Renates Kolumne: Alle mal lächeln

Okay, ich gebe es zu, der menschgewordene Magen-Darm-Infekt mit dem dümmlichen Gesicht, den man sich jeden einzelnen Morgen in der Zeitung ansehen muss, verhagelt mit auch die Stimmung. Und wenn man dann auch noch lesen muss, dass die rechte Gewaltkriminalität immer schlimmer wird, kriege ich Angst. Aber dass die Stimmung im Alltagsleben immer aufgeheizter würde??? Die „Leute“ immer gereizter und unfreundlicher, man könne ja gar nicht mehr, und isses denn die Möglichkeit, und da soll doch mal einer, wo gibt’s denn sowas und da hat der doch tatsächlich! Nein, hat er nicht und es soll auch keiner! Wenn Sie nicht gerade dauernd mit der AfD zu tun haben oder permanent auf asozialen Netzwerken unterwegs sind, ist doch unsere Welt hier zum Glück immer noch ein ziemlich freundlicher Ort. Da gibt es üblere …

Wer für rechte Hetze empfänglich ist, kann sich natürlich schnell reinsteigern in das ohgottohgottohgott es wird alles immer schlimmer und wo soll das noch hinführen-Gefühl. Muss man aber nicht. Niemand sollte denen auf den Leim gehen, die uns Gefühle einreden wollen, die wir in Wirklichkeit gar nicht haben. Und außerdem: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!“ Alte Weisheit, gilt aber immer noch. Wenn man die Menschen im Alltag anlächelt und freundlich ist, kommen sie einem für gewöhnlich freundlich entgegen. Dass das manchmal nicht der Fall ist, war vor fünfzig Jahren schon so, glauben Sie einer alten Frau. Unfreundliche Ekel gab es immer und wird es immer geben. Die meisten sind zum Glück nicht so. Ja, ich weiß, ich lese auch die Nachrichten über Menschen, die komplett jeden Anstand verloren – oder denselben nie besessen - haben, und Rettungsdienste, Feuerwehrleute, Notärzte und andere hilfsbereite Menschen angreifen. Aber im ganz normalen Alltagsleben geht es da nicht im allgemeinen freundlich und gesittet zu?

Wer hingegen vor Hass sprüht und nicht müde wird, den zu verbreiten, sich selber immerzu als Opfer darstellt und an Allem, was er glaubt, als Missstand ausgemacht zu haben, stets nur anderen die Schuld gibt, keine Toleranz kennt, aber für sich selbst unentwegt welche einfordert, wer seine Wut kultiviert und verbreitet, weil er weiß, es dient seinen Zwecken, wenn möglichst viel Menschen von dieser überflüssigen Wut angesteckt werden, der hat ein großes Interesse daran, dieses Gefühl von „Gereiztheit“ und allgemein zugenommener „Unfreundlichkeit“ durch eigene Aktionen zu erzeugen.

Gehen Sie spazieren und lächeln Sie Leute an, die meisten lächeln zurück – also, wenn sie nicht gerade in ihr Handy starren. Gehen Sie in den Supermarkt und lassen freiwillig jemanden vor, der wird sich herzlich bedanken. Haben Sie ein bisschen Geduld, wenn Sie warten müssen und bedenken Sie, dass es den anderen genauso geht. Freuen Sie sich darüber, dass Sie in einem Land leben, das nicht von einem kriminellen Größenwahnsinnigen bombardiert wird. Freuen Sie sich darüber, in Deutschland statt in der Westlichen Kleptokratie, formerly known as United States of America, zu leben.

Und vor allen Dingen: Stoppen Sie das Horrorkino in Ihrem Kopf! So viele Menschen schauen sich täglich einen Horrorfilm an, und das schon seit Jahren. Mal ganz ehrlich, wie viele von den Dingen, um die Sie sich grässliche Sorgen gemacht haben, sind tatsächlich eingetreten? Und wenn tatsächlich etwas von dem Befürchteten eingetreten ist, war es wirklich so schlimm und unüberwindbar? Oder haben Sie nicht doch einen Weg gefunden, damit umzugehen?

Wohlgemerkt, ich empfehle nicht, jetzt nur noch auf der rosa Wolke sieben zu schweben – ich empfehle, in der Realität zu bleiben und den Horrorfilm vom Dokumentarfilm zu unterscheiden. Stellen Sie das Kopfkino am besten ganz ab, also weder Gruselkrimi noch Liebesschmonzette, bleiben Sie in der Wirklichkeit und machen Sie sich bewusst, dass Befürchtungen und Sorgen nichts weiter sind als – Gedanken!

Schauen Sie sich in der Wirklichkeit um, nicht im Internet! Lassen Sie asoziale Medien rechts liegen. Und wenn Sie tatsächlich fürchten oder merken, dass das tägliche Miteinander rauer wird: Es hilft echt nicht weiter, immer nur darauf zu warten und zu er-warten, dass die Anderen sich endlich ändern. Achtung aufgepasst, Kinder, jetzt kommt eine Textaufgabe aus der höheren Mathematik: Wenn in einer Kiste Äpfel sagen wir mal siebzig Prozent der Äpfel behaupten, alle anderen Äpfel außer ihnen seien faul, wie viele faule Äpfel sind dann in der Kiste?

Alles wird teurer, aber die gute Nachricht ist: Freundlichkeit im Alltag kostet nichts. Also, alle mal lächeln!



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