Renates Kolumne: Nehmen Sie sich ein Beispiel!

| Renate Dehner
Ich weiß, die Frage ist vielleicht ein bisschen indiskret, aber interessieren würde es mich doch mal: Haben Sie Ihre Kinder eigentlich noch mittels Geschlechtsverkehr bekommen? Oder erwägen Sie gar Geschlechtsverkehr mit dem Ziel, ein neues Menschlein in die Welt zu setzen? Wie absolutely old school von Ihnen! Heutzutage lässt man sich Kinder konfigurieren wie ein neues Auto, das wissen Sie aber schon, oder?
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Ich meine, wenn Sie ein neues Fahrzeug kaufen, dann gehen Sie doch auch nicht hin und sagen zum Autohändler: „Wir hätten gern ein Auto und wir wünschen uns natürlich von ganzem Herzen, dass es einen gesunden, starken Motor hat, der Lack sollte auch intakt sein und wenn die Bremsen funktionieren, das wäre ganz prima. Aber was es auch wird, wir werden es von ganzem Herzen lieben und beschützen, wenn Sie es in neun Monaten liefern.“ Dabei ist der Erwerb eines Säuglings auf längere Sicht gesehen mit deutlich höheren Kosten verbunden als die Anschaffung selbst einer S-Klasse! Deshalb sollten Sie sich definitiv ein Beispiel nehmen an Menschen, die sich wirklich mehr Gedanken machen als Sie bei einer so wichtigen Kaufentscheidung.

Nehmen Sie zum Beispiel Paris Hilton, das ist eine verantwortungsbewusste Frau! Sie fragen sich, wieso? Das werden Sie gleich merken. Sie haben doch bestimmt schon von ihr gehört? Nicht mehr so ganz in ihrer Jugendblüte, weshalb ihr der schmückende Titel „It-Girl“, den sie bis etwa Ende dreißig hielt, aberkannt wurde, aber immerhin jetzt in einem Alter, wo man die Familienplanung langsam ins Auge fassen sollte. Das macht sie mit bewunderungswürdiger Weitsicht. Der Zeitung vertraute sie an, dass sie plant, Zwillinge in die Welt zu setzen, und zwar einen Jungen und ein Mädchen. Ist doch auch praktisch, da hat man gleich beides in einem Aufwasch. Als intimer Freundin von dear old Paris ist es mir vergönnt gewesen, ein Gespräch zwischen ihr und ihrem Verlobten zu belauschen:

Paris: „Honey, ich habe für morgen um halb elf einen Termin bei dieser absolut fantastischen Reproduktionsklinik für uns vereinbart. Der Doktor ist absolutely great mit den besten Referenzen, die die Welt je gesehen hat.“

Verlobter: „Oh really, darling? Wie wonderful von dir. Was machen wir da?“

Paris: „Ach komm, honey, du hast es doch nicht vergessen?“

Verlobter: „I’m so sorry, darling, aber im Moment weiß gerade echt nicht…“

Paris: „Honey, wir hatten uns doch auf Kinder verständigt! Wir mit cutey babies, das würde in der Presse supergut ankommen.“

Verlobter: „Aber darling, müssen wir dazu in eine Klinik? Reicht es nicht, wenn wir ins Bett gehen… wow, wenn ich daran denke… oh darling, du bist so sexy!“

Paris quietscht: „No, no, no honey, du drückst immer so auf meine Brust-Implantate, ich hab‘ Angst, die flutschen mir noch zwischen die Rippen. Und wenn du mich so heftig küsst, dann drückt sich wieder das ganze Hyaluron aus meinen wundervoll gestylten Lippen bis unter die Nase und ich muss schon wieder zum Schönheits-Chirurgen. Ich bin zwar reich, aber immer diese dreißigtausend Dollar, das läppert sich auch irgendwann zusammen. Außerdem will ich ja nicht irgendein Kind! Ich will was maßgeschneidertes.“

Verlobter: „Und an was hast du so gedacht, darling?“

Paris: „Was hältst du von Zwillingen? Ein Junge und ein Mädchen, das wäre doch absolutely wonderful.“

Verlobter: „Okay, darling, sounds fantastic, und wie sieht es mit Rückgaberecht aus, falls sie uns nicht gefallen?“

Paris: „Das besprechen wir alles morgen, honey. Da können wir auch gleich klären, ob wir es vielleicht nicht doch am allerbesten machen wie sweetheart Kim, du weißt schon.“

Verlobter: „Kim Kardashian, meinst du, die die Babys immer ready-made geliefert bekommt?“

Paris: „Ja, honey, genau, du bist ja so clever! Weißt du, das spart einem diesen hässlichen dicken Bauch und hinterher spart man auch einen Haufen Geld für den Chirurgen, der einem die Figur wieder richtet.“

Verlobter: „Ach darling, du denkst wirklich an alles. Wie gut, dass ich eine so geniale Frau geheiratet habe! Das Mädchen muss aber unbedingt blaue Augen und Locken haben, sonst nehme ich es nicht.“

Paris: „No problem, und der Junge braucht einen IQ von mindestens 130. Honey, wir werden die schönsten und großartigsten Kinder haben, die es je gegeben hat, man wird uns um sie beneiden. Da fällt mir ein, ich muss unbedingt noch diese Nanny-Agentur anrufen. Meinst du, drei Nannys reichen uns für die Rundumbetreuung?“

An dieser Stelle war das Gespräch beendet und Paris rauschte hinaus. Der Verlobte strahlte mich an: „Isn’t she great? Sie wird die beste Mom der Welt sein, sie ist so aufopferungsvoll!“

Ich hoffe, dieser Beitrag war hilfreich für Sie, falls Sie sich mit Reproduktionsgedanken tragen. Ich empfehle übrigens noch den Einsatz der CrispR- Schere, um den Nachwuchs gegen eine mögliche Corona-Infektion immun zu machen, das spart so viel Ärger und es soll auch gegen ADHS, Herzinfarkt und Fußpilz helfen. Dann steht dem Eltern-Glück nichts mehr im Wege! Vorausgesetzt natürlich, Sie haben das Geld für die Nannys - sonst wird es gelegentlich doch ein bisschen anstrengend…