Werte-Kultur in Unternehmen

Die Welt wandelt sich Tag für Tag und stellt Unternehmen immer wieder vor die Herausforderung sich zu verändern. Erst sind die Zeichen noch unauffällig – perfekt, um sie zu ignorieren. Aber die Veränderung löst sich nicht in Luft auf, sie wird fordernder, drängender, bis sie unausweichlich ist. Ein gutes derzeitiges Beispiel sind die jüngeren Generationen, die, seit sie in die Arbeitswelt eingetreten sind, diese radikal durcheinanderwirbeln.

Generation Werte-Kultur

Der Generationenwechsel fordert Unternehmen in einer vorher nie dagewesenen Weise. Denn die neuen, jungen Mitarbeitenden wollen etwas anderes vom Leben als ihre älteren Kollegen. Es reicht ihnen nicht, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, viele sind nicht mit unbefristeten Arbeitsverträgen zu locken. Das Bedürfnis nach Freizeit ist höher, außerdem sollte die Tätigkeit auch in ihren Augen Sinn ergeben. Sie wollen mitentscheiden und sich einbringen. Statt Karriere, Autorität und Prestige streben sie danach, wirklich etwas zu verändern.

All das plus der Fachkräftemangel haben in den letzten Jahren das Kräftegleichgewicht von Unternehmen und Mitarbeitenden umgekehrt. Waren Menschen nach der Weltfinanzkrise 2007 einfach froh, wenn sie einen Arbeitsplatz bekamen, sind sie heute in der privilegierten Position, sich einen aussuchen zu können – und zwar nach ihren Vorstellungen. Und wie diese Vorstellungen aussehen würden ... damit hatten nur wenige Unternehmen gerechnet. 

Werte zu haben, reicht nicht

Unternehmenswerte haben im Generationenwechsel an Relevanz gewonnen. Ein Employer Branding ist mittlerweile eher ein Must-have statt ein nice-to-have. Und weil das zu den meisten Unternehmen durchgesickert ist, erarbeiten sie fleißig ihre Werte und schreiben sie überall drauf. Das ist schon mal ein Schritt, aber er allein führt nicht unbedingt in die richtige Richtung. Denn: Werte müssen gelebt werden. Es reicht nicht, sich auf die Fahne zu schreiben, dass man ein freundliches Unternehmen ist – man muss es auch tatsächlich sein. 

Doch anscheinend erfüllen die erarbeitenden Werte für viele Unternehmen allein einen Repräsentationszweck – und Mitarbeitende, Kunden und Partner reagieren darauf, wie jeder reagieren würde, der statt seiner bestellten Vanillesoße eine Hollandaise serviert bekommt: maximal irritiert. Sie werden wütend, sind enttäuscht, fühlen sich nicht ernstgenommen. Sie werden unzufrieden, fühlen sich hintergangen und sobald sie die Gelegenheit bekommen, wechseln sie das Unternehmen. 

Um es klar zu sagen: Es ist schlimmer sich nicht ausreichend mit den eigenen Werten zu beschäftigen, als sich gar nicht mit ihnen zu beschäftigen. Wer nichts erwartet, kann nicht enttäuscht werden.

Welche Rolle spielen Führungskräfte für die Werte-Kultur eines Unternehmens?

Das erste Problem ist: Zu viele Führungskräfte unterschätzen ihre Vorbildfunktion. Wer mit gutem Beispiel vorangeht, löst bei seinen Mitarbeitenden die größten Fortschritte aus. Das zweite Problem ist: Wer 100 Menschen danach fragt, was für sie Freundlichkeit bedeutet, wird 100 unterschiedliche Antworten bekommen. Und das gilt für alle Werte. 

Daraus ergeben sich folgende Feststellungen: Erstens: Die Führungskraft hat den größten Anteil daran, ob Werte gelebt werden oder nicht. Und zweitens muss ein gemeinsames Verständnis darüber, was die Werte im Alltag eigentlich bedeuten, aufgebaut werden. 

Wie werden Werte gelebt? 

Der erste Schritt kann beispielsweise sein, sich mit seinem Team zusammenzusetzen und sich erstmal darüber auszutauschen, was Freundlichkeit für jeden einzelnen bedeutet. Mit dieser Basis wird es möglich, sich als Team auf eine gemeinsame Linie zu einigen. 

Darauf folgt der nächste Schritt: gemeinsam erarbeiten, wie ein Wert im Unternehmensalltag konkret gelebt werden kann. Was bedeutet es, freundlich am Telefon, per E-Mail oder im direkten Kontakt zu sein? Was bedeutet Freundlichkeit im Verkaufsprozess? Reicht es, einfach pauschal einen guten Tag zu wünschen? Und wenn ja, wie schafft es jemand, dass das nicht komplett austauschbar klingt, sondern ehrlich und aufrichtig?

Bei sich selbst genau hinschauen

Führungskräfte sollten sich das Thema ebenfalls zu Herzen nehmen und sich regelmäßig darin reflektieren. Inwieweit spielen die Werte des Unternehmens in den vielen kleinen Alltagshandlungen, aber natürlich auch in großen Entscheidungen, eine Rolle? Mitarbeitende, Kunden und Partner sollten an den Handlungen und Worten der Führungskräfte die Werte des Unternehmens wahrnehmen. Nur wer die Werte auch im Alltag lebt, gibt ihnen die nötige Authentizität, damit diese wirklich Teil der Unternehmens-DNA werden. 

Werte leben – auch in Krisen

Krisensituationen sollten bei der Reflexion besonders berücksichtigt werden. In einer Notfallsituation kann nur bereits vorhandenes Wissen und zur Routine gewordene Verhaltensweisen abgerufen werden. Wer schon mal als Ersthelfer zu einem Unfall gekommen ist und keine Rettungssanitäter- oder Feuerwehrausbildung absolviert hat, wird das aus eigener Erfahrung kennen. Die meisten Menschen haben schon mal einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, aber wer übt Unfallszenarien, um eine Routine für den Ernstfall aufzubauen? Wer beschäftigt sich damit, was es Neues in Sachen Herz-Rhythmus-Massage oder ähnlichem gibt? Meist sind das allein die Profis, aber die sind eben nicht als erstes vor Ort. 

Das führt oft dazu, dass Menschen als Ersthelfer komplett überfordert von der Situation sind, nicht mehr genau wissen, ob sie zuerst den Notruf wählen oder zur verletzten Person gehen sollten, ein massives Verlangen nach Kompetenzschutz haben (also, dass Feuerwehr und Krankenwaagen eintreffen, weshalb einem selbst die wenigen Minuten Wartezeit wie Stunden vorkommen) und sich oft in Handlungen verlieren, die eigentlich keine Priorität haben. 

Jetzt steht in Sachen Werte kein Menschenleben auf dem Spiel. Wenn es stressig wird, geht unser Hirn trotzdem in diesen Sparmodus und dabei bleibt dann der Wert Freundlichkeit vielleicht auf der Strecke. Aber genau das sind häufig die Momente, in denen es wichtig wäre, ihn zu leben. Aus diesem Grund sind regelmäßige Reviews, die das überprüfen, empfehlenswert. Auf diese Weise kann ein ständiger Progress stattfinden, nach dem Motto: Heute ein bisschen besser als gestern.

Können alle mit den Werten etwas anfangen?

Menschen bringen ihre Werte immer mit. Und diese passen mitunter nicht so richtig zu denen des Unternehmens. Spannend ist zum Beispiel, wie jemand, der den Wert Direktheit hat, den Wert Freundlichkeit füllt. Das ist nicht unmöglich, es bedarf aber Erkenntnisse über sich selbst, um freundlich UND direkt zu sein. Es braucht Gespräche, Reflexionen, Übung und Freiraum, um Werte eines Unternehmens mit den eigenen zu vereinbaren. Mitarbeitende sollten deshalb in diesem Prozess wohlwollend begleitet werden. 

Abgesehen davon wissen viele Menschen nicht, welche Werte sie haben, einige leben leider sogar entgegen ihren Werten. Mitarbeitende für das Thema zu sensibilisieren kann deshalb dazu beitragen, dass sich beispielsweise der Umgang untereinander verändert. Wer versteht, warum andere auf eine bestimmte Weise denken und handeln, entwickelt mehr Verständnis für seine Mitmenschen.

Wertvolle Unterstützung: dehner academy

Eine Unternehmenskultur zu verändern, passiert nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit und gut und gerne mal die Außensicht von jemanden, der sich damit auskennt. Die Arbeit an den eigenen wie auch an den Unternehmenswerten, wie diese mit Leben gefüllt werden können und wie eine ständige Reflexion aussehen kann, ist sicher nicht allen Führungskräften geläufig oder fällt ihnen leicht. Wir stehen Ihnen gerne zur Seite und unterstützen Sie mit unserem Wissen und unserer Erfahrung darin, Werte lebbar und erlebbar zu machen.