, was es nicht gibt. Ein Land, in dem Menschen noch im Jahre 2025 glauben, dass das Universum, die Erde sowie alle Lebewesen vor wenigen Tausend Jahren ganz genauso entstanden sind, wie es in dem Tatsachenbericht „Bibel“ nachzulesen ist, ist auch heute noch für Überraschungen gut. Die Zeiten mögen merkwürdig sein, um nicht zu sagen weird, es gibt doch immer etwas, wofür man dankbar sein kann. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass das nachfolgende Beispiel nur im ersten Moment skurril erscheint. Es hat einen sehr nachvollziehbaren Hintergrund.
Um gegen einen tatsächlichen Missstand zu protestieren, und das ist jetzt kein Witz, haben zwei demokratische Abgeordnete eine Gesetzentwurf eingebracht, der mit „Sperma-Verschwendungsverbotverordnung“ umschrieben werden kann. Laut „Stern“ online wollen die beiden Politiker auf diese Weise dagegen protestieren, dass Gesetze zwar über den Körper von Frauen bestimmen, indem sie den Frauen das Recht auf Abtreibung verweigern, selbst bei Inzest oder Vergewaltigung, nicht aber über den Körper von Männern. Die können weitgehend machen, was sie wollen. Laut der eingebrachten Verordnung würde sich strafbar machen, wer zwar Geschlechtsverkehr hat und Sperma verspritzt, dies aber ohne die Absicht tut, ein Ei zwecks Embryo-Herstellung zu befruchten. Das war ja schon dem bereits erwähnten Tatsachenbericht ein Dorn im Auge. Ich nehme an, auch Onanie würde unter den genannten Tatbestand fallen, aber vielleicht gibt es dafür mildernde Umstände. Alle Zuwiderhandlungen gegen Spermaverschwendung sollen saftige Strafen nach sich ziehen, das ist ja auch nur Recht und billig, solange Frauen für Abtreibungen bestraft werden.
Wie noch unbestätigte Gerüchte aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen in Washington verlauten lassen, ist auch eine gewisse Mel. T. (vollständiger Name ist der Redaktion bekannt) diesem Spermaverschwendungsverbot nicht abgeneigt. Aus dem gebärfähigen Alter ist sie raus – jeglicher Geschlechtsakt also im wahrsten Sinne des Wortes vergebliche Liebesmüh - und dank dieser Verordnung könnte sie sich die Kosten für extravagante Hüte als Abstandshalter sparen. Ich sag doch, Schluss mit der Verschwendung!