Wie lassen sich Konflikte vermeiden?

| Alice Dehner
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Natürlich lässt sich nicht jeder Konflikt vermeiden. Doch wenn man weiß, welche Verhaltensweisen ganz besonders geeignet sind, konfliktträchtige Situationen noch zu verschärfen, kann man etliche Klippen umgehen. Wenn Sie sich am Rande eines Konflikts befinden und die Lage nicht eskalieren wollen, sollten Sie auf folgende Kommunikationen verzichten:

Im Falle eines sich anbahnenden Konfliktes ist Ironie als Humor getarnte Aggressivität und nichts Anderes. Ironie soll dem, der sich ihrer bedient, ein Gefühl der Überlegenheit vermitteln - schließlich ist er schlagfertiger, gewitzter, intelligenter als sein Kontrahent. Klar, dass das beim anderen gar nicht gut ankommt. Es kann sogar zu tiefer Verletztheit führen, was für die weitere Kommunikation, über den aktuellen Konfliktfall hinaus, nicht gerade förderlich ist. Ironie ist eine arrogante Form des Schlagabtauschs, bei dem der Aggressor schwer zu greifen ist. Das führt zu keiner Lösung, sondern zu einem Ende mit Gewinner und Verlierer - und das bedeutet, dass die Sache irgendwann weitergehen wird.

Wer zum Gegenangriff bläst, fühlte sich offenbar angegriffen durch eine vorangegangene Kommunikation. Das heißt, da wurde ein wunder Punkt getroffen. Wird man zum Ziel eines „Gegenangriffs“, sollte man sich nicht vom ursprünglichen Sachverhalt ablenken lassen. Denn ein Gegenangriff löst kein Problem. Deshalb sollten Sie auch nicht selbst zu diesem Mittel greifen, wenn Sie sich „getroffen“ fühlen, sondern lieber versuchen, herauszufinden, welcher wahre Kern in der Aussage des anderen steckt, um konstruktiv über den Konflikt sprechen zu können.

Wer provoziert, hat meistens das Ziel, den anderen aus der Reserve zu locken, um ihn dadurch in eine schlechtere Position zu bringen. Das fördert weder den kollegialen Umgangston noch die Beziehung zu den Mitarbeitern. Und wenn Sie selbst das Ziel einer Provokation sind: Ignorieren ist die beste Strategie. Eine Provokation, die absolut ins Leere läuft, verliert blitzschnell ihren Reiz.

Das verbietet natürlich allein schon der menschliche Anstand. Es findet hier trotzdem Erwähnung, denn es kann passieren, dass man sich so sehr über einen anderen ärgert, dass man der Versuchung kaum widerstehen kann. Es bringt trotzdem nichts, denn andere lächerlich zu machen ist nicht gerade ein Zeichen von Souveränität und handelt einem womöglich unnötigen zukünftigen Ärger ein.

Unterstellungen wirken massiv, weil der andere sich völlig falsch und dazu noch ungerecht beurteilt oder behandelt fühlt. Und je wilder und abstruser die Unterstellung ist, desto hilfloser und fassungsloser reagiert der Betroffene. Das kann dazu führen, dass er auf ein kindliches „Notprogramm“ zurückgreift und komplett ausrastet. Wer eine Eskalation vermeiden will, sollte auf Unterstellungen also tunlichst verzichten.

Gerade bei den Unterbrechungen, die quasi zur Tagesordnung von Auseinandersetzungen gehören, offenbart sich ein Grundübel von Konflikten: Jeder der Kontrahenten hat den Anspruch, dass er verstanden werden will vom anderen, und zwar als erstes! Doch wenn jeder zuerst verstanden werden will, bevor er versucht, seinerseits den anderen zu verstehen, kommt es lediglich zur Stagnation. In diesem Kreislauf von Unterbrechungen hat jeder das Gefühl, dass mit dem anderen eben einfach nicht zu reden sei, er hört ja noch nicht einmal zu. Implizit offenbart jede Unterbrechung: „Mir ist nicht wichtig, was du zu sagen hast. Mir ist nur wichtig, loszuwerden, was ich sagen will!“ So lassen sich nicht nur Konflikte nicht lösen: Auf die Dauer erschüttert das die Beziehungsebene, denn wer dauernd unterbrochen wird, spürt, dass der andere ihm keine wirkliche Wertschätzung entgegenbringt.

In Konflikten wird gern übertrieben, weil man hofft, dadurch dem eigenen Standpunkt mehr Gewicht zu geben. Das ist sehr verführerisch, weshalb es immer wieder gemacht wird, obwohl es letztlich nichts bringt. Denn durch die Grandiosität, mit der etwas größer oder kleiner gemacht wird, verliert das berechtigte Interesse, das hinter einem Argument steckt, an Schlagkraft. Übertreibungen machen es schwer, sich sachlich auseinanderzusetzen. Im schlechtesten Fall kommt es zu einer Verfestigung der gegensätzlichen Positionen statt zu einer Lösung.

An die Übertreibungen schließen sich logisch gleich die Absolutbegriffe an: „Immer, nie, alle, keiner“ haben das Potenzial, ein kleines Geplänkel zu einem handfesten Streit aufzubauschen. Denn wem Absolutbegriffe um die Ohren gehauen werden, fühlt sich schnell ganz ungerecht behandelt - und dagegen muss man sich schließlich wehren. Also fährt man seinerseits schweres Geschütz auf.

Die gehören in eine ähnliche Kategorie wie die vorigen beiden Punkte. Beim Übergeneralisieren macht man aus einem Einzelfall in maßloser Übertreibung eine Grundsatzdiskussion. Eine Diskussion über einen nicht eingehaltenen Termin führt zur Klage über die Ungerechtigkeit der Arbeitsverteilung, die begründet ist in der schwachsinnigen Organisation der Abteilung, weil es nämlich in der Tochterfirma hapert, und das nur, weil der gesamte Konzern schlecht geführt wird. Sind wir erst einmal an diesem Punkt, lässt sich der Konflikt wegen des nicht eingehaltenen Termins schlicht nicht mehr lösen.

Übergeneralisierungen kann man auch als Form von tangentialen Transaktionen betrachten. Tangentiale Transaktionen sind eine Kommunikationsform, bei der das eigentliche Thema zwar noch am Rande berührt wird, dann in elegantem Bogen allerdings davon wegführt. Im Konfliktfall kommt das zum Einsatz, wenn man sich um den „heißen Punkt“ drücken will. Das führt zwar nicht unbedingt zu einer Eskalation, aber auch keines falls zu einer Lösung, denn man ist plötzlich irgendwo ganz anders.