Was gibt in schwierigen Führungssituationen Sicherheit? - Lehren von Shackleton 3

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie eine begnadete Führungspersönlichkeit wir Ernest Shackleton in einer außerordentlich schwierigen Situation seine Autorität nutzte, um die lebensbedrohliche Krise zu bewältigen und sein „Unternehmen“ zu retten. Dabei beschönigte er niemals die Lage, strahlte aber immer genügend Zuversicht aus, um jeden Einzelnen seiner Mannschaft zu motivieren, sein Bestes zu geben, um zur Rettung beizutragen.
Leadership

Sehr vieles von dem, was in jüngster Zeit als optimales Führungsverhalten, als neue Kultur im Management, als wegweisende Führungsmodelle gehandelt wurde, ist in Zeiten einer massiven Krise nicht wirklich zielführend. Agiles Management stößt da an seine Grenzen, wo eine solche Projektarbeit in Gruppen einfach nicht mehr durchführbar ist. Außerdem brauchen Menschen in schwierigen Zeiten dringender denn je etwas, das ihnen Sicherheit vermittelt. Auch zu diesem Thema kann man einiges von Shackleton lernen. Was gebraucht wird ist Autorität – aber kein autoritäres Verhalten.

Es ist ein Fehler, Autorität mit einem autoritären Führungsstil zu verwechseln!

Shackleton und seine Mannschaft befanden sich in einer lebensbedrohlichen Situation, wie das schon in den beiden vorherigen Beiträgen geschildert wurde. Sie mussten täglich mit dem Allerschlimmsten rechnen und durften trotzdem nicht den Mut und die Kraft verlieren, weiterzukämpfen – bei Minus 27 Grad und ohne zu wissen, ob und woher Rettung kommen sollte. Dass sie das geschafft haben, lag wohl einzig und allein daran, wie Shackleton es verstand, mit seinen Leuten umzugehen, sie täglich aufs Neue zu motivieren. So kam es, dass es trotz all der Schwierigkeiten Tagebucheinträge gab wie z.B. jenen von Expeditionsteilnehmer Dr. Macklin, der am 8. Dezember 1915 schrieb: „Es sind beängstigende Zeiten für uns, aber jeder ist zuversichtlich und guten Mutes.“

Wie hat Shackleton das fertiggebracht? Er besaß ohne jede Frage Autorität!

Durch sein Verhalten machte er deutlich, dass er jederzeit die volle Verantwortung für alles trug. Er traf klare Entscheidungen, die er strikt und unverrückbar an seinen obersten Werten ausrichtete. Diese bestanden in der Hauptsache darin, für seine Leute da zu sein und dafür zu sorgen, dass ihr Leben und ihre Gesundheit oberste Priorität besaßen. In dieser Hinsicht verstand er auch überhaupt keinen Spaß. Er ließ seinen Leuten sehr viel freie Hand, er erlaubte und initiierte viele Aktivitäten, die ihnen einfach Spaß machen sollten, er ermunterte sie, sich auf dem Eis sportlich zu betätigen, doch wenn er mitbekam, dass jemand dadurch Risiken einging, die seiner Gesundheit Schaden zufügen könnten oder gar lebensgefährlich waren, schritt er ein und unterband das.

In einer Lage, in der das Überleben aller von jeder einzelnen Entscheidung abhängen konnte, verhielt er sich nicht autoritär, indem er sich für allwissend hielt. In allen schwierigen Situationen fragte er alle Männer nach ihrer Meinung, er bat auch um Rat, doch seine Entscheidungen traf er allein. Dass er seinen Männern immer klar und eindeutig seine Wertschätzung vermittelt hatte, und dass er jedem von ihnen das Gefühl gab, wichtig zu sein für das Erreichen ihres Ziels, trug in hohem Maß dazu bei, dass sie an ihn glaubten.

Shackleton durchdachte und plante für mögliche Eventualitäten.

Shackleton war niemals unvorbereitet. Er hatte sich für jede Situation sehr viele Gedanken gemacht und unterschiedliche Pläne aufgestellt, mit denen er den möglichen Folgen der denkbaren Entwicklungen entgegenkommen wollte. Dadurch gelang es ihm, jederzeit große Zuversicht auszustrahlen, was die Sicherheit bei seiner Crew erhöhte.

Andererseits machte er weder sich noch den anderen Illusionen über die Lage. Das ist auch nötig, damit eine schwierige Situation oder eine Krise nicht recht bald als „Normalzustand“ empfunden wird, und eine unangebrachte Sorglosigkeit um sich greift.

Das Ziel, aus der Krise heraus zu kommen, muss jederzeit präsent bleiben.

Dazu ist es auch wichtig, dass jeder einzelne Mitarbeiter weiß, dass er einen wichtigen Beitrag leistet, um die Krise zu bewältigen. Jeder Mitarbeiter muss die Chance haben, eine Arbeit zu tun, die zum Erreichen des Ziels beiträgt und es ist Ihre Verantwortung, die Arbeiten entsprechend zu verteilen. Auch hier ist Ihre Autorität gefragt, denn wenn die Mitarbeiter sich darauf verlassen, dass Sie wissen, was Sie tun, sind sie motiviert, alles zu geben, was nötig ist.

Autorität und Humor sind keine Gegensätze!

Sie sollten auch in stressigen Situationen Ihren Humor nicht verlieren, um dadurch eventuelle Spannungen lösen zu können oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Autorität und Humor schließen sich nicht gegenseitig aus! Im Gegenteil, wer auch in einer schwierigen Lage seinen Humor behalten kann, stellt sehr viel mehr Souveränität unter Beweis, als jemand, der glaubt, er müsse seine Autorität beweisen, indem er herumschreit, sich als Tyrann gibt oder uneinsichtig Argumenten gegenüber wird.

Im nächsten Beitrag erfahren Sie, wie wichtig Ziele und der richtige Umgang damit für Shackletons Erfolg waren.