Frau Montessori rotiert vor Begeisterung im Grab!

| Alice Dehner
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Etwas in eigener Sache vorweg: Es gibt tatsächlich Menschen, die argwöhnen, ich hätte eine fatale Vorliebe für Bandwurmsätze. Versteh ich nicht! Kurz und knackig ist doch seit jeher mein Motto und nur weil es manchmal eben nur über vier oder fünf schlappe Zeilen lang kurz und knackig zu machen ist, heißt das ja noch lange nicht, dass es sich dabei um eine unnötig in die Länge gezogene Argumentationskette handelt, die man auch viel knapper hätte hinkriegen können, wenn man sich nur ein bisschen jener Mühe gegeben hätte, die ich doch wirklich niemals scheue, wenn es sich um den Dienst für die gute Sache handelt, in diesem Fall den Aufbau einer lupenreinen Schlussfolgerung, in deren ausschließlichen Dienst ich mich eigentlich immer stelle, wenigstens ist das allzeit mein Ziel, aber…Ach, ich könnte noch ewig weitermachen! Nur um mal zu zeigen, zu was ich fähig bin, wenn es um Bandwurmsätze geht. Und was Ihnen bisher erspart geblieben ist.

Nun aber zu etwas anderem. Um die nicht interessierte Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten, möchte ich hier kurz einige jener Buchprojekte vorstellen, die ich plane, demnächst in Angriff zu nehmen:

Damit Sie sehen, was auf Sie zukommt und rechtzeitig Vorbestellungen beim Buchhändler Ihrer Wahl abgeben können, werde ich die geplanten Inhalte des ersten meiner Werke hier skizzieren.

„Wie überlebe ich mein Kind“ wird in vier Hauptkapitel und einen Anhang aufgeteilt.

1. Hauptkapitel: Die Schreiphase

Das erste Hauptkapitel widmet sich der Lebensphase zwischen null und etwa zweieinhalb Jahren. Das Kind brüllt, aber nehmen Sie ihm das nicht übel, es ist noch nicht fähig, sich zivilisiert auszudrücken. Es brüllt entweder, weil es Hunger hat, weil es Durst hat, weil es die Windeln vollgeschissen hat, weil ihm ein übler Wind durchs Gedärm weht oder aus einem anderen Grund. Machen Sie kein Gedöns, sondern tun Sie, was Sie können und trösten Sie sich damit, dass diese Phase vorbeigeht.

2. Hauptkapitel: Die Schreiphase

Dieser Abschnitt des Buches behandelt die Phase zwischen zweieinhalb und etwa sechs Jahren.

Das Kind brüllt, aber nehmen Sie ihm das nicht übel, es kann noch nicht schreiben. Es brüllt entweder, weil Sie seinen Zorn erregt haben oder weil jemand anderes seinen Zorn erregt hat. Sie haben seinen Zorn entweder erregt, weil Sie ihm viiiiel zu wenig Schokolade gönnen, weil Sie es immer dann ins Bett schicken, wenn es soooo schön spielt, weil Sie es aus dem Schwimmbecken ziehen, da seine ins blau-lila changierende Hautfarbe Ihnen Angst macht, weil Sie es nicht Fernsehen lassen oder weil Sie Ihr Handy oder Tablet jetzt wieder selbst haben wollen. Machen Sie kein Gedöns, sondern geben Sie manchmal nach und manchmal nicht, je nachdem, was Ihre Nerven gerade verkraften und trösten Sie sich damit, dass diese Phase vorbeigeht.

3. Hauptkapitel: Die Schreiphase

In dieser dritten Abteilung nehmen wir uns die Phase zwischen sechs und zwölf Jahren vor. Das Kind brüllt, aber nehmen Sie ihm das nicht übel, starke Stimmbänder brauchen starkes Training - und Ihr Kind soll sich doch mal durchsetzen können im Leben. Es brüllt entweder, weil Sie die blödesten, die strengsten, die ganz und gar unmöglichsten Eltern der ganzen Schule sind, oder weil es überhaupt nicht einsieht, weshalb es sein Zimmer aufräumen, dauernd seine Hände waschen, die dreckigen Jeans nicht mehr anziehen oder gar Hausaufgaben machen soll. Machen Sie kein Gedöns, schreien Sie nur gelegentlich zurück, drohen Sie ihm nie mit Hausarrest oder Entzug des Taschengelds, sondern lassen Sie sich von anderen Eltern deren noch viel schlimmeren Stories erzählen. Eltern, die Sie gleichzeitig zu Ihrem wohlerzogenen Nachwuchs beglückwünschen! Denken Sie daran, wie Ihre Kleine, als sie gerade mal nicht brüllte, gesagt hat, wie unmöglich Viola ist: „Die benimmt sich bei anderen so, wie man das bloß zu Hause macht!“ Also seien Sie stolz auf Ihr Kind, das sich nur zu Hause schlecht aufführt, und trösten Sie sich damit, dass diese Phase vorbeigeht.

4, Hauptkapitel: Die Schreiphase

Im vierten Hauptteil des Buches befassen wir uns mit der Lebensphase zwischen zwölf und sechzehn Jahren. Das Kind brüllt, aber nehmen Sie ihm das nicht übel, denn sein Hirn ist hormonell bedingt temporär ausgefallen. Und Sie wissen ja, wo kein Hirn ist, wird eigentlich immer gebrüllt. Das Kind steckt mitten in der Pubertät - das ist für alle Betroffenen eine schreckliche Belastung und der ganze Stress, der durch den hormonellen Umbau ausgelöst wird, muss ja irgendwo raus. Dass Sie blöd, streng, unmöglich und peinlich sind, ist Ihnen inzwischen eh bekannt, und dass Maria, Pascal, Leo und Anton sowieso viel länger auf jede Party dürfen, darüber kann man sich einfach nur schreiend beklagen, ist doch klar, oder? Also machen Sie kein Gedöns, erinnern Sie sich, wie Sie in dem Alter waren und erlauben Sie so viel, wie Sie es gerade noch vor Ihrem Gewissen verantworten können. Den Rest sitzen Sie aus und trösten sich mit dem Gedanken, dass diese Phase vorbeigeht.

Anhang

Die Schreiphase

Das Kind brüllt ins Telefon: „Mama, ich bin am Ende mit meinen Nerven! Das Baby hat die ganze Nacht gebrüllt, ich bin fix und fertig. Kannst du vorbeikommen?“ Sie machen kein Gedöns, sondern lassen alles stehen und liegen, kommen auf der Stelle vorbei, nehmen ganz entspannt das schreiende Baby auf den Arm, das daraufhin augenblicklich in Tiefschlaf fällt und trösten Ihr Kind: „Ist alles kein Problem, Schatz, das geht vorbei!“

Fazit: Sie können in der Erziehung fast alles machen, was Sie wollen, Fehler machen Sie sowieso, dafür brauchen Sie keinen Ratgeber, aber machen Sie um Gottes Willen kein Gedöns!

War das jetzt kurz und knackig oder war das jetzt nicht kurz und knackig?

Ich habe übrigens vor, dieses epochemachende Werk einem amerikanischen Verlag anzubieten, der das auf mindestens sechshundert Seiten aufbläht und aufgrund seiner unzähligen wertvollen Erziehungsratschläge einen Bestseller daraus macht, der mich für den Rest meines Lebens saniert. Bandwurmsätze werden darin keine vorkommen, die gehen auf englisch nicht so schön. Der geplante Titel: Don’t ! Make! A fucking fuss!

Die anderen Buch-Projekte stelle ich in naher Zukunft vor.

PS. Ich habe noch einen ganz heißen Tipp zu weiterführender Literatur. Kaufen Sie sich, egal, ob Sie Kinder haben oder nicht, „ Ein pädagogische Poem“ von Anton Makarenko. Das ist eines der wunderbarsten Bücher, die jemals geschrieben wurden und nach der Lektüre werden Sie wahrscheinlich einiges mit anderen und gelasseneren Augen betrachten.