Was ist Introvision Coaching?

Introvision Coaching ist eine revolutionäre Methode, mit Coaching nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, wenn man mit herkömmlichen Coaching-Tools nicht weiterkommt. Introvision Coaching ist ein unverzichtbares Tool zur mentalen Selbstregulation. Man kann es als mentales Training bezeichnen, doch es ist viel mehr als das: Es ist ein Weg zur Befreiung von inneren Konflikten, innerem Druck, von Stress und Gefühlen der Handlungsunfähigkeit.

Transaktionsanalyse und Introvision Coaching befruchten und ergänzen sich dabei gegenseitig. Denn die Transaktionsanalyse (TA) bietet hilfreiche Diagnose-Tools. Außerdem erleichtert TA das Verständnis lebensgeschichtlicher Zusammenhänge, das ist auch im Coaching hilfreich. Vor allen Dingen im Umgang mit Schwierigkeiten, die nicht mit klassischen Coachingmethoden erfolgreich bearbeitet werden können. Klassische Coachingmethoden sind etwa Arbeiten auf der Reflexions- oder der Verhaltensebene. Doch auch Transaktionsanalyse allein genügt oft nicht, bestimmte Schwierigkeiten ein für alle Mal zu bewältigen. Wir haben aus der ursprünglichen Introvision, wie sie unter Federführung von Professor Dr. Angelika Wagner an der Uni Hamburg entwickelt wurde, ein eigenes Coachingformat entwickelt, mit dem sich in sehr kurzer Zeit dauerhafte Veränderungen erzielen lassen. Dabei beziehen wir Elemente der Transaktionsanalyse und die Achtsamkeitstechniken aus dem Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) Programm nach Jon Kabat-Zinn mit ein. Introvision Coaching gibt den Klienten ihre Handlungsfähigkeit zurück,  eröffnet ihnen neue Handlungsmöglichkeiten und befreit sie von innerem Dauerstress.

Der Ansatz von Introvision Coaching basiert im Wesentlichen auf den Erkenntnissen von Neurophysiologie und Neuropsychologie bezüglich der Rolle, die die Amygdala dabei spielt, wenn es um den Alarm geht, der dafür verantwortlich ist, dass Menschen stressbedingtes Verhalten an den Tag legen.

Die Rolle, die die Amygdala bei Introvision spielt

Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems, das Informationen aus dem Organismus und Botschaften von außen verarbeitet und sie bewertet. Die Amygdala ist quasi die zentrale Verarbeitungsstelle für äußere Reize. Sie steuert auch die dazu gehörenden körperlichen Reaktionen sowie die Ausschüttung von Stress-Hormonen.

Wenn jemand eine belastende oder schlimme Situation erlebt, kann sich ein Alarm in der Amygdala bilden. Es kann sich dabei sowohl um mehrfache, vielleicht intensiv über mehrere Jahre hinweg in Kindheit oder Jugend erlebte schlimme Situationen handeln. Oder es kann, im Falle eines Traumas, nur ein einziges, aber dafür umso eindrücklicheres Mal, sein. Dieser Alarm warnt: „Achtung - höchste Gefahr! Diese Situation ist unter allen Umständen zu vermeiden!“ Der Alarm wird in Zukunft immer dann sofort anspringen, wenn, tatsächlich oder vermeintlich, die Gefahr besteht, dass sich die Situation genauso entwickelt, wie es unter keinen Umständen sein darf.  Als der Alarm installiert wurde, bildete sich, um mit dem schmerzhaften, tatsächlich oder vermeintlich gefährlichen Ereignis umzugehen oder ihm zu entkommen, eine innere Verhaltensanweisung heraus, die zwingenden Charakter besaß, weshalb sie von Professor Wagner die Bezeichnung „innerer Imperativ“ bekam.

Ein Imperativ bedeutet in diesem Zusammenhang eine innere Forderung oder ein innerer Druck, dass etwas unbedingt geschehen muss oder aber auf keinen Fall geschehen darf. Imperative können sich auf alles Mögliche beziehen, zum Beispiel „Ich muss unbedingt meine Verkaufszahlen steigern“, „Ich darf auf gar keinen Fall bei der Präsentation versagen“, Ich muss dafür sorgen, dass im Team alles harmonisch ist“, „Ich darf keine Fehler machen“.

Die Theorie hinter den Alarmen

Der Alarmzustand, in den jemand geraten kann, ist eine Stressreaktion. Dieser Stress hat in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit eine überlebenswichtige Rolle gespielt. Denn die von der Amygdala initiierte augenblicklich Ausschüttung von Stress-Hormonen befähigt den Menschen, von Null auf Hundert Höchstleistungen zu erbringen, um zu fliehen oder zu kämpfen. Wer eine gefährliche, gar lebensbedrohende Situation erlebt hat, bei dem löst in Zukunft schon die Andeutung dieses Geräusches den inneren Alarm und damit den Ausstoß von Stresshormonen aus.

In diesem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, dass die Amygdala keinen Unterschied macht, ob die Situation im Moment tatsächlich gefährlich ist oder ob sie nur auf Grund vergangener Erfahrungen von uns als gefährlich eingestuft wird - die Stressreaktion ist die gleiche. Dieser innere Stresszustand zwingt den Menschen, sich auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu verhalten, selbst wenn das sogar in seinen eigenen Augen gar keinen Sinn macht. Das Erklärungsmuster der Alarme, die in der Amygdala ausgelöst werden, scheint uns sehr viel leichter nachvollziehbar und auch treffender zu sein, als das sehr komplizierte Modell betreffend des „epidemischen und des introferenten Systems“, das Professor Wagner entwickelt hat. Wir verzichten deshalb hier darauf, auf dieses Modell einzugehen, denn das würde den Rahmen sprengen.

Da die Amygdala auf Grund ihrer Bedeutung für das Überleben viel schneller ist, als es das Großhirn jemals sein kann, entscheidet sie im Bruchteil von Sekunden, ob eine Gefahr für den Menschen besteht oder nicht. Sie alarmiert daraufhin auch andere Gehirnareale. Da es für die Amygdala immer „um das Überleben“ geht, springt der Alarm mit all seinen Wirkungen und Nebenwirkungen sehr schnell an.  Das Großhirn ist entwicklungsgeschichtlich später entstanden als das limbische System. Es funktioniert viel langsamer. Darum kommen seine „vernünftigen sachlichen“ Gegenargumente, so berechtigt sie auch sein mögen, immer zu spät.

Das Großhirn, in dem die Ratio beheimatet ist, hinkt immer hinterher. Deshalb sind alle Erkenntnisse, die man in der Analyse gewinnt bezüglich der eigenen Schwierigkeiten, des eigenen unangemessenen Verhaltens, der „Überflüssigkeit“ der eigenen Reaktionen, nichts nütze. Alle hinterher getroffenen Entschlüsse, es beim nächsten Mal aber wirklich anders zu machen, verpuffen: Schrillen die Alarmglocken erst einmal, setzen sofort die alten Gefühle ein mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen und schon folgt man dem altbekannten Handlungsmuster. Nur bei schwachen Alarmen kann es gelegentlich gelingen, sich selbst rechtzeitig „Stopp!“ Zu sagen.

Das hat mit dem Wesen des Alarms zu tun: Der Sinn eines jeden Alarms ist es, den Menschen zum schnellen und entschlossenen Handeln zu bewegen. Doch ein Alarm kostet eine Menge Energie und das menschliche Gehirn ist ziemlich perfekt darin, Energieverschwendung zu vermeiden. Deshalb gilt ein weiterer Satz: Ein Alarm, auf den keiner reagiert, ist sinnlos.

An diesem Punkt setzt Introvision Coaching an: Mit dieser Methode wird der Alarm in der Amygdala gelöscht, sodass jene Reize, die ihn bislang triggerten, keine Reaktion mehr auslösen. Wenn ein Alarm dazu da ist, eine Handlung zu aktivieren, wie wir weiter oben gesagt haben, war die ursprüngliche Idee, diesen Alarm einfach leer laufen zu lassen, wie sie an der Uni Hamburg entwickelt wurde, schlichtweg genial. Was Professor Wagner an der Uni Hamburg gemacht hat, nämlich zu untersuchen „Was geschieht eigentlich, wenn wir bei Menschen ihren Alarm auslösen, sie aber gleichzeitig veranlassen, ihn nur zu beobachten, nicht zu handeln, nicht einzugreifen“ war bahnbrechend. Denn wie sich gezeigt hat, wird durch genau diese Verfahrensweise der Alarm in der Amygdala wieder gelöscht.

Wie gehen Menschen üblicherweise mit Alarmen um?

Da das menschliche Gehirn immerzu nach „Lösungen“ für Probleme sucht, wird es aktiv, wenn es darum geht, unangenehme Situationen zu bewältigen. Wenn es keine Lösung für den inneren Alarm zu geben scheint, sucht es sich Möglichkeiten, wie es ihn sich anderweitig vom Hals schaffen kann. Dazu bedient es sich dysfunktionaler Bewältigungsstrategien (oder Konfliktumgehungsstrategien nach Wagner):

  •  Schneller Themenwechsel, also unangenehme Gedanken konsequent beiseiteschieben
  • Ablenken, durch „dringende“ andere Arbeiten zum Beispiel
  • „Positiv denken“, also zur inneren Beruhigung Sprüche vorbeten wie „Wird schon gutgehen“ oder ähnliches
  • Theoretisieren, sehr beliebt ist dabei die „Selbst-Analyse“: „Ich bin so und so, weil...“
  • Selbst-Mitleid und Selbst-Bejammerung: „Immer trifft es mich! Warum muss auch ich immer die gesamte Verantwortung tragen!“
  • Eine andere Realität herbeiwünschen: „Hätte ich mich doch nie darauf eingelassen! Ich könnte so gemütlich im Garten sitzen und Däumchen drehen!“
  • Sich der Situation durch Flucht entziehen, sich also zum Beispiel vor einem unangenehmen Ereignis krankmelden.

All diese Vermeidungsstrategien sind Versuche des Verstandes, die unangenehmen Begleiterscheinungen von alarmierenden Gedanken aus der Welt zu schaffen. Doch diese Bewältigungsstrategien sind dysfunktional. Sie sorgen nämlich dafür, dass das Problem sich manifestiert, vielleicht sogar immer weiter hochschaukelt, bis hin zu Panikattacken. Auch vieles von dem, was in einem herkömmlichen Coaching unternommen wird, um Probleme zu lösen, stellt im Grunde genommen ein solches Eingreifen dar, das zwar eine momentane Besserung bringt, jedoch nicht von Dauer sein kann, weil das Alarmsystem nach wie vor aktiv ist. Denn wenn die Alarme nicht völlig gelöscht werden, bedeutet das, dass auch der alte Konflikt in unverminderter Schärfe wieder ausbricht, wenn der Reiz, der das Alarmsystem auslöst, nur stark genug wieder auftritt. Oft braucht es zwar eine intensivere oder stärkere Form des Reizes, aber wenn das Alarmsystem anspringt, tut es das wie eh und je. Rein auf der Verhaltensebene lassen sich Alarme nicht auflösen.

Wie also können Alarme gelöscht werden?

Das Aushalten des Alarms, während der Klient nicht in das Geschehen eingreift, ist einer der zentralen Punkte im Introvision Coaching. Dazu muss der Alarm aber auch vorhanden sein und gespürt werden. Wenn es nicht gelingt, während der Coachingsitzung den Alarm beim Klienten auszulösen, so passiert nichts: Wenn der Klient den Alarm nicht verspürt, kann er auch nicht gelöscht werden.

Die Aufgabe des Coaches ist es daher als erstes, in der Problemanalyse dem Alarm auf die Spur zu kommen. Wenn man herausgefunden hat, was genau für den Alarm verantwortlich ist, ist das Ziel im Introvision Coaching, den Alarm auszulösen, damit der Klient in einer Haltung der weiten Wahrnehmung alle Reaktionen auf der körperlichen, emotionalen und mentalen Ebene erfahren kann, ohne in diese Vorgänge einzugreifen.

Den Alarm- auslösenden Satz ermitteln

Um den Alarm während der Coachingsitzung auslösen zu können, muss der Coach mit dem Klienten den genau dafür passenden Satz erarbeiten und ihn dann dem Klienten in der Möglichkeitsform präsentieren. Wenn der Alarm des Klienten anspringt, weil er zum Beispiel Angst davor hat, abgelehnt zu werden, so würde der Coach etwa vorgeben, dass der Klient den Satz „Es kann sein, dass ich abgelehnt werde“ in der Haltung der weiten Wahrnehmung auf sich wirken lässt. Manchmal kann es auch sein, dass der Coach den Satz verstärken muss, weil sich damit der Alarm dann auch erhöht, also zum Beispiel „Es kann sein, dass ich total abgelehnt werde“.

Im Introvision Coaching steht und fällt der Erfolg der Arbeit mit der Formulierung des richtigen Satzes, denn schon kleinste verbale Unterschiede können darüber entscheiden, ob der Alarm wirklich ausgelöst wird. Bei Versagensängsten zum Beispiel kann es einen großen Unterschied machen, ob der Imperativ lautet „Ich darf auf keinen Fall versagen“ oder ob er lautet „Ich darf auf keinen Fall scheitern“. Entsprechend hängt das Gelingen des Settings davon ab, ob jemand mit dem Satz sitzt: „Es kann sein, dass ich in dieser Situation versage“ oder ob es für ihn heißen muss: „Es kann sein, dass ich in dieser Situation scheitere“. Obwohl die beiden Sätze inhaltlich dasselbe zum Ausdruck bringen, kann der eine Satz den Klienten ganz kalt lassen, während der andere fast Panik zur Folge hat.

Haltung der Achtsamkeit oder (konstatierende) weite Wahrnehmung

Der Impuls, auf den inneren Alarm zu reagieren, indem man entweder irgendwie eingreift, um ihn zu besänftigen, bzw. zum Verschwinden zu bringen, oder versucht, sich zu entziehen und davonzulaufen, ist für gewöhnlich sehr stark. Deshalb ist es wichtig, dem Klienten Hilfsmittel zu geben, die es ihm möglich machen, den Alarm auszuhalten, ohne dem eigenen Impuls zu folgen. Dieses Hilfsmittel ist die Technik der Achtsamkeit und zwar in dem Sinne, wie sie in dem von Jon Kabat-Zinn entwickelten Mindfulness Based Stress Reduction Programm (MBSR) verwendet wird.

Achtsamkeit, wie sie im MBSR gelehrt wird, ist eine Form der nicht wertenden, nicht eingreifenden, aufmerksamen Wahrnehmung. Es ist die reine Beobachtung dessen, was sich körperlich, mental und emotional ereignet. Bei dieser Form der Achtsamkeit dreht es sich nicht um das Erreichen irgendwelcher spiritueller Ziele. Achtsamkeit in unserem Sinne ist eine mentale Technik, um einen Bewusstseinszustand herzustellen, in dem der Mensch wach registriert, was sich in seinem Inneren abspielt. Das betrifft sowohl die körperliche Ebene, als auch die Gefühle oder die Gedanken und Erinnerungen, die auftauchen. Wichtig ist dabei, nicht auf einzelne Empfindungen, Gedanken oder Gefühle zu fokussieren und sich nicht von ihnen fesseln zu lassen. Wir sprechen im Introvision Coaching deshalb auch häufig einfach von der Haltung der „weiten Wahrnehmung“, die jemand einnehmen soll, Frau Wagner nennt es „Konstatierende Aufmerksame Wahrnehmung“ kurz KAW. Im MBSR lernt man, einfach alles, was körperlich, gefühlsmäßig oder gedanklich passiert, wahrzunehmen und es zuzulassen, ohne es zu bewerten.

Diese weite Wahrnehmung (oder KAW) muss zunächst mit den Klienten trainiert werden. Es fällt den wenigsten Menschen auf Anhieb leicht, rein konstatierend zu beobachten, was mit ihnen geschieht, wenn sie sich genau dem Gedanken aussetzen, der sie vorher in höchste Alarmbereitschaft versetzt hat.

Die Haltung der wertneutralen Beobachtung - das Zulassen von allem, was sich einstellt - ist von zentraler Bedeutung. Wäre das nicht so, wäre jeder Grübler früher oder später von seinem Problem befreit. Das ist jedoch bekanntermaßen nicht der Fall. Man versucht während des Beobachtens nichts herauszufinden und man fasst auch keine Beschlüsse. So wie man vom sicheren Fenster aus einen Gewittersturm beobachten würde, so beobachtet man das Gedankengewitter. Um den alarmierenden Gedanken ihre Kraft zu nehmen, muss man diese Art der Betrachtung so lange durchführen, bis sie keine negativen Begleiterscheinungen mehr zur Folge haben. Das geht manchmal relativ schnell, manchmal dauert es länger. Unter Umständen muss jemand ein paar Wochen lang jeden Tag für zehn Minuten das konstatierende weite Wahrnehmen mit seinem Satz trainieren, bevor er ihn überwunden hat.

In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass diese Art der weiten Wahrnehmung das Alarmsystem in der Amygdala tatsächlich zu beruhigen vermag, so dass beispielsweise der Gedanke „Es kann sein, dass ich scheitere“ oder „Es kann sein, dass ich Fehler mache“ keine Alarmreaktionen mehr auslöst. Er ist ab sofort als Gedanke nicht beängstigender als der Gedanke „Es kann sein, dass mir ein Blumentopf auf den Kopf fällt.“

Wann lässt sich Introvision Coaching gut einsetzen?

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Klienten mit großer Stress-Belastung in hohem Maß von Introvision Coaching profitieren. Äußerer Stress ist schädlich genug, doch wie man aus vielen Untersuchungen weiß, ist der innere Stress, den sich Menschen selbst machen, noch belastender. Dieser Stress wird häufig hervorgerufen durch das, was die Transaktionsanalyse „Antreiber“ nennt. Die Transaktionsanalyse hat fünf Antreiber definiert: „Sei perfekt“, „Mach’s anderen recht“, „Beeil dich“, „Streng dich an“ und „Sei stark“. Fast schon selbst wie Imperative formuliert, stehen diese Antreiber mit vielen Imperativen in engem Zusammenhang, etwa „Ich darf keine Fehler machen“, „Ich darf nicht abgelehnt werden“ oder „Ich darf auf gar keinen Fall scheitern“. In der Problemanalyse wird der Coach die genauen Imperative ermitteln - gerade bei hohem Stress sind es meist gleich mehrere - um, beginnend mit dem „leichtesten“, einen nach dem anderen aufzulösen.

Introvision Coaching hat gegenüber den herkömmlichen Herangehensweisen, mit der Stressbelastung umzugehen, den großen Vorteil, dass es sich bei dieser Methode nicht um eine Symptombekämpfung handelt, sondern dass die Ursache von innerem Stress und inneren Konflikten beseitigt wird.

Es gibt traditionell etliche Verfahren, um Stress zu begegnen – das Stress-Management. Das bedeutet, der Stress ist da und man versucht, ihn so gut wie möglich wieder wegzukriegen, durch, sportliche Betätigung zum Beispiel, oder Achtsamkeitsübungen wie beim MBSR. Das kann als erste Intervention auch ganz hilfreich sein, damit jemand seine schon vorhandene Stress-Belastung herunterregeln kann.

Das eigentliche Problem wird dadurch jedoch nicht gelöst!

Das heißt, bei jedem neuen Zusammentreffen mit dem „Trigger“, dem Auslöser des Alarms, kehrt der Stress in alter Stärke oder schlimmer zurück.

Weil Menschen unter Stress häufig den Ausdruck „unter Druck stehen“ wählen, verwenden wir gern das Bild des „Dampfkochtopfs“ an, um deutlich zu machen, wie Introvision Coaching mit Stress und inneren Alarmen umgeht. Das übliche Stress-Management arbeitet ausschließlich mit dem Ventil des Dampfkochtopfs. Ein Ventil sorgt dafür, dass Druck reduziert und Stress damit aushaltbar wird. Wenn sich jedoch neuer Druck aufbaut, muss man erneut Stress-Management betreiben und endlos so weiter.

Mit Introvision Coaching hingegen wird die Hitzequelle ausgeschaltet – das ist das revolutionäre an dieser Art des Arbeitens. Wenn der Alarm in der Amygdala erst einmal gelöscht ist, kann der gleiche Trigger nichts mehr auslösen. Es entsteht kein Druck mehr und damit auch kein Stress. Man kann mit Belastungen umgehen, wie mit jeder anderen Situation auch, ohne in die alten Muster zurückzufallen. Strategien, den Stress zu reduzieren, braucht man nicht mehr, wenn gar kein Stress mehr vorhanden ist.

Sport, Jogging, autogenes Training oder andere Entspannungsmethoden sind hilfreich, um aktuelle Stressreaktionen zu mindern. Doch sie lösen das ursprüngliche Problem nicht. Sobald jedoch der innere Alarm gelöscht ist, besitzt der Klient wieder neue Handlungsmöglichkeiten. Das hilft ihm, mit Problemen oder Belastungen, die früher Stress verursacht haben, umzugehen.

Sollte ein Klient bereits beruhigende Medikamente oder Psychopharmaka wie Anti-Depressiva einnehmen, um mit seinem Stress klar zu kommen, ist Arbeit mit Introvision Coaching zunächst nicht möglich. Da Psychopharmaka alle mentalen und körperlichen Unruhe-Empfindungen unterdrücken, können die Alarme mit all ihren Reaktionen auf der emotionalen, mentalen und körperlichen Ebene weder ausgelöst noch wahrgenommen werden. Introvision Coaching wird deshalb erst möglich, wenn die Psychopharmaka abgesetzt sind.

Erfahrungsgemäß hat es sich insbesondere bei den nachfolgend aufgeführten Schwierigkeiten, die natürlich auch alle mit Stress verbunden sind, gut bewährt, mit Introvision Coaching zu arbeiten. Bei all diesen Problemen kann ein tief verankertes Muster die Ursache dafür sein, dass sich mit herkömmlichen Methoden kein dauerhafter Erfolg einstellt.

Angst zu versagen

Selbst bei erfolgreichen Führungskräften ist diese Angst erstaunlich häufig anzutreffen. Zum Beispiel auf Grund von Arbeitsüberlastung können Zweifel aufkommen: „Ich weiß gar nicht, ob ich das hinbekomme“, „Ich bin davon womöglich überfordert“, „Ich weiß gar nicht, ob ich gut genug für diesen Job bin“. Verbunden mit dem Imperativ: „Ich darf auf gar keinen Fall versagen - ich muss erfolgreich sein!“ entsteht jener Alarm, der sich schließlich als Angst vor dem Versagen äußert.

Den meisten Klienten mit Versagensängsten ist rational vollkommen klar, dass viele ihrer Sorgen unbegründet sind. Sie wissen, dass ihre Vorgesetzten mit ihnen zufrieden sind, dass die wenigsten Projekte absolut termingetreu fertiggestellt werden, dass sie bislang noch nie schwerwiegende Fehler gemacht haben. Aber auch, wenn ihre rationale Seite sagt: „Eigentlich kann mir nicht viel passieren - selbst wenn man mich entlassen würde, fände ich schnell wieder einen Job“, ist es die nicht- rationale Seite, die ihre Gefühlslage und ihren inneren Zustand bestimmt. Daher reagiert  man mit Angst. Wie man mit Introvision Coaching diese irrationale Angst in den Griff bekommen kann, zeigt nachfolgendes Beispiel.

Als der Klient ins Coaching kam, wirkte er sehr verzweifelt. Als Projektmanager in der Software-Entwicklungs-Branche hatte er ein für seine Firma äußerst wichtiges und umfangreiches Projekt zu verantworten. Doch er fürchtete zunehmend mehr, damit grandios zu scheitern. Der Druck, den er erlebte, setzte ihm sosehr zu, dass er gerade eine Magenentzündung hinter sich hatte, und dass er auch in seiner wenigen Freizeit keine wirkliche Entspannung fand, denn er war zu keiner Lebensfreude mehr fähig. Er konnte sich zu nichts mehr aufraffen, was ihm früher Spaß gemacht hatte, es bereitete ihm am Wochenende Mühe, überhaupt das Bett zu verlassen – und manchmal blieb er einfach liegen. Das half ihm aber auch nicht, sondern trug noch dazu bei, seine gereizte Stimmung zu verstärken. Der Klient bot das Bild eines Menschen, der gerade dabei war, total den Überblick zu verlieren, bzw. ihn schon verloren hatte. Außerdem war klar, dass er in einem permanenten Alarm-Zustand lebte, hervorgerufen durch die Angst, mit diesem so wichtigen Projekt zu scheitern.

Um den inneren Alarm des Klienten zu aktivieren, haben wir mit dem Satz gearbeitet „Es kann sein, dass ich mit meinem Projekt total scheitere und dann abgelehnt werde“. Der Alarm schien zunächst gar nicht so hoch zu sein, nur etwa vier oder fünf auf einer Skala von zehn, doch ich riet dem Klienten, seine Übungen zu Hause trotzdem mit diesem Satz zu machen. Er führte seine Übungen etwa drei Wochen lang täglich ein oder zwei Mal durch. Dabei machte er die Erfahrung, dass er zunehmend ruhiger wurde und dass auch sein verloren gegangenes Selbstbewusstsein zurückkehrte. Er schilderte, dass er sich vom Kunden nicht mehr unter Druck setzen ließ, dass er aufhörte, sich verantwortlich zu fühlen für Dinge, die er gar nicht zu verantworten hatte, dass er mit großer Klarheit Anordnungen treffen konnte, dass er bei seinen dafür zuständigen Mitarbeitern Lösungen einforderte, statt sie selbst zu suchen und er erlebte, dass er auch von außen die Rückmeldung erhielt, plötzlich ganz anders, viel entspannter, zu wirken. In nur drei Wochen hatte sich sein gesamtes Lebensgefühl um hundert Grad gewendet.

Mangelndes Durchsetzungsvermögen

Mangelndes Durchsetzungsvermögen, das sich nicht durch Verhaltenstraining beheben lässt, ist für gewöhnlich mit einem Imperativ verbunden. Meist wird man dabei eine Variation finden vorn „Ich darf auf gar keinen Fall abgelehnt werden“ oder „Ich muss dafür sorgen, dass ich gemocht werde“. Imperative dieser Art erzeugen die Angst „Wenn ich anderen Leuten auf die Füße trete, dann passiert genau das, was nicht passieren darf!“ Solange diese Angst nicht abgebaut ist, kann ein Verhaltenstraining nicht wirklich fruchten.

Ist der Imperativ erst einmal aufgelöst, lassen sich sehr schnelle Veränderungen wahrnehmen. Die Klienten sind meist völlig überrascht, wie gelassen sie plötzlich Stellung beziehen können und wundern sich, wo die ganze Aufregung geblieben ist, die früher immer mit schwierigen Gesprächen oder aufkeimenden Konflikten verbunden war.

Lampenfieber

Lampenfieber kommt auch im Businesscoaching als Thema vor und kann mehrere Imperative als Ursache haben. Neben allen Variationen von „Ich darf auf gar keinen Fall scheitern“, „Ich darf mich nicht lächerlich machen“ oder „Ich muss immer perfekt/brillant sein“, kann auch das innere Verbot „Ich darf mich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen. Ich darf mich nicht so wichtig nehmen“ oder „Ich darf mich auf gar keinen Fall in den Vordergrund drängen“ dafür sorgen, dass öffentliche Auftritte für jemanden zur Qual werden. Ein Grund dafür kann sein, dass einem Kind systematisch abtrainiert wurde, Aufmerksamkeit zu erheischen, auf sich aufmerksam zu machen, vielleicht auch einmal den Clown zu spielen und die Lacher der Erwachsenen zu ernten. Mit einer solchen Hintergrund-Geschichte müsste der Erwachsene über einen schier unüberwindlichen Schatten springen, um plötzlich genau das Verhalten zu produzieren, dass früher sanktioniert wurde. Das gelingt für gewöhnlich erst dann zufriedenstellend, wenn die entsprechenden Imperative gelöscht wurden.

So geschah dies bei dem Fall einer äußerst kompetenten und erfolgreichen Managerin, die ins Coaching kam, weil ihr Arbeitgeber damit „drohte“, sie bei einer öffentlichen Veranstaltung auszuzeichnen. Der Gedanke, im Rampenlicht zu stehen, die gesammelte Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu spüren, verschaffte ihr schlaflose Nächte. Sie ging so weit, der Firmenleitung vorzuschlagen, den Preis, der ihr zugedacht war, doch einem ihrer Mitarbeiter zu verleihen. Im Coaching stellte sich heraus, dass sie von Haus aus ein absolutes Verbot besaß, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Darauf gedrillt, immer bescheiden und im Hintergrund zu sein, hatte sie gelernt, dass sie sich auf gar keinen Fall selbst wichtig nehmen durfte. Ihr Imperativ lautete „Ich darf mich auf keinen Fall in den Mittelpunkt stellen!“

Nachdem sie ein paar Wochen lang täglich zehn Minuten konsequent mit dem Satz „Es kann sein, dass ich im Mittelpunkt stehe“ geübt hatte und einfach nur wahrnahm, welche emotionalen, körperlichen und gedanklichen Reaktionen dieser Satz bei ihr auslöste, gelang es ihr, den Alarm, der zunächst bei „zehn“ gelegen hatte, bis zum Datum der Preisverleihung auf einen Wert von „eins“ zu reduzieren. Das erlaubte ihr, die Veranstaltung ziemlich entspannt zu bewältigen. Sie sei zwar leicht aufgeregt gewesen, aber mehr auch nicht, so schilderte sie es später.

Die Unfähigkeit, sich gegen andere abzugrenzen

Anderen Menschen gegenüber eine Grenze ziehen, ist für manche Klienten ein Problem. Sie können sich zum Beispiel nicht gegen einen übergriffigen Kollegen wehren, oder einem dauernd fordernden Chef einmal Nein sagen. Auch einem Mitarbeiter zu sagen, dass man jetzt nicht gestört werden will, schaffen sie nicht. Wenn Verhaltenstraining dieses Problem nicht löst, steckt hinter der vermeintlichen „Unfähigkeit“ oft die Angst, dadurch könnte man den anderen verletzen. Der dazu passende Imperativ lautet dementsprechend „Ich darf auf keinen Fall jemanden verletzen!“ oder auch „Ich muss immer dafür sorgen, dass alle sich wohlfühlen!“ Die Vorstellung, dass es dem anderen schlecht geht, wenn man selbst Nein sagt, triggert den Alarm, dass man im Begriff ist, etwas „Verbotenes“ zu tun, also lässt man es bleiben. Lieber erträgt man das eigene Unwohlsein darüber, dass man sich ausnutzen oder dauernd stören lässt. Wenn der Alarm mithilfe von Introvision Coaching gelöscht ist, wird den Klienten plötzlich klar, dass „sich abgrenzen“ etwas anderes ist als „dem anderen die Keule überzuziehen“. Sie wissen nun, dass man ja darüber reden kann, wenn jemand etwas wirklich Dringendes von ihnen will.

Sich viel zu schnell persönlich getroffen fühlen

Wenn Klienten Feedbacks oder auch einfach Bemerkungen von anderen sofort persönlich nehmen, steckt dahinter meistens die Angst vor Zurückweisung. Diese Angst geht einher mit einem Imperativ wie „Es darf auf gar keinen Fall passieren, dass ich abgelehnt werde“. Aber auch der innere Glaube, dass man perfekt sein müsse, um akzeptiert zu werden, kann einen so empfindlich werden lassen. Wer nach dem Imperativ „Ich darf auf gar keinen Fall Fehler machen“ lebt, fühlt sich sofort persönlich angegriffen, wenn ihn jemand auf etwas nicht Perfektes aufmerksam macht, selbst wenn das ganz wohlmeinend geschieht. Dahinter steckt folgender Mechanismus: Der Betroffene führt ständig abwertende innere Dialoge mit sich selbst: „Ich Idiot“, „Ist ja mal wieder typisch für mich, so was Blödes zu machen“, „Du bist doch echt eine dumme Nuss“, „Das schaffe ich sowieso nicht“ und ähnliche Abwertungen. Das ist so belastend, dass man es schlicht nicht mehr verkraftet, wenn von außen noch ein „kritisches“ Feedback hinzukommt, auch wenn das gar nicht böse gemeint ist. Man geht deshalb sofort in Verteidigungshaltung und schießt in ganz unangemessener Weise zurück.

Dieses Problem auf rationalem Wege in den Griff bekommen zu wollen, ist aussichtslos. Der Alarm, wenn auch nur die leiseste Kritik von außen kommt, ist so heftig, dass die ganze Verhaltenskette, von sich angegriffen fühlen bis sich wehren, schon längst in Gang gesetzt ist, ehe der rationale Verstand überhaupt begriffen hat, was läuft. Im Nachhinein können viele der Betroffenen zwar einsehen, dass ihre Reaktionen überzogen waren. Deshalb wollen sie das Problem im Coaching ja auch ansprechen. Aber während es real passiert, sind sie nicht in der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren. Um hier wirklich nachhaltigen Erfolg zu erzielen, müssen die inneren Imperative aufgelöst werden, sodass die Alarme nicht mehr anspringen und die Betroffenen einen anderen Weg finden, mit Kritik oder auch mit Zurechtweisungen umzugehen - ohne alles so persönlich zu nehmen, dass ihr innerer Dialog in Gang kommt und sie sich verletzt fühlen.

Ausrasten

Wenn im Berufsleben jemand so wütend werden kann, dass er richtiggehend ausrastet, ist das ein Indiz dafür, dass derjenige gerade massiven Stress erlebt. Für solche Ausraster gibt es ganz erstaunliche Beispiele, von Gebrüll, das noch drei Büros weiter zu hören ist, bis hin zu Führungskräften, die mit Gegenständen um sich werfen. Der Verlust von Souveränität spricht dafür, dass derjenige wenige Wege zur Verfügung hat, wie er eine schwierige Situation bewältigen kann. Der erlebte innere Stress wird mit hohem Energie-Aufwand nach außen abreagiert. Das tut subjektiv im ersten Moment zwar vielleicht gut, ist dem Betroffenen hinterher aber oft peinlich.  Außerdem ist diese Art des Dampfablassens weder konstruktiv noch sonst irgend hilfreich, was den Leuten ja auch klar ist. Außerdem haben wissenschaftliche Studien eindeutig nachgewiesen, dass seinen Ärger auszutoben genauso schlecht ist, wie ihn einfach hinunter zu schlucken. Das eigentlich Schlechte ist schlicht und ergreifend, sich überhaupt zu ärgern. Den Ärger zu schlucken oder ihn hinaus zu brüllen ist wie die Wahl zwischen Implosion und Explosion - beides zerstört. Das heißt, wer Herz und Magen schonen will, sollte Wege finden, sich gar nicht erst so maßlos zu ärgern.

Das Problem dabei ist der vorhandene Stress. Da lautet die nächstliegende Frage: Weshalb kommt eine Führungskraft derartig in Stress, dass sie die Beherrschung verliert? Menschen besitzen unterschiedliche Mechanismen, wie sie unter Stress reagieren. Bei leichtem Stress sind die Reaktionsweisen meist noch überlegt und vernünftig, wird der Stress jedoch stärker, greift man typischerweise auf Verhaltensweisen aus der Kindheit zurück. Wird der Stress dann noch stärker, so greift man zurück auf entwicklungsgeschichtlich ganz alte Muster, die lediglich drei Möglichkeiten bieten, um mit lebensbedrohlichen Situationen umzugehen: Angriff, Flucht oder Erstarren.

Herumzuschreien ist ein typisch kindliches Stressbewältigungsverfahren, bei dem klar erkenntlich wird, dass das Stresslevel bereits so hoch ist, dass das Großhirn nur noch bedingt zugänglich ist. Welche Gründe dafür verantwortlich sind, ist von Person zu Person verschieden, weshalb man diesem Problemkreis keine bestimmten Imperative zuordnen kann. Es muss in jeder Problemanalyse erforscht werden, mit welchem Satz genau man den Alarm auslösen kann, um schließlich den Klienten zu mehr Gelassenheit und persönlicher Reife zu verhelfen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Die Lebensgeschichte einer Klientin zeigte, dass sie unter sehr schwierigen Bedingungen aufgewachsen war. Sie war von früher Kindheit an durch alle möglichen Pflegefamilien durchgereicht worden, hatte niemals Sicherheit erlebt, stattdessen sehr viel Ablehnung. Sie hatte sich als Kind immer nur als „störend“ empfunden und so hatte sich das Gefühl manifestiert, dass sie am besten eigentlich gar nicht vorhanden wäre. Als Überlebensstrategie entwickelte sie den Glauben, dass sie sich eine Lebensberechtigung erarbeiten könne, wenn sie gebraucht würde. In der Folge sorgte sie also dafür, in einem Umfeld zu leben, in dem sie massiv gebraucht wurde. Sie unterstützte und deckte über viele Jahre hinweg eine alkoholkranke Chefin, die ohne ihre andauernde Aufopferung längst ihren Job verloren hätte. Sie suchte sich einen Mann, der ebenfalls Gelegenheitstrinker war und immer wieder seine Abstürze erlebte und sie entwickelte sich zu einer überfürsorglichen Mutter, die das Kind von früh bis spät umsorgte, während sie sich selbst, auch rein äußerlich, eher vernachlässigte. Dabei war sie jedoch beruflich sehr erfolgreich, denn es gehörte ebenfalls zu ihrer „Überlebensstrategie“, sich mit Leistung ihre Daseinsberechtigung verdienen zu müssen.

Beim Introvision Coaching wurde zunächst, als wesentlicher Bestandteil der Problemanalyse, der Alarm auslösende Satz ermittelt. Nachdem sie auf die im Introvision Coaching unabdingbare Form der weit gestellten Wahrnehmung vorbereitet worden war und sie geübt hatte, diese Haltung einzunehmen, arbeitete sie mit dem Satz „Es kann sein, dass ich nicht mehr gebraucht werde“. Sie sollte sich mit diesem Satz innerlich konfrontieren und einfach nur wahrnehmen, was er alles bei ihr auslöste.

Zur Methode gehört, dass der Klient die Höhe des Alarms, der sich nach dem Satz einstellt, auf einer Skala von eins bis zehn bewertet. Bei dieser Klientin lag der Alarm, wie sie nach dem ersten Setting sagte, gefühlt etwa bei fünfzehn. Sie bekam heftiges Herzklopfen, ihr Hals schnürte sich zu, es kamen ihr die Tränen. Das entsprach genau jenen Reaktionen, die sie durchlitt, wenn sie in ihrem Leben die Befürchtung hatte, nicht gebraucht zu werden - es ging ihr enorm schlecht.

Ein Setting im Introvision Coaching dauert etwa zehn Minuten, wenn der Klient es schafft, seine beobachtende, weit gestellte Wahrnehmung so lange beizubehalten. Das Setting wird früher abgebrochen, wenn der Klient merkt, dass er nicht in der beobachtenden Haltung bleiben kann. Nach dem Setting sprechen Coach und Klient über das Erlebte und darüber, ob und wie sich der Alarm verändert hat. In aller Regel kommt es zu einer Verringerung des Alarms. An das erste Setting schließt sich meist gleich ein zweites an und spätestens dabei verringert sich der Alarm spürbar.

Die Anleitung, die der Klient vom Coach während des Settings erhalten hat, wird aufgenommen und dem Klienten mit nach Hause gegeben, damit er allein weiter üben kann, entweder bis zur nächsten Coachingsitzung oder bis der Alarm bei null angekommen ist. Das gehört nämlich ebenfalls zur Arbeit mit Introvision Coaching dazu: der Klient muss zwingend weiter üben, bis der Alarm bei null ist, das heißt, bis er den Alarm auslösenden Satz hören kann, ohne dass es bei ihm zu irgendeiner negativen Reaktion kommt. Es genügt nicht, wenn der Alarm sich einfach nur „bessert" oder „viel weniger“ wird. Dann ist immer noch ein Rest-Alarm vorhanden, der sich bei genügend großer Intensität des Reizes wieder zur ursprünglichen Größe aufbauen kann. Erst wenn der Alarm bei null ist, ist er tatsächlich ein für alle Mal gelöscht. Auch das lässt sich dank neuer hirnphysiologischer Methoden auf der Zellebene nachweisen.

Im Falle der Klientin aus dem obigen Beispiel war der Alarm nach der zweiten Coachingsitzung gelöscht, was bei ihr zu etlichen Lebensveränderungen führte. Sie grenzte sich klar gegen ihre Chefin ab und weigerte sich in der Folge, deren Fehler und Versäumnisse weiterhin zu decken. Selbst als die Chefin daraufhin berechtigterweise ihren Job verlor, blieb sie bei ihrer selbstbewussten Haltung und ließ sich nicht emotional erpressen. Auch ihr Familienleben gestaltete sie neu. All ihre existenziellen Ängste, die früher ihr Verhalten bestimmt hatten, waren wie weggeblasen.

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