Was Führungskräfte brauchen

| Alice Dehner
Erfahrungen aus der diesjährigen Messe „Zukunft Personal“: Was hat sich im Vergleich zum Vorjahr verändert, hinsichtlich des Bedarfs, den Führungskräfte und Personaler geäußert haben? Führungstraining ist gefragter denn je! Lesen Sie nachfolgend einen kurzen Leitfaden, was ein gutes Führungstraining heute bieten muss, um den Führungskräften wirklich hilfreich zu sein.
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Warum ist Führungstraining so wichtig? Weil Führung weiterhin benötigt wird, und zwar mehr denn je.

In den vergangenen zwei, drei Jahren waren die meisten Führungskräfte und Personaler, mit denen wir während der drei Messetage ins Gespräch kamen – und das waren nicht wenige – hauptsächlich an einer Sache interessiert: Recruiting. Recruiting war das magische Schlüsselwort, mit dem man Aufmerksamkeit erzielen konnte. Dieses Jahr jedoch bestand die Hauptnachfrage nach Führungstraining. Das ist nicht ganz verwunderlich, die Ansprüche an Führungskräfte steigen und sie müssen inzwischen Fähigkeiten zeigen, die noch vor wenigen Jahren nicht als erste genannt wurden, wenn es darum ging, was eine gute Führungskraft ausmacht.

Doch was muss ein Führungstraining bieten, um wirklich von Nutzen zu sein?

Zuallererst sollte es schlicht und ergreifend einen hohen Wirkungsgrad besitzen. Das erreicht ein Führungstraining nicht, das im Wesentlichen Theorie vermittelt, mag sie auch noch so gut sein. Wenn jeder Teilnehmende im besten Fall gerade mal ein Rollenspiel gemacht hat, worüber sie oder er zum Abschluss drei Seiten mit gefühlten hundert Feedback-Punkten bekommt, verdient diese Veranstaltung den Namen „Training“ nicht. Selbst wenn jeder einzelne Feedback-Punkt absolut berechtigt und richtig beobachtet war, wie soll ein armer Mensch das jemals umsetzen? In solchen Trainings stimmen Inhalt und Prozess einfach nicht überein. Der Inhalt ist, dass neues Führungsverhalten gelernt werden soll. Der Prozess jedoch macht das ziemlich unmöglich. Zu viele Feedback-Punkte auf einmal verhindern das Lernen eines neuen Verhaltens, statt es zu ermöglichen.

Nach einem Rollenspiel sollten die Teilnehmenden zu maximal drei Punkten ein Feedback erhalten UND anschließend sofort die Möglichkeit bekommen, dieses neue Verhalten auszuprobieren. Ein Trainer sollte im Führungstraining auch immer darauf achten, dass der Herausforderungsgrad im Rollenspiel bewältigbar bleibt. Nur wenn das gegeben ist, werden die Teilnehmenden mit einem Erfolgserlebnis aus der Übung gehen. Dieses Erfolgserlebnis ist wichtig, um das Zutrauen zum neuen Verhalten zu stärken. Durch dieses Zutrauen wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Neugelernte auch im Alltag gezeigt wird. Wenn man dann erlebt, dass es wirkt, dass das neue Verhalten auch im „echten Leben“ ein Erfolg ist, dann macht der Erfolg den weiteren Erfolg.

Welche Fähigkeiten sollten im Führungstraining vermittelt werden?

In Managementkreisen in aller Munde ist inzwischen die „Coaching-Kompetenz“. In aller Kürze kann man sagen, dass dazu folgende Punkte gehören:

Mehr Kooperation und weniger Kontrolle, ausüben, Unterstützung auf fachlicher, aber auch auf persönlicher Ebene bieten. Führungskräfte sollten, wie Sport-Coaches, in der Lage sein, ihre Mitarbeiter in beruflichen Aspekten weiterzuentwickeln, aber auch ihre persönliche Entwicklung unterstützen können. Führungskräfte sollten außerdem ein optimales Selbst-Management ihr Eigen nennen und imstande sein, sowohl dem eigenen Stress als auch dem ihrer Mitarbeiter mit Gelassenheit zu begegnen. Um das zu erreichen, sind folgende Kenntnisse in unseren Augen dazu ganz besonders geeignet:

  • Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse
  • Persönlichkeitsmodell der Transaktionsanalyse
  • Gesprächsleitfaden für erste Coachings
  • Bezugsrahmen-Modell
  • Systemische Methoden
  • Konfliktmanagement
  • Selbstmanagement

Mit diesen Fähigkeiten ist man schon einen guten Schritt weiter, um motivierte Mitarbeiter im Team zu haben. Motivierte Mitarbeiter sind eine Säule des geschäftlichen Erfolgs!

Inzwischen werden zunehmend weniger Mitarbeiter durch die Aussicht auf eine steile Karriere motiviert. Laut Umfragen ist den jüngeren Mitarbeitern, neben einem angemessenen Gehalt, ein Arbeitsumfeld, in dem sie sich wohlfühlen, ganz besonders wichtig. Dieses Arbeitsumfeld soll ihnen die Möglichkeit bieten, sich weiterzuentwickeln, und sie wollen wahrgenommen und wertgeschätzt werden.

Wertschätzung auf die „richtige“ Art rüberzubringen, ist oft genauso schwierig, wie kritisches Feedback auf die „richtige“ Art zu geben. Bei kritischem Feedback kommt es darauf an, es so zu formulieren, dass der Mitarbeiter sich nicht in seiner Persönlichkeit angegriffen fühlt, dass er das Feedback annehmen kann und dass er genau weiß, welches Verhalten kritisiert wird. Genauso muss der Mitarbeiter bei positivem Feedback genau wissen, wofür er gelobt wird. Positives Feedback, Lob für eine Leistung, ist für jeden wichtig, denn jeder möchte stolz sein, auf das, was er tut. Aber niemand, der ernsthaft an seiner Arbeit interessiert ist, freut sich über oberflächliche „Lobhudelei“ – sondern er will anerkannt werden für das, was tatsächlich gut ist! So, durch konkretes Benennen, vermittelt sich ehrliche Wertschätzung. Das zu trainieren, gehört auf jeden Fall ins Führungstraining.

Bliebe noch zu erwähnen: Die Problemanalyse

Ein Problem kann man nur lösen, wenn man es verstanden hat. Viele Führungskräfte stehen jedoch so unter Zeitdruck oder setzen sich selbst unter so hohen Erfolgsdruck, dass sie „Lösungsorientierung“ dahingehend missverstehen, eine Lösung  anzubieten oder zu verordnen, noch bevor sie sich die Zeit genommen haben, das Problem genau verstanden zu haben. Wenn Sie Ihre Mitarbeiter mit Lösungsvorschlägen unterstützen wollen, sollten Sie sich auf jeden Fall die Zeit nehmen, das Problem, um das es geht, gründlich zu erfragen. Das ist letzten Endes gewinnbringender, als wenn Ressourcen, Arbeitszeit und Nerven mit „Lösungen“ strapaziert werden, die nicht zielführend sind.

Es gehört einiges dazu, eine gute Problemanalyse durchzuführen, das kann hier gar nicht alles aufgeführt werden – vielleicht werde ich in einem der nächsten Newsletter noch einmal darauf zurückkommen.

Und last but not least, das Remote Management.

Mitarbeiter online zu führen, erfordert neben vielem anderen psychologische Fähigkeiten, die bislang vielleicht noch nicht so ausgeprägt waren.

Aber es entscheiden nicht nur die eigene Präsenz und Gesprächsführung über die Beziehungsgestaltung, sondern auch der Einsatz der Technologie, die Inszenierung, also die Einstellung der Technik und die Raumgestaltung usw. hängen mit der inhaltlichen Beziehungsgestaltung zusammen, da das eine das andere beeinflusst.