Man ist mal wieder ratlos: Kein Körper Nase

| Renate Dehner
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Auch wenn man, so wie ich, den galoppierenden Vormarsch des Denglischen bedauerlich findet, besonders wenn man ein großer Verehrer der englischen Sprache und Literatur ist, muss man doch zugeben, dass es einige Redewendungen gibt, auf die man im Alltag nicht mehr verzichten möchte. Sie sind beileibe nicht unersetzlich im Sinne von „es gibt keine adäquate deutsche Ausdrucksweise“. Aber sie sind kurz und knackig und gehen leicht von der Zunge, für mich zählt dazu zum Beispiel „never ever“, „niemals nie nicht“ ginge natürlich auch, aber „never ever“ flutscht besser. Ich denke, Sie wissen, was ich meine, jeder hat da vermutlich seine eigenen kleinen Gewohnheiten.

Die Kinder lernen heutzutage schon in der Grundschule Englisch, ich nehme an, damit sie die Werbung besser verstehen - oder halt ihre Eltern. In einer mir bestens bekannten Familie antwortete der Familienvater auf eine Bemerkung seiner Frau mit einer gängigen englischen Redewendung, die inzwischen wohl auch Einzug in viele Haushalte genommen hat. Die stets aufmerksame und sehr aufgeweckte neunjährige Tochter, die gerade erste Erfahrungen mit Englisch-Unterricht macht, fragte sofort: „Warum sagt Papa: Kein Körper Nase?“

Das lohnt sich zu wissen, denn es ist eine Redewendung, die man andauernd brauchen kann! Ich hatte neulich zum Beispiel so einen Fall: Da erhielt Ulrich, wohl gemeinsam mit Dutzenden anderen Trainern, eine Anfrage für einen ein(!!!)-tägigen Workshop, den er mir leicht fassungslos zeigte. Ich kann nur annehmen, dass von dem armen Trainer, der sich tatsächlich bereit erklären sollte, diesen Job zu übernehmen, erwartet wurde, dass er die gesamten 24 Stunden durcharbeitet und dann noch über eine Technik verfügt, aus jeder einzelnen Stunde zwei oder drei zu machen. Anders kann man die bescheidenen Wünsche des Auftraggebers jedenfalls nicht erfüllen. Das liest sich so:

So stand es in der Anfrage - man traut seinen Augen kaum. Wie, bitte schön, soll das an einem einzigen Tag zu bewerkstelligen sein? Man könnte sich vielleicht folgenden Seminar-Aufbau vorstellen:

Wer wollte es ihnen verdenken? Jemand, der so viel von einem eintägigen Workshop fordert, hat entweder keine Ahnung oder ist skrupellos geizig oder beides. Und wer verspricht, soviel an einem einzigen Tag bieten zu können, hat entweder ebenfalls keine Ahnung oder ist ein Scharlatan oder ist jung und braucht das Geld.

Warum gibt es noch immer (zu) viele Führungskräfte, die Stein und Bein schwören, dass Weiterbildungsworkshops eh nichts bringen? Mag viele Gründe haben. Kein Körper Nase, kann man da nur sagen! Aber obige Ausschreibung gibt vielleicht einen dezenten Hinweis, denn das kann never ever funktionieren.