Stressoren, die Sie kennen sollten: Teil 5 „Beeil dich“
Geschwindigkeit als Ideal
In der deutschen Gesellschaft hat Geschwindigkeit einen hohen Stellenwert. Schnell zu arbeiten und Aufgaben zügig zu erledigen, wird oft als Zeichen von Effizienz und Erfolg angesehen. Ähnlich wie der Druck, perfekt oder stark zu sein, kann aber auch der „Beeil dich“-Antreiber zu einer bedeutenden Belastung werden. Menschen, die diesem inneren Antreiber unterliegen, erleben oft das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen. Wenn dann noch zusätzliche Anforderungen hinzukommen, entsteht eine Hektik, die die Umsetzung von Aufgaben eher behindert, als sie zu beschleunigen.
Der Umgang mit dem „Beeil dich“-Stressor
Dieser Stressor zeigt sich nicht ständig, sondern in spezifischen stressigen Situationen. Ein Beispiel ist die Vorbereitung auf einen wichtigen Termin. Manche Menschen, die diesen Stressor kennen, fahren extrem früh los, um sicherzustellen, dass sie rechtzeitig ankommen, und erhöhen dabei unnötig ihren Stresspegel. Andere wiederum versuchen, die gewonnene Zeit noch für andere Aufgaben zu nutzen, was häufig dazu führt, dass sie am Ende in Eile geraten und dann doch auch gestresst ankommen.
Ein weiteres Beispiel ist der Umgang mit Zeitdruck bei Aufgaben. Menschen, die dem „Beeil dich“-Antreiber unterliegen, neigen dazu, Multitasking zu betreiben, obwohl es längst erwiesen ist, dass Multitasking ineffektiv ist. Der Versuch, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, führt zu Chaos und Verzögerungen, anstatt zu schnellerem Fortschritt.
Stress durch Unvorhergesehenes und der Einfluss von Generationen
Unvorhergesehene Ereignisse, wie Zugverspätungen, können ebenfalls massiven Stress auslösen. Während einige Menschen solche Situationen als Gelegenheit sehen, um in Ruhe andere Dinge zu erledigen, geraten Menschen mit dem „Beeil dich“-Antreiber in Panik, obwohl sie nichts an der Situation ändern können. Diese innere Unruhe zeigt sich oft auch körperlich, und der Versuch, gegen die Hektik anzukämpfen, verstärkt den Stress nur noch mehr.
Interessanterweise wird der „Beeil dich“-Antreiber häufig von Generation zu Generation weitergegeben. Eltern, die selbst unter diesem inneren Druck leiden, geben diesen oft unbewusst an ihre Kinder weiter. So wird der Stressor zu einem festen Bestandteil des Familienlebens, wie sich zum Beispiel bei stressigen Urlaubsvorbereitungen zeigt.
Lösungsansätze: Erlaubnisse und Handlungsanweisungen
Um dem „Beeil dich“-Stressor entgegenzuwirken, ist es wichtig, sich selbst Erlaubnisse zu geben, die Dinge in Ruhe anzugehen. Dies kann in Form von Mantras wie „In der Ruhe liegt die Kraft“ oder praktischen Handlungsanweisungen geschehen. Eine Methode kann sein, sich bewusst Pausen zu gönnen, tief durchzuatmen und die Prioritäten neu zu ordnen.
Einfache Techniken, wie einmal um den Schreibtisch zu gehen und dann in Ruhe zu planen, wie man die Aufgaben nacheinander abarbeitet, können helfen, den Stress zu reduzieren. Auch im Auto kann eine symbolische Geste, wie das imaginäre Wegwischen des „Beeil dich“-Teufelchens von der Schulter, helfen, die innere Unruhe zu mindern.
Führungskräfte müssen vorleben
Für Führungskräfte ist es besonders wichtig, ein gutes Beispiel zu geben. Wenn sie selbst den „Beeil dich“-Antreiber erkennen und lernen, damit umzugehen, können sie auch ihren Mitarbeitenden helfen, ruhiger und gelassener zu arbeiten. Dies kann durch gemeinsame Gespräche und das Erarbeiten von Handlungsanweisungen geschehen.
Zusammengefasst: Der „Beeil dich“-Stressor ist tief in unserer Gesellschaft verankert und wird oft von Generation zu Generation weitergegeben. Doch mit gezielten Erlaubnissen und Handlungsanweisungen können wir lernen, diesen inneren Druck zu erkennen und ihm entgegenzuwirken. Indem wir mehr Gelassenheit in unseren Alltag integrieren, können wir unsere Resilienz stärken und stressfreier leben.
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