Führen in der Krise – aber wie?

| Alice Dehner
Egal, wie schwierig Ihr Job gerade ist, ich glaube nicht, dass Sie bereit wären mit Ernest Shackleton zu tauschen! Abgesehen davon, dass das ohnehin nicht ginge, weil Shackleton seit bald hundert Jahren tot ist – seine Aufgabe war ungleich viel schwieriger.
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Falls Sie geschichtlich gerade nicht so ganz auf dem Laufenden sind: Sir Ernest Shackleton war der Leiter jener aufsehenerregenden Antarktis-Expedition, die als Endurance-Expedition in die Geschichte einging und in der Shackleton unter Beweis stellte, dass er, so Jameson Adams, ebenfalls Antarktis-Expeditionsleiter „ohne Einschränkung (der) bedeutendste Führer, der jemals über Gottes Erde wandelte“ gewesen sei.

Was war Shackletons phänomenales Verdienst? Er hat es geschafft, in einer schier ausweglosen Situation seine Untergegebenen mit so viel Hoffnung und Optimismus zu erfüllen, dass sie zu übermenschlichen Höchstleistungen fähig waren. Ihm war bewusst, was ich geradezu unglaublich finde für jemanden, der vor mehr als hundert Jahren gelebt und gearbeitet hat und von humanistischer Psychologie keinen blassen Schimmer haben konnte, dass die psychische Gesundheit den gleichen Stellenwert besitzt wie die physische. Er wusste, dass nichts so destruktiv ist wie depressive Gedanken und Hoffnungslosigkeit. Also tat er alles, um seine achtundzwanzig Besatzungsmitglieder der „Endurance“, und zwar über Monate!, zu motivieren, an den glücklichen Ausgang und an Rettung zu glauben. Die „Endurance“ saß nämlich im Packeis fest und wurde schließlich ganz vom Eis zerquetscht, so dass alle Männer auf einer Eisscholle campieren mussten. Doch Shackleton ließ nicht zu, dass sie aufgaben! Außerdem zeigte er sich als wahres Vorbild, indem er den Matrosen die wärmeren Fell-Schlafsäcke überließ, während er und die Offiziere mit den weniger warmen Wollschlafsäcken zurechtkommen mussten, und er überließ dem Fotografen Frank Hurley seine eigenen Handschuhe, nachdem der seine verloren hatte.

Nach schier unglaublichen Strapazen und Anstrengungen konnte Shackleton schließlich mehr als zwei Jahre nach dem Start der Expedition melden, dass alle achtundzwanzig Männer gerettet waren!

Was ist daran für heutige Manager interessant? Unterschätzen Sie niemals Ihre Rolle als Führungskraft! Sie sind derjenige, der mit den Mitarbeitern kommunizieren muss, der sie motivieren muss, der Ihnen Zuversicht vermitteln muss, der die Mitarbeiter aber auch unterstützen muss, Sie sind derjenige, der ihnen die Kraft geben muss, diese Krise zu überwinden! Es ist der Geist oder nennen Sie es Mind-Set, wenn Ihnen das näher liegt, der entscheidet, wie es weitergeht. Wenn es dafür noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, so hat Shackleton ihn erbracht.

Was ergibt sich für Unternehmen daraus: Sie sollten auch die Verfassung der eigenen Führungskräfte im Blick haben. Und wenn Sie selbst als Führungskraft einmal Unterstützung brauchen, um in der Krise Optimismus und einen klaren Kopf zu behalten, scheuen Sie nicht, sich Hilfe zu holen.