Renates Kolumne: Geheimtipp für einen gemütlichen Winterabend

| Renate Dehner
Nun haben wir, was diesen Winter angeht, schon einiges gut hinter uns gebracht: Wir haben, wie meine jüngste Enkeltochter es ausgedrückt hat, „heimlich Abend“ gefeiert, wir haben Feiertage über Feiertage – wir in Baden-Württemberg sogar noch einen mehr als fast der ganze Rest der Republik – erfolgreich, und hoffentlich nicht allzu folgenreich für die Gegend um den Bauchnabel rum, überstanden, und uns inzwischen an das neue Datum gewöhnt.
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Ist es da schon zu spät, Ihnen noch alles Gute für das Neue Jahr zu wünschen? Ach was, für gute Wünsche ist es doch eigentlich nie zu spät und in diesen sonderbaren Zeiten kann man sie dringend brauchen: Also ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen ein Jahr mit dem Sie zufrieden sein können! Klingt das ein bisschen arg bescheiden? Muss an meinem Alter liegen. Ich sage Ihnen, je älter man wird, desto mehr lernt man die Zufriedenheit schätzen. Zufriedenheit gibt letztlich mehr her als das immer ach so flüchtige Glück und der Erfolg, eijeijeijei, kaum hat man ihn, schreit er nach dem nächsten. Er ist in dieser Hinsicht ein naher Verwandter des Wunsches, von dem schon Wilhelm Busch wusste, dass er augenblicklich Junge bekommt, sobald er erfüllt wird. (Gute Wünsche, die man anderen zukommen lässt, sind selbstverständlich von diesem Dictum ausgenommen, die spielen in einer ganz anderen Liga, wie man heute so sagt.)

Also, Zufriedenheit ist eine wunderbare Sache, aber bei näherem Nachdenken muss ich zugeben, dass selbstverständlich nichts gegen Glück und Erfolg einzuwenden ist, ich bin sicher, Sie haben beides verdient! Es sei Ihnen also von Herzen gegönnt: Ich wünsche Ihnen Zufriedenheit, Glück und Erfolg!

Was Ihren Erfolg betrifft, da kann ich persönlich leider nichts beitragen (das machen Ulrich, Alice und Jasper schon), aber ich kann Ihnen vielleicht zu ein paar glücklichen Stündchen verhelfen: Ich möchte Sie auf ein kleines Juwel von einem Buch hinweisen. Es ist wunderschön und sehr sorgfältig gemacht, dazu lebendig geschrieben, ruft bei denen, die schon hier waren, Erinnerungen an die herrliche Landschaft wach, weckt bei denen, die noch nicht hier waren, den Wunsch, den Bodensee endlich kennenzulernen und ist eine Freude für diejenigen, die das (dauerhafte…) Glück haben, hier zu leben, was, nebenbei bemerkt, ihrer Zufriedenheit sicher äußerst zuträglich ist.

Das Buch heißt „Grüne Fürsten am Bodensee“, ist erschienen im Silberburg-Verlag und wurde geschrieben von Dominik Gügel. Der Konstanzer Historiker Dominik Gügel ist seines Zeichens seit mehr als zwei Jahrzehnten Direktor des Napoleon-Museums Arenenberg. Außerdem ist er geschäftsführender Präsident des Netzwerks Bodenseegärten, hat darüber hinaus noch einige andere Funktionen inne, ist also von Berufs wegen ein ausgewiesener Kenner der Materie, über die er schreibt. Dass er auch sehr viel Leidenschaft für sein Lebensthema – die Gärten und alles, was damit zusammenhängt; die Konstanzer Geschichte; die Schlösser rund um den See – mitbringt, strahlt nicht nur durch dieses Buch, das beweisen auch seine zahlreichen anderen Veröffentlichungen.

Dieses zauberhafte Buch besticht jedoch nicht nur durch die Geschichten, die Dominik Gügel erzählt, und die einiges beinhalten, was auch Kennern der Konstanzer Geschichte noch unbekannt sein dürfte, sondern es verfügt über eine große Fülle von sorgfältig ausgewählten Bildern, mit deren Betrachtung man mit Vergnügen viel Zeit verbringt. Die Geschichten ranken sich hauptsächlich um die illustren Bewohner der Schlösser auf der Mainau, dem Arenenberg und in Salem, die sich schon während der napoleonischen Kaiserzeit, aber ganz besonders nach deren Ende dort aufgehalten haben und wesentlich zum heutigen Erscheinungsbild der genannten Örtlichkeiten beigetragen haben. Auf vielen zeitgenössischen Bildern, aber auch auf heutigen Ansichten, lässt sich der ganz besondere Charme der Schlösser und ihrer Umgebung erspüren. Ergänzt werden die Landschaftsbilder durch Portraits der hauptsächlichen Protagonisten wie Fürst Nikolaus II. Esterhazy, Hortense Beauharnais und ihrem Sohn, dem späteren Napoleon Trois, und einigen anderen, deren Namen man heute vergessen hat.

Dieses Buch ist ein echter Geheimtipp und, Sie merken es, es hat mir sehr viel Freude gemacht, weshalb ich es nun Ihnen ans Herz lege. Lassen Sie sich entführen in die schönen Seiten der Welt von damals und gönnen Sie sich eine kurze Entspannung von den unschönen Seiten der Welt von heute. Zu meiner Zufriedenheit hat es beigetragen und das wünsche ich Ihnen selbstverständlich auch!