Was Sie als Führungskraft jetzt unbedingt wissen müssen! - Lehren von Shackleton

Gerade in Krisenzeiten wie heute ist die Rolle von Führungskräften entscheidend und besonders herausfordernd.
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In der gegenwärtigen schwierigen Situation ist der Arbeitgeber mehr denn je gefordert für seine Mitarbeiter da zu sein. Sie als Chefin oder Chef nehmen die Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, dafür zu sorgen, dass es Mitarbeitern trotz Home-Office und der Unsicherheit, wie es denn weitergehen wird, psychisch gut geht. Dafür braucht es allerdings ein psychologisches Grundlagenwissen, dass vielen Führungskräften fehlt.

Wie wichtig dieses Wissen für Führungskräfte ist, weiß man selbstverständlich nicht erst seit dem Lock-Down, doch jetzt tritt immer augenfälliger zutage, dass Mitarbeiter es brauchen, dass ihr Unternehmen sich ihnen gegenüber wertschätzend verhält und sie sich von Vorgesetzten unterstützt fühlen.

Ein hervorragendes Beispiel für Führungskunst auf höchster Ebene ist das Verhalten, dass der bei uns ziemlich in Vergessenheit geratene Polarforscher Robert Shackleton seiner Mannschaft gegenüber an den Tag legte. Robert Shackleton geriet während seiner Endurance-Expedition in die Antarktis zwischen 1914 und 1916 in eine schier ausweglose Situation. Unter unvorstellbaren Bedingungen mussten die dreiundzwanzig Männer seiner Crew im ewigen Eis durchhalten und es ist einzig und allein Shackletons genialem Führungsverhalten zu danken, dass keiner aus der Mannschaft aufgab und alle Männer gerettet werden konnten.

Was können Führungskräfte von heute von Shackleton lernen?

Einer der wichtigsten Grundsätze Shackletons war die unbedingte Wertschätzung, die Shackleton jedem Mitglied seiner Crew vermittelte, vom Offizier bis zum einfachen Seemann, vom Wissenschaftler bis zum Koch! Was Mitarbeiter in Krisenzeiten am dringendsten brauchen ist Wertschätzung! Um Ihren Mitarbeitern das bieten zu können, brauchen Sie Einfühlungsvermögen. Es genügt nicht, ein zwar wohlwollendes, aber knappes „Na, Meier, wie geht es Ihnen?“ über die Lippen zu bringen und dann zur Tagesordnung überzugehen. Seien Sie sich im Klaren darüber, dass Sie Verantwortung tragen für Ihre Mitarbeiter! Dieser Verantwortung können Sie nur gerecht werden, wenn Sie sich wirklich um deren Wohlergehen bemühen. Ausreichend wahrgenommen zu werden, ist ein wichtiger Bestandteil des eigenen Wohlbefindens.

Nehmen Sie Ihre Mitarbeiter in ihren Eigenheiten wahr!

In allen Umfragen beklagt ein hoher Prozentsatz der befragten Mitarbeiter, dass sie sich zu wenig wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen – und das war zu Zeiten vor der Krise! Wie wichtig es für die Mitarbeiter ist, wahrgenommen zu werden, gilt in schwierigen Zeiten doch erst recht! Machen Sie es wie Shackleton, der, obwohl er wahrhaftig genug Sorgen hatte, jedem einzelnen Mann Aufmerksamkeit schenkte, gleichgültig, ob er ihm nun besondere Sympathie entgegenbrachte oder nicht. Er schaffte es, durch einzelne Gespräche, für die er sich immer Zeit nahm, zu jedem eine persönliche Bindung aufzubauen. Er gab jedem das Gefühl, anerkannt zu sein – und welch ein Motivationsschub Anerkennung ist, das wissen Sie selbst.

Wie Shackleton persönliche Bindungen aufbaute, schilderte einer seiner Expeditions-Teilnehmer später so, dass Shackleton mit jedem Einzelnen sehr vertrauliche Gespräche führte, bei denen er sich nach dem Wohlergehen desjenigen erkundigte, wie er sich fühlte, wie es ihm gefiele, welche Aufgaben ihm am meisten Spaß machten. Das führte dazu, dass es Shackleton gelang, eine sehr gute Beziehung zu einer Mannschaft sehr unterschiedlicher Männer aufzubauen.

Die Persönlichkeit eines Menschen zu erkennen bedeutet Anerkennung!

Einen Menschen in seiner ihm eigenen Persönlichkeit zu erkennen, heißt, ihn in allererster Linie als Mensch zu sehen und nicht als „Erlediger von Aufgaben“. Wenn Führungskräfte diese innere Haltung haben und dies auch nach außen zeigen, funktioniert das Erledigen von Aufgaben sehr viel besser. Am besten erledigen Menschen ihre Aufgaben, wenn sie zu ihrer Persönlichkeit passen. Was für Sie bedeutet, dass Sie die Aufgaben entsprechend verteilen sollten. Um das zu können, müssen Sie die Persönlichkeit Ihrer Mitarbeiter richtig einschätzen.

Es gibt in der Transaktionsanalyse hervorragende Tools, wie man es auch als psychologischer Laie schafft, Einfühlungsvermögen für die unterschiedlichsten Persönlichkeiten zu entwickeln. Und auch, wenn das für sich genommen schon Anerkennung bedeutet: Wenn Mitarbeiter ihre Aufgaben gut erledigen, sollte ausgesprochene Anerkennung dafür auf keinen Fall ausbleiben.

Regelmäßiges Feedback ist eine Form der Wertschätzung!

Unterschätzen Sie niemals die Wichtigkeit von regelmäßigem Feedback. Jeder Mensch profitiert davon, wenn er regelmäßig ganz konkret für Gelungenes gelobt wird und ganz konkret für nicht Gelungenes kritisiert wird.

Ein wertschätzend gegebenes kritisches Feedback, das dem Mitarbeiter den Weg aufzeigt, wie er es in Zukunft besser machen und sich dadurch weiterentwickeln kann, fördert die Bindung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Es vertieft das beiderseitige Vertrauen, denn die Mitarbeiter merken, dass sie sich darauf verlassen können, fair behandelt zu werden und die Führungskräfte merken, wie groß die Bereitschaft ist, dazuzulernen und die Dinge richtig zu machen.

Und wenn wir gerade beim Feedback-Geben sind: Achten Sie doch einmal bei sich selbst darauf, wie ausführlich Sie jeweils positives, beziehungsweise negatives Feedback geben. Besteht da ein Unterschied? Vermutlich schon, denn für gewöhnlich erschöpft sich ein Lob, wenn es überhaupt gegeben wird, in: „Super, dass Sie das so gut hingekriegt haben, weiter so!“

Das reicht aber nicht! Auch ein positives Feedback muss ausführlich gegeben werden und vor allen Dingen sollte der Mitarbeiter Gelegenheit bekommen, darzustellen, was er gemacht hat. Am besten kriegen Sie das hin, wenn Sie zum Beispiel Fragen stellen: „Erzählen Sie doch mal, Frau Meier, wie ist es Ihnen in der kurzen Zeit denn gelungen, so ein tolles Ergebnis zu erzielen?“ Hören Sie zu, was sie zu berichten hat, loben Sie die einzelnen Schritte, gehen Sie auf sie ein – das ist ein Verhalten, das Mitarbeiter ermutigt und motiviert, sehr viel mehr als ein pauschales „Prima, freut mich, dass alles so gut geklappt hat!“

So erwirbt man sich Schritt für Schritt die Loyalität der Mitarbeiter.

Was sonst noch dazugehört, wird in folgenden Beiträgen beschrieben.