Bei wichtigen Präsentationen glänzen

| Alice Dehner

Besonders vor sehr wichtigen Präsentationen nehmen Manager häufiger ein Coaching in Anspruch, um sich optimal darauf vorzubereiten und eine erfolgreiche Performance abzuliefern.

Wie sollte ein optimales Coaching dazu aussehen?

Der übliche Ansatz ist Training. Das heißt, man lässt die Person die Präsentation vorstellen und gibt Feedback dazu. Daraufhin wird neu ausprobiert, was als veränderungswürdig erkannt wurde.

Wenn man sich allein darauf beschränkt, hat das jedoch einen entscheidenden Nachteil:

Selbst wenn jemand eine neue Art des Auftretens zwei, drei oder auch viermal im Coaching übt, reicht das noch lange nicht aus, um für denjenigen auch auf einer unbewussten Ebene bereits zur Verfügung zu stehen. Das hat zur Folge, dass die Person im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit steht und sich leider gar nicht auf das Publikum konzentrieren kann, weil sie darauf achten muss, ja alles, im Sinne des Geübten, „richtig“ zu machen.

Gerade bei sehr wichtigen Präsentationen ist es jedoch meist unerlässlich, dass man als Vortragender genau registriert, wer im Publikum wie reagiert. Das bedeutet: Man muss mit seiner Energie nach orientiert sein, und zwar am besten zu neunzig Prozent. Höchstens zehn Prozent der Energie sollten also eigentlich nach innen gerichtet sein. Doch wenn man permanent damit beschäftigt ist, das eigene Auftreten bewusst zu steuern, dreht sich diese Energieverteilung um, oder verschiebt sich hin zu bestenfalls fifty fifty.

Wenn man während einer Präsentation noch damit beschäftigt ist zu überlegen: Wie sollte ich dastehen, welche Gesten sollte ich machen, welche vermeiden, was soll ich sagen, was darf ich auf keinen Fall sagen, hat man keine Chance, mit dem Publikum in Kontakt zu kommen.

So verspielt man die wichtigste Aufgabe bei einer gelungenen Präsentation - das Publikum mitzunehmen, mitzureißen. Man hat auch keine Chance zu erkennen, wo vielleicht noch Widersacher sitzen, oder welche Ergänzungen es vielleicht noch bräuchte, um die Powerpoint-Präsentation zu einem Knaller zu machen.

Wie sollte ein gutes Coaching diesem Problem begegnen?

In meinen Augen braucht ein Klient, der sich auf eine Präsentation vorbereiten will, auf jeden Fall zusätzlich zum bewussten Üben eine Strategie, sodass sein Unterbewusstsein ihm automatisch das zur Verfügung stellt, was er nötig hat, um überzeugend und souverän aufzutreten. Dann kann er, ohne darüber nachdenken zu müssen, wie er es jetzt „richtig“ macht, seine Aufmerksamkeit auf das Publikum richten. Er kann außen-orientiert sein, weil die Dinge innen automatisiert ablaufen.

Eine solche unbewusste Strategie kann man entwickeln mit Techniken aus der Erickson-Tradition, ganz besonders mit einem Verfahren, das „Pseudo-Orientierung in der Zeit“ genannt wird. Dieses Verfahren hat sich sehr bewährt und führt häufig mit einer einzigen Sitzung zum Erfolg. Gemeinsam mit dem Coach entwickelt der Klient eine Strategie für die Präsentation, den Vortrag oder auch das schwierige Gespräch, die auf der unbewussten Ebene so verankert wird, dass dieses Verhalten dann auch in der Realität erfolgreich gezeigt werden kann. So wurden schon schwierigste Situationen bewältigt, in manchen Fällen sogar noch erfolgreicher und besser, als der Klient es sich vorgestellt hatte. Das war zum Beispiel der Fall bei einem Manager, der eine dreitägige Konferenz leiten sollte, aber große Probleme damit hatte, überhaupt im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen, geschweige denn drei Tage. Mit Hilfe der „Pseudo-Orientierung in der Zeit“ stellte er sich der Aufgabe und gab hinterher das Feedback: „In der Realität waren die Veranstaltung und das Ergebnis noch viel, viel besser als in Ihrem Büro! Ich bekam standing Ovations! Das hätte ich mir niemals vorzustellen gewagt!“