Gastbeitrag von Irini Koutava: Bleiben Sie dran!

In letzter Zeit habe ich ziemlich viel rumjongliert. Stress bei der Arbeit, alle möglichen Aufgaben und abzuarbeitenden Projekte, Kita geschlossen, Ehemann im Home-Office – so sieht gerade mein Leben aus und ich bin ziemlich sicher, das erinnert Sie an irgendetwas…Es gibt natürlich Unterschiede, aber das Ringen mit der Pandemie und ihren Folgen ist doch bei vielen von uns ziemlich ähnlich.
Es fühlt sich wie ein Balanceakt an und ich könnte mir vorstellen, dass es selbst für die Privilegierten unter uns frustrierend ist.
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Außerdem weiß ich, dass diese zweite Runde des Lockdowns sehr viel schwieriger zu ertragen ist. Vor einem Jahr, als der erste Lockdown in Berlin begann, habe ich das sogenannte neue Normal noch stoisch akzeptiert. Diese Wirklichkeit, die darin bestand, weniger Zeit zu haben, führte für mich dazu, alles ein bisschen langsamer zu machen und weniger zu arbeiten. Ich erzählte mir immer wieder, dass das jetzt eben so sei und ich die Situation schließlich nicht ändern könne. Hey, dann mache ich eben das Beste daraus! Und ich denke, das ist mir auch eine Zeit lang gelungen.

Aber: Was begonnen hatte als echte stoische Herangehensweise – eine Situation zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann – veränderte sich peu à peu und wurde schließlich zu Passivität und Faulheit. Z.B. setzte ich mich an den Computer, um einen Beitrag für meinen Blog zu schreiben, und fand mich vor einem Make-up-Tutorial auf Youtube wieder, oder bei Katzen auf Kajaks in Tiktok.

Um die Wahrheit zu sagen, ich schrieb ein paar Texte, mit denen ich jedoch nicht zufrieden war und später fühlte es sich nach viel zu viel Arbeit und viel zu viel Anstrengung an, sich noch einmal dranzusetzen, um zu versuchen, es besser zu machen. Ich betete mir den immer gleichen Satz vor: „Ich fühle mich gerade nicht danach.“ Mit all diesen traumatisierenden Bildern und all den Ungerechtigkeiten, die man zu sehen bekam, schien es nur fair zu sein, sich nicht auch noch selbst unter Druck zu setzen.

Diese innere Stimme, Sie wissen wahrscheinlich, welche ich meine, die entmutigende, erzählte mir sehr überzeugend, dass ich eine Pause verdient hätte. Mit all diesem äußeren Druck und all dem kollektiven Unglück und Kummer, sollte ich selbst doch einfach nur chillen und langsam machen.

Zum Glück stieß ich, irgendwo zwischen Lisa Eldridge und Suki cat, auf Seth Godin und sein neues Buch „The Practise“. Und dieser erstaunliche Mensch sagte etwas, das großen Widerhall in mir auslöste:

„Kreativität ist eine Handlung, kein Gefühl. Deine Arbeit ist zu wichtig, um sie davon abhängig zu machen, wie du dich gerade fühlst.“

Das war für mich wie ein gewaltiger Weckruf! Es inspirierte mich sehr, und half mir, aus dieser Situation rauszukommen und auch die richtigen Worte zu finden für das, was gerade passierte. Ich hatte aufgegeben und bildete mir ein, dafür auch gute Gründe zu haben. Die Pandemie ist ohne jede Frage eine heftige Herausforderung. Das geht jedem so, das brauche ich niemandem zu erklären und weil es eben so allgegenwärtig ist, hat es bei mir so gut funktioniert: Jeder hat Verständnis für diese Entschuldigung, die doch nur eine Ausrede ist.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Zeit ist grässlich. Wirklich! Es ist vermutlich nicht das, was wir uns ausgesucht hätten, hätten wir die Wahl gehabt. Ich fordere jetzt nicht dazu auf, alle unsere Aufgaben voller Begeisterung und Energie in Angriff zu nehmen. Außerdem erwartet niemand perfekte Resultate von uns. Aber statt der Passivität und Lustlosigkeit nachzugeben, plädiere ich dafür, die inneren Stärken zu aktivieren, um dazu beizutragen, dass es für jeden um uns herum leichter wird. Wir können unserer Umwelt unsere inneren Ressourcen und Talente zukommen lassen!

Und, am allerwichtigsten: Wir sollten unseren inneren Verpflichtungen treu bleiben, egal, wie unsere gegenwärtigen Lebensumstände gerade aussehen!

Einer der eindrücklichsten Aha-Momente meines Lebens war, als mir klar wurde, dass Klarheit und Selbst-Bewusstsein (= Wissen über mich selbst) den Pfad für ein glückliches und bedeutsames Leben bahnen. Genau zu wissen, was ich erreichen will, wo ich sein will, mit wem ich zusammen sein will, hat mich enorm darin unterstützt, schließlich das zu erlangen, was zu dem Zeitpunkt, als ich mir darüber klar wurde, gänzlich außer Reichweite schien. All diese Ziele niederzuschreiben, wirkte damals mehr wie Tagträumen und weniger wie Zielplanung. Und trotzdem ereigneten sich dann in meinem Leben einige große und kleine Wunder – es war wohl eine Kombination aus Glück und starker Selbst-Verpflichtung. Alle diese Ziele, die aus der faszinierenden Reise der Selbst-Reflexion erwuchsen, sind Versprechen an mich selbst. Meine Postkarten aus der Zukunft. Meine Mission und mein Daseins-Zweck. Ich kann das nicht einfach aufgeben, nur weil gerade komische Sachen passieren. Selbst wenn gerade Pandemie-Wahnsinn herrscht, mache ich weiter mein Ding.

Und wie genau mache ich das?

Ich tue das, was zu tun ist!

Woran ich nämlich ebenfalls erinnert wurde, ist die Macht der Konsistenz, also der unbeirrbaren Konsequenz. Sich aufraffen, die Arbeit tun, das bedeutet nicht, jeden Tag ein kleines Kunstwerk zu erschaffen. Konsistenz bedeutet üben und besser werden. Es ist diese „Extra-Meile“, den Abschnitt in drei Teufels Namen nochmal schreiben, einen weiteren Versuch in Angriff nehmen. Manchmal gelingt uns Außergewöhnliches und manchmal wird es nur mittelmäßig – aber es ist in Ordnung. Es ist Arbeit! Wir sollten uns mit Wohlwollen betrachten. Hochgesteckte Erwartungen? Gerne, aber ganz entspannt. Sie wissen selbst, dass es da draußen nicht einen einzigen Kritiker gibt, der Sie so streng beurteilt, wie Sie das mit sich selbst machen.

Wenn Sie sich vom Ergebnis Ihrer Arbeit entmutigt fühlen, weil es längst nicht Ihren Erwartungen entspricht, geben Sie nicht auf! Konzentrieren Sie sich lieber darauf, weiterzuarbeiten und die nächsten Schritte zu planen. Schreiben Sie, entwerfen Sie, forschen Sie, lernen Sie, machen Sie Networking, tun Sie einfach, was nötig ist. Und denken Sie möglichst realistisch über Ihre Erwartungen nach. Instagram und Co überfüttern uns mit Bildern von lauter erfolgreichen Menschen – sagen aber rein gar nichts über die Zeit und die Energie, die diese Menschen investiert haben, bis es zum Erfolg kam (und auch sonst nichts über deren Leben…)

Ihre Arbeit, Ihr Beitrag kann einen spürbaren Einfluss auf Ihre Umwelt haben. Die Energie, die Sie brauchen, um welche Hindernisse auch immer zu überwinden, die finden Sie in sich selbst. Bleiben Sie dran, dann schaffen Sie es auch, sich ihre Motivation und Ihren Biss immer wieder selbst zu generieren.

Geben Sie gut auf sich acht!

Aus einer leeren Kanne kann man nichts gießen, stimmt’s? Dran bleiben, inspiriert und motiviert sein, das klingt wie Luxus, wenn man sich bereits ausgebrannt und geistig erschöpft fühlt. Fangen Sie damit an, sich die Erlaubnis zur Selbstfürsorge zu erteilen.

Etablieren Sie eine Routine, die nur dazu dient, Ihr Wohlgefühl zu steigern. Was auch immer Ihr Herz mit Freude erfüllt, Ihre Heiterkeit hebt, Ihren inneren Tank auffüllt, planen Sie es. Notieren Sie es in Ihrem Zeitplan-System, auf Ihrer To-Do-Liste. Zwanzig Minuten, eine Stunde, ein Nachmittag, einen ganzen Tag? Reservieren Sie für sich einen nicht verhandelbaren Zeitraum für das, was Sie brauchen, um sich verjüngt zu fühlen, um Ihren Akku wieder aufzuladen.

Machen Sie es ganz bewusst:

  1. Anerkennen Sie, dass Sie Zeit für sich selbst nötig haben.
  2. Finden Sie heraus, was genau Sie brauchen. Was macht Ihnen Freude? Was haben Sie jetzt nötig? Könnte vielleicht einfach Nichtstun sein.
  3. Planen Sie es. Notieren Sie es in Ihrem Kalender, sprechen Sie sich mit den Menschen in Ihrer Umgebung ab, damit es klappt.
  4. Auf geht’s! Genießen Sie es! 

Sagen Sie “Danke”

Dankbarkeit ist ein großer Motivator. Täglich drei Dinge aufzuschreiben, für die man dankbar ist, macht einen großen Unterschied, wie man sich fühlt. Ein guter Trick, um diese Übung noch wirksamer zu machen, besteht darin, sich dabei an ein ganz bestimmtes Ereignis zu erinnern. So wird aus der mentalen Übung ein emotional erfüllendes Erlebnis. Das Beispiel zeigt, welchen Unterschied es macht, ins Detail zu gehen:

  1. Ich bin dankbar für meinen Partner. Oder
  2. Ich fand es wunderbar, dass mein Mann gestern einen Ausflug mit unserer Tochter gemacht hat, sodass ich einen ganzen Tag für mich allein hatte. Ich bin sehr dankbar, dass er daran gedacht hat.

So ins Detail zu gehen, lehrt uns zudem, auf die kleinen Dinge zu achten und sie wertzuschätzen – ein Lächeln, eine Geste, ein sonniger Tag, eine herrliche Tasse Kaffee…

Es gibt viele Wege, Dankbarkeit auszudrücken. Was mir in diesen schwierigen Zeiten sehr geholfen hat, weshalb ich nur jedem empfehlen kann, ist, einmal täglich „Danke“ zu jemandem zu sagen. Das erfüllt Ihren Tag mit dem Gefühl von Verbundenheit.

Warum beginnen Sie nicht Ihren Tag gleich mit irgendeiner Form der Wertschätzung, gegenüber Ihrem Partner, Nachbarn, Freund, Freundin, Mutter, Vater, Tochter, Sohn? Jeder freut sich über ein ernstgemeintes „Danke“.

In diesem Sinne bedanke ich mich jetzt bei Ihnen, schön, dass Sie da sind! Ich hoffe, Sie schaffen es mit Mut, Energie und Widerstandskraft durch diese schwierigen Zeiten und bleiben dran, das zu tun, was Ihnen wichtig ist!

Irini Koutava,
Entwicklerin von
The Smart Plan
A unique planner+coach in one.