In unserer deutschen Kultur ist es, im Gegensatz zu anderen Ländern wie beispielsweise den USA, immer noch verpönt Fehler zu machen. Personen des öffentlichen Lebens, Politiker und Menschen, die Unternehmen vorstehen, geben nur selten Fehler zu. Sollten sie es doch tun, werden sie für ihr Scheitern oftmals hart kritisiert. Auch haben es Unternehmer, die mit einer Firma insolvent gegangen sind, schwerer ein neues Unternehmen aufzubauen als anderswo. Vorherige Fehler haften ihnen noch lange an und haben bis weit in die Zukunft negative Auswirkungen. Fakt ist, dass sich die Fehlerkultur in unserem Land und auch in unseren Unternehmen ändern muss, damit wir nicht mehr davon gelähmt werden, sondern sie als Chance für Fortschritt begreifen.
Wir alle machen Fehler, im Business wie privat. Wir scheitern und stehen im Idealfall wieder auf – dabei spielt es keine Rolle ob Führungskraft oder Mitarbeiter, Mann oder Frau, jung oder alt. Wichtig ist allerdings der Umgang mit Fehlern. Begegnen wir ihnen offen und versuchen etwas positives daraus zu ziehen oder reagieren wir mit Furcht vor den Konsequenzen? Aus Fehlern lernen und eine gute Fehlerkultur sind essenzielle Bausteine erfolgreicher Unternehmen.
Bereits Kinder lernen früh, dass Fehler schlecht sind. Von den Eltern werden sie dafür getadelt und von Lehrern mit schlechten Noten abgestraft. Häufig wird, gerade in Schulen, suggeriert, dass es nur einen richtigen Weg gibt. Wird dieser verfehlt, ist dies mit Versagen gleichzusetzen. Kinder tun sich demnach schwer, Fehler einzugestehen, weil sie ihre Bezugspersonen nicht verärgern wollen. Es ist ihnen unangenehm Fehler zu machen und sie entwickeln eine regelrechte Scham dafür. Positive Seiten im Umgang mit Fehltritten werden ignoriert und das Ziel ist stets der Perfektionismus. Diese Haltung zieht sich weiter durch das Studium, die Ausbildung und später hinein in Unternehmen oder das eigene Business.
Geraten Menschen, die sich ohnehin schon schwertun Fehler zuzugeben, an ein Unternehmen, dessen Fehlerkultur nicht vorhanden ist, tritt meistens Stillstand ein. Im schlimmsten Fall haben die Mitarbeiter Angst davor, Fehler zu machen und bleiben aus diesem Grund auf sicherem Terrain und trauen sich nicht, neue Wege zu gehen. Leider sind wir – gerade in der deutschen Wirtschaft – weit entfernt von einer flächendeckenden Fehlerkultur, die eine neue Denkweise eröffnet. Wir leben eher in einer Schuldkultur. Wird ein Fehler gemacht, lautet die erste Frage: Wer ist schuld daran? Diese Schuldzuweisungen sind lähmend und bringen das Unternehmen keinen Schritt nach vorne. Im Gegenteil: sie sind oftmals zeit- und energieraubend. Herrscht keine positive Fehlerkultur in Unternehmen vor, trägt das ebenfalls dazu bei, dass selbst kleinere Fehler unter den Teppich gekehrt werden, woraus dominoartige Fehlerketten entstehen können, die meist viel schlimmere Folgen haben, als es das Zugeben des ersten kleinen Fehlers gehabt hätte.
Es gibt keinen Menschen, der noch nie einen Fehler gemacht hat. Wir alle sind unvollkommen und arbeiten in unvollkommenen Unternehmen. Dennoch sollten sich Führungskräfte bewusst machen, dass die Angst vor Fehlern ihre Mitarbeiter lähmt. Sie werden sich nicht trauen, neue Wege zu gehen oder Missstände, für die sie vielleicht selbst verantwortlich sind, anzusprechen. Albert Einstein fasst es in dem Zitat „Wer noch nie einen Fehler gemacht, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht“ gut zusammen. In gewohnten Abläufen und Routinen unterlaufen uns nur selten Fehler. Für Unternehmen ist es jedoch fatal, daran festzuhalten, denn wer im Wettbewerb mithalten und auch morgen noch ein erfolgreiches Unternehmen haben möchte, muss im Business Neues wagen. Ohne Fehler sind Entwicklungen nicht möglich und Chancen werden liegengelassen. Nur mit einer guten Fehlerkultur kann der Mut entstehen, den Mitarbeiter brauchen, um mit Fehlern in der bestmöglichen Art und Weise umzugehen. Fehler sind ein elementarer Bestandteil des Lernens. Wer genau hinschaut sieht, erkennt im Wort Fehler ein Annagramm für Helfer.
Viele erfolgreiche Unternehmen glänzen mit einer guten Fehlerkultur und mit Führungskräften wie Mitarbeitern, die ein hervorragendes Mindset zum Thema Fehler haben. Dazu gehört beispielsweise, dass Inhaber oder Führungskräfte selbst bewusst Fehlentscheidungen oder Missgeschicke erwähnen. Dadurch rücken sie vom Perfektionismus ab und fördern eine lebendige Fehlerkultur. Auch ein Unternehmer, der sich darüber freut, wenn ihm ein Fehler zugetragen wird und beispielsweise sagt: „Jetzt sind wir so erfolgreich, obwohl Fehler passiert sind, wie erfolgreich werden wir erst sein, wenn wir diesen ausmerzen“, trägt zu einer positiven Fehlerkultur bei.
Wir leben in einer Zeit der radikalen Veränderung. Und diese macht den meisten Menschen eher Angst als ihnen positive Gefühle zu entlocken. Veränderungen gehen mit Unsicherheit einher. Die Worte „Nichts ist so beständig wie der Wandel“, die Heraklit von Ephesus bereits 535-475 v. Chr. äußerte sind so aktuell wie nie. Jede Führungskraft und jeder Mitarbeiter braucht heute wenigstens die Gewissheit, dass er nicht von der nächsthöheren Instanz rundgemacht wird, wenn es gelegentlich nicht rundläuft.
Wer sich erfolgreich den Herausforderungen der Zukunft mit all den Veränderungen, die zum Beispiel die Digitalisierung mit sich bringt, stellen will, muss in erster Linie und als ersten Schritt, sicherstellen, dass es eine Fehlerkultur im Unternehmen gibt, die diesen Namen verdient. Wenn Fehler bislang jedoch eher geahndet und abgestraft wurden, bedarf es einer Kulturänderung. Diese wird allerdings nicht erreicht, indem ex cathedra verkündet wird, ab jetzt seien Fehler erlaubt.
Man muss den Mitarbeitern glaubhaft machen, dass man begriffen hat, dass Fehler zum Lernen gehören wie eine blutige Nase zum Boxen. Wer nicht bereit ist, sich eine blutige Nase zu holen, wird nie in den Boxring steigen, der wird dann aber auch nie Champion.
Fuck-Up-Meetings sind in einigen Unternehmen mittlerweile ein fester Bestandteil, der die Fehlerkultur fördern soll. Bei diesen Meetings erhält jeder die Bühne, um über sein Scheitern und was er daraus gelernt hat, zu berichten. Das ist nicht nur befreiend für den Betreffenden und lehrreich für die Zuhörer, die eventuell diesen Fehler nun vermeiden können, sondern es zeigt auch überzeugend die generelle Richtung: Jeder Fehler ist eine Lernchance! Das Augenmerk wird nicht mehr auf die Schuldfrage gelenkt „Wer hat denn das wieder verbrochen?“, sondern auf die Lernerfahrung, die der Fehler bereithält.
Wenn man eine solche Fehlerkultur in einem Unternehmen implementieren will, ist das unter Umständen eine Herausforderung für die Führungskräfte, die das selbstverständlich vorleben müssen. Ein großartiges Vorbild dafür ist Bob Hoover. Als der berühmte US-amerikanische Pilot nach einem Meeting in San Diego den Rückweg nach Los Angeles antrat, merkte er in einer Höhe von knapp 1.000 Metern, das plötzlich beide Motoren seines Flugzeugs ausfielen. Er schaffte es, die Maschine in einer Bruchlandung auf den Boden zu bringen und blieb selbst unverletzt. Nach der Notlandung überprüfte Hoover seine Propellermaschine und stellte fest, dass diese falsch betankt wurde. Er verlangte den Mechaniker zu sehen, der dafür verantwortlich war. Er war sich seines Fehlers bewusst und als Hoover auf ihn zukam, liefen ihm die Tränen über die Wangen. Es wäre jetzt mehr als nachvollziehbar, wenn Bob Hoover den jungen Mechaniker richtig rundmachen und ihn auf der Stelle feuern würde. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen legte der Pilot den Arm um seine Schultern und sagte: „Damit Sie sehen, dass ich weiß, dass Ihnen so etwas nie mehr passieren wird, bitte ich Sie, morgen meine F-51 aufzutanken.“ Bob Hoover hatte damals erkannt, dass er in seinen Mitarbeiter investiert hatte, und dass ihm dieser Fehler kein weiteres Mal mehr unterläuft.
Führungskräfte können wie Bob Hoover lernen, eine vorbildliche Fehlerkultur vorzuleben und damit auch in die Unternehmen hineinzutragen, zum Beispiel, indem sie in ein Selbstmanagement investieren, das nachgewiesenermaßen geeignet ist, viel vom täglichen Arbeits-Druck zu reduzieren. Oder indem sie mittels Introvision-Coaching Schluss machen mit dem Druck, den der äußere und der innere Stress erzeugt. Oder indem sie sich Kommunikations- und Konfliktbewältigungs-Techniken aneignet, die die tägliche Arbeit wesentlich erleichtern. Mit unseren Trainings und Coachings unterstützen wir Sie gerne auf dem Weg zu einer Fehlerkultur, die den Erfolg von morgen sichert.