Hiob hatte es auch nicht leicht!
| Renate DehnerAber selbst, wenn man von den Verbrechen und Verfehlungen all der „geistlichen Väter (und Mütter, um auch das nicht zu verschweigen)“ absieht, bot die Bibel eigentlich noch nie sonderlich viel Grund zur optimistischen Lebensfreude – noch nicht einmal in vorchristlichen, absolut prähistorischen, nämlich alttestamentarischen Zeiten. Von Hiob ist überliefert, dass er Gott eines Tages ziemlich angepisst fragte, warum immer die Gerechten so schrecklich leiden müssten, während die Ungerechten leben wie die Maden im Speck, um nicht zu sagen wie die Oligarchen in ihren Villen und Landsitzen und palastartigen Stadtapartments. Wissen Sie aus dem Religionsunterricht noch, was er als Antwort bekam? Gott schickte ihm Blitz und Donnerwetter. Ich nehme an, ein zünftiges Gewitter ist die göttlich elegante Methode zu sagen: „Stell nicht so saudumme Fragen, das kapierst du eh nicht!“ Die heutigen Behörden, sollten sie überhaupt reagieren, würden eine in unverständlichem Beamtendeutsch formulierte Absage erteilen, dass ohne genaue Spezifizierung und sowieso zu inner- und zwischenstaatlichen Vorgängen grundsätzlich keine Auskunft gegeben werden könne, es sei rechtlich alles sehr kompliziert. Immerhin macht diese Geschichte deutlich, dass die Zeiten für die Gerechten offenbar schon immer keine leichten waren. Warum ändert sich eigentlich nie was in der menschlichen Natur, mal so ganz allgemein gefragt?
Aber da wir gerade von Hiob reden, und um uns Dingen zuzuwenden, die wir oft genauso wenig kapieren, mit denen wir aber, im Falle wir Eltern sind, direkter konfrontiert sind als mit Oligarchen und den oben genannten Kriminellen, kennen Sie den? Warum hat Gott von Hiob gefordert, seinen neugeborenen Sohn zu opfern? Naja, in der Pubertät wäre es kein Opfer gewesen…
Lassen Sie mich diesen erbaulichen Beitrag beschließen mit den Worten eines Dichters, die treffender nicht ausdrücken könnten, wovor man all jene, die Heilsverkündern und schnelle Lösungen Versprechenden nachlaufen, warnen muss:
Möge uns das Schicksal vor jenen verschonen,
denen der Drang zum Verbessern geworden!
Entweder sengen sie, brennen und morden,
oder sie stiften – Religionen. –
Rainer Maria Rilke
Und manchmal, wäre dem noch hinzuzufügen, tun sie sogar beides…