Renates Kolumne: Schieben Sie einfach alles auf das Wetter!

| Renate Dehner
Habe ich mich jemals über schlechtes Wetter beklagt? Bien sur que non! Das käme mir doch niemals in den Sinn. Schon gar nicht, wo man in diesen merkwürdigen Zeiten eh nicht mehr weiß, was eigentlich als gutes, und was als schlechtes Wetter zu bezeichnen ist. Die Parameter (so sagt man heutzutage) haben sich reichlich verschoben. In einem Land, in dem früher „die Sommer grün angestrichene Winter“ (Heinrich Heine) waren, und in dem man Wassermangel für ein Problem irgendwo in Afrika hielt, gibt es Dürre-Rekorde.
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Deswegen haben wir es jetzt mit einem ganz neuen Narrativ, das Wetter betreffend, zu tun. Sie wundern sich gerade? Sind wohl nicht ganz auf dem laufenden mit Neu-Germanisch? Aber Ihr Denglisch ist hoffentlich uptodate?! Also, jeder, der was auf sich hält, braucht neuerdings ein Narrativ. Warum nicht auch die Wetterverhältnisse, fragt sich da der halbgebildete Laie.

Das Wetternarrativ gibt sich hierorts gerade hemdsärmelig und kurzhosig, sprich, man respektive frau, sitzt im Garten und denkt sich „Endlich! Welch ein herrlicher Sonnenschein und da soll ich rein an den Schreibtisch? Och nöö, ich bleib noch ein bisschen draußen und schau den Spatzen zu, wie sie in der Vogeltränke planschen.“ Das angepisste Gewissen mahnt: „Aber…“ Frau beschwichtigt: „Ach komm, erstens habe ich ja noch ganz viel Zeit und zweitens kann ich das ja immer noch heute Abend machen!“ Da hat frau aber vergessen, dass durch die vielen Feiertage auf mysteriöse Weise schrecklich viel Zeit verloren gegangen ist und man abends leider, leider was anderes vorhat, unabkömmlich ist, mit dem Gatten, der sich sonst ja viel zu wenig bewegt, einen schönen Abendspaziergang machen muss und überhaupt abends gar nicht schreiben kann, wegen…

Was ich sagen will: ich bin ein bisschen spät dran, deswegen ist der Beitrag diesmal ein wenig kürzer als Sie sonst von mir gewohnt sind. Aber dafür habe ich einen ganz wunderbaren link für Sie. Es geht um Reden. Also nicht um das Reden, sondern um die Reden. Politiker halten gern welche und wir erinnern uns mit Freude und Dankbarkeit an, zum Beispiel, welche von Edmund Stoiber, um nur einen herauszugreifen. Diesmal geht es um eine Rede des gütigen Schaffers von Witwen und Waisen, hervorragenden Staaten-in -den-Abgrundlenkers, Beschützers der Welt vor den Demokratie-Nazis, unser geliebtes Väterchen Putin, der sich zu Beginn des Ukraine-Krieges wahrscheinlich vorgestellt hatte, dass er binnen weniger Tage auf dem Majdan Platz in Kiew stehen würde, um der ergriffenen und dankbaren Bevölkerung eine epochemachende Ansprache zu halten, gekrönt mit dem emotionalen Bekenntnis „Ich bin ein Pampuschky“, um damit ebenso in die Geschichtsbücher einzugehen wie seinerzeit Kennedys „Isch bin ain Börliner!“ (Sollten Sie die ukrainische Gebäckspezialität Pampuschky noch nicht kennen, wird es jetzt aber höchste Zeit, ist ein Knoblauchbrötchen.) Er konnte sie bisher nicht halten, war wahrscheinlich verhindert, oder das Wetter war zu schlecht, aber macht nichts, die aller-, allerbeste Rede von Putin finden Sie sowieso hier

https://www.youtube.com/watch?v=cuMSuZEncsc

So viel Eloquenz macht Sie hoffentlich sprachlos!