Renates Kolumne: Mit den besten Wünschen…

| Renate Dehner
Was alle gefürchtet und keiner gehofft hatte, tritt nun ein - das Neue Jahr fängt genauso an, wie das alte aufgehört hat – und wenn wir schon von Aufhören reden: Kein Mensch weiß, wann das aufhört. Wann es aufhört, dass man bei jedem Hüsteln, das irgendjemand von sich gibt, sich innerlich mit düsterster Stimme sagt: „Covid or not covid, that ist the question!“, so dass man hinter jeder Maske bereits den Totenkopf befürchtet, den Hamlet so theaterwirksam in der Hand hält.
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Und wenn es ums Aufhören geht: Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass, wenn es schon mit Corona weitergeht, die Zeitungen wenigstens aufhören, jeden Dödel (und auch jeden, der zugegebenermaßen kein Dödel ist) schildern zu lassen, wie er oder sie mit, neben, auf, unter, über, gegenüber oder in unmittelbarer Nachbarschaft von, mit Corona lebt, liebt, die Zeit verbringt, arbeitet, faulenzt, gärtnert oder kocht und überhaupt, wie sie oder er das nun findet, was Corona für ihn oder sie bedeutet und wie das seine Sicht auf die Welt verändert hat.

Ehrlich, interessiert das noch irgendwen einen Dreck, wie irgendwelche viertel-, halb-, dreiviertel- oder ganz Promis das Leben mit Corona finden? Wie sollen sie es schon finden? Scheiße, wenn sie ehrlich sind und damit erschöpft sich das Thema auch schon. Dass es empfindsame Gemüter gibt, die auch die Schönheit der Ruhe, der Entschleunigung, des Blicks auf das Wesentliche und was es an Schmonzes mehr gibt, mit neu gewonnenen „Einsichten“, mit neuer „Innerlichkeit“, mit ungeahnten „Erlebnissen“ und so weiter zu würdigen wissen – geschenkt! Ach ja, und die wohltuende Erkenntnis, dass die Familie das wichtigste ist – also so viel Tiefgang, das hätten wir diesem oder jenem doch echt nicht zugetraut, oder? Wenn wir das gelesen haben, fällt es uns doch wie Schuppen von den Augen, dass wir Mutti mal wieder anrufen müssen. Das, was alle möglichen Menschen mit dieser Situation anstellen, das war vielleicht im März noch ein paar Zeitungsartikel wert, aber doch nicht mehr im Dezember…

Ich verstehe natürlich andererseits, dass die Journalisten irgendwie ihr Blatt füllen müssen, und wenn die Schauspieler nicht mehr schauspielern, die Autoren nicht mehr vor Publikum lesen, die Sänger nicht mehr singen, die Musiker keine Musik mehr machen können, dann wollen sie halt wenigstens mit Interviews im Gedächtnis bleiben, aber ehrlich, mir reicht’s! Gibt es noch irgendjemanden, der seine Meinung, die im Großen und Ganzen nicht von der Meinung aller anderen Promis abweicht, nicht gesagt hat? Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! Sie sind mein Promi des Jahres!

Was wünschen Sie sich vom Neuen Jahr? Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass es in Erfüllung geht, solange es Ihnen und Ihrer Umwelt wirklich guttut. Ich meinerseits schließe mich dem Wunsch meiner jüngsten Enkeltochter an. Gefragt, was das Christkind ihr bringen soll, wünschte sie sich eine Tür. Mit der unschlagbaren Logik einer knapp Dreijährigen begründete sie das so: „Damit ich immer rausgehen kann, wenn ich will!“ Ich hätte auch gern eine Tür- und ich denke, da bin ich nicht allein, da sind wir wohl ungefähr 83 Millionen, allein in Deutschland.

Doch, um es mit Theodor Fontane zu sagen:
Such nicht immer, was dir fehle,
Demut fülle deine Seele.
Dank erfülle dein Gemüt.
Alle Blumen, alle Blümchen
Und darunter selbst ein Rühmchen
Haben auch für dich geblüht!

Und jetzt denke ich mit echter Dankbarkeit daran, dass es mir hervorragend geht und mir bricht fast das Herz bei dem Gedanken an die Unzähligen auf der ganzen Welt, die leiden und ich wünsche von ganzem Herzen, dass für jeden Einzelnen eine Tür der Hoffnung aufgeht, sodass 2021 ein gutes Neues Jahr werden möge. Ach ja- und bleiben Sie gesund!