Renates Kolumne: Die Überschriften-Mogelpackungen

| Renate Dehner
Seit Jahren ärgere ich mich über Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, in denen die Überschrift viel verspricht – und der Beitrag dann nichts davon hält. Bei der „Psychologie heute“ zum Beispiel scheint das geradezu ein Markenzeichen zu sein. Wir haben dieses Produkt seit Jahrzehnten abonniert, aber ehrlich gestanden, weiß ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr, warum. Das Ding ist völlig überflüssig. Bei einer Zeitschrift, die doch einen gewissen Anspruch in ihrem Namen suggeriert, geht mir das ganz besonders auf die Nerven.
News_Kolumne_Nov21.jpg

Dass Blätter wie „Brigitte“, „Elle“ oder „Madame“ seit Jahrzehnten die immer gleichen „neuen“ Herbstfarben ankündigen und in Überschriften Revolutionen beim Kampf gegen die Hautalterung versprechen, die dann darin bestehen, dass man sich Creme A statt Creme B ins Gesicht schmiert – statt auf die Barrikaden zu gehen gegen eine idiotische Kosmetik-Industrie – naja, geschenkt. Da erwartet man nichts anderes, sind schließlich keine wissenschaftlichen Publikationen und außerdem kauft man sie sowieso nur wegen der hübschen bunten Bildchen, die man manchmal als Ausgleich für Nachrichten braucht, die definitiv dem Teint schaden, so viel Sorgenfalten kriegt man davon ins Gesicht.

Aber dass auch ernstzunehmende – und in vieler Hinsicht verdienstvolle - Zeitungen wie die „Süddeutsche“ immer öfter zu solchen Mitteln greifen, nämlich nichtssagende Beiträge aufzupeppen mit Überschriften, die verheißungsvoll klingen, dieses Versprechen dann jedoch kein bisschen einlösen, geht mir auf den Wecker. Jüngstes Beispiel: Am 23. September 21 konnte man im Wirtschaftsteil der SZ die Überschrift lesen „Wie Führung auf Distanz gelingt“. Da es ein Hauptaufgabengebiet der dehner academy ist, sich mit Führungsfragen zu beschäftigen, hat mich das natürlich sehr interessiert. Und was kriege ich zu lesen? Wie schwierig das alles ist mit den Führungsaufgaben, wenn die Mitarbeiter im Home-Office sind, weil sich Kommunikation ja verändert, wenn nicht alle im gleichen Raum sitzen. Und dann noch die wahrhaft umwälzende, Gänsehaut erzeugende Erkenntnis, Zitat „Die Anforderungen an Führungskräfte haben sich radikal verändert – und nicht allen fällt es leicht, sich darauf einzustellen.“  Ich war so was von ergriffen! Das Beste war dann aber die versprochene Einlösung des Versprechens „Wie Führung auf Distanz gelingt“. Ich erwarte, dass Sie jetzt ebenfalls ergriffen sind: Die Führungskräfte brauchen ein bisschen Einfühlungsvermögen und gute Kommunikationsfähigkeiten.

Dingelingeling, klongklongdibäng (das ist der Jingle für den eingeschobenen Werbespot):

Führungskräfte, nehmen Sie teil an der Coaching Ausbildung der dehner academy oder an der Fortbildungsreihe ACT – Coaching Tools für Führungskräfte, dort lernen Sie nämlich, was laut Petra Nieken, Professorin für Human Ressource Management am Karlsruher Institut für Technologie, ihre vornehmste Aufgabe ist, Zitat Nieken: „Die Führungskraft von heute ist ein Coach, der Mitarbeiter dazu anleitet, Dinge besser zu machen.“

Sagen wir doch schon seit Jahren! Und hinterher haben Sie auch wirklich die Mittel, Führung auf Distanz gelingen zu lassen, versprochen!