Wege aus der Krise - Lehren von Shackleton 4: Ohne Ziele geht es nicht!

In einer Krise gilt vielleicht noch viel mehr, was zu allen Zeiten Gültigkeit besitzt: Wer ein Ziel hat, das Sinn und Wichtigkeit besitzt, etwas für das man bereit ist, sich mit aller Kraft einzusetzen, der findet sehr viel leichter die nötige Energie, sich aus einer schwierigen Lage zu befreien. Der Beitrag beleuchtet, wie Shackleton mit Zielen umging und wie Sie selbst Ziele für sich und Ihre Mitarbeiter nutzbar machen können.
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Ein Ziel richtet sich immer in die Zukunft.

Dieser Satz ist weniger banal, als es auf den ersten Blick aussieht. Wie oft blickt man nicht, gerade in schwierigen Zeiten, wehmütig oder gar verzagt zurück in die Vergangenheit, als die Dinge noch leichter, meinetwegen auch besser waren. Was man sich selten dabei klarmacht: Es ist Zeit- und Energie- Verschwendung. In Krisensituationen kann man sich aber keinerlei Verschwendung leisten!

Niemand wusste das besser als Shackleton, der sein heißgeliebtes Schiff verlor, das Schiff, das für ihn und seine Mannschaft lange Zeit Schutz und Heimat gewesen war, das Schiff, für dessen Erwerb und Ausstattung er unendlich viel Mühe auf sich genommen hatte, das für seine Leute und ihn eigentlich der Garant für eine erfolgreiche Expedition und eine glückliche Heimkehr hätte sein sollen. Doch wie reagierte Shackleton, als er von der instabilen Eisscholle aus mitansehen musste, wie das schöne Schiff von den Eismassen zermalmt wurde? Aus den Erinnerungen seines Crew-Mitglieds Macklin wissen wir es: „Er reagierte wie immer: Was geschehen war, war geschehen, es lag in der Vergangenheit, und er blickte in die Zukunft… Er sagte ohne Emotion, Melodramatik oder Aufregung einfach: ‚Schiff und Vorräte sind weg, also schauen wir jetzt, dass wir nach Hause kommen.‘“ Sein Ziel, als erfolgreicher Expeditionsleiter mit einer Vielzahl neuer Erkenntnisse in die Geschichte einzugehen, warf er in dem Moment über den Haufen, als ihm klar wurde, dass daraus nichts werden würde. Aber er fasste sofort ein neues Ziel ins Auge: Jeden Mann seiner Crew heil nach Hause zu bringen!

Shackleton gab niemals auf und das gelang ihm, weil er niemals Kraft, Energie und Zuversicht dadurch aufs Spiel setzte, dass er etwas nachhing, das definitiv verloren war. Es kam ihm nicht in den Sinn, Ereignisse zu bedauern, die er nicht ungeschehen machen konnte oder die außerhalb seines Einflussbereiches waren. Stattdessen sagte er: „Ein Mensch muss sich sofort ein neues Ziel stecken, wenn sich das alte als unerreichbar erweist.“

Unsere Wirtschaft ist im Moment in vielen Bereichen in einer Situation, in der sich Ziele, die man zu Jahresbeginn noch als richtig und erreichbar betrachtet haben mochte, in Luft aufgelöst haben. Und wie für Shackleton und seine Mannschaft, geht es für viele Firmen ums Überleben. Das zu schaffen, dafür braucht man Entschlossenheit und Kraft. Ziele, die einen Sog entwickeln, sind ein wichtiger Faktor dabei, die nötige Energie und Leistungsbereitschaft aufzubringen, die man braucht, „um das Ruder herumzureißen“.

Ziele sind erforderlich, um eine Richtung vorzugeben.

Wenn Sie ohne Ziel aus dem Haus gehen, ist Ihnen egal, wo Sie ankommen. Das kann gelegentlich für einen Sonntagnachmittag-Spaziergang ja ganz nett sein, für einen Weg aus der Krise taugt es jedoch nichts. Wer kein Ziel hat, dem ist alles egal, das ist eines der Symptome einer Depression. Ein deprimierter Mensch strahlt alles Mögliche aus, aber bestimmt keine Zuversicht. Zuversicht, die Sie selbst empfinden und die Sie Ihren Mitarbeitern vermitteln, ist aber unabdingbar, um die Kräfte zu mobilisieren, die Sie jetzt brauchen. Legen Sie die alten Ziele ad acta und passen Sie Ihre Ziele den neuen Gegebenheiten an. Überlegen Sie gut, wo Sie hinwollen – und zwar zunächst kurzfristig. Es ist sicherlich gut, sich auch langfristige Ziele zu stecken, die jedoch dann eher die Form einer Vision besitzen. Um aus einer Krise zu kommen, brauchen Sie aber kurzfristige Ziele, damit Sie sich die entsprechenden Maßnahmen überlegen können, wie Sie diese Ziele jeweilig erreichen.

Das bedeutet, Ihr Ziel muss klar sein. Das Ziel muss konkret sein. Und vielleicht am wichtigsten von allem:

Ihr Ziel muss positiv formuliert sein!

Damit Ihr Ziel eine Richtung vorgeben kann, muss es zwingend positiv formuliert werden. Wenn Sie in ein Reisebüro gehen und sagen: „Ich will nicht nach England in Urlaub fahren!“ ist Ihrem Wunsch Genüge getan, wenn man Ihnen einen Aufenthalt in Duisburg bucht. Die Frage ist, ob das der Traum-Urlaub wird, der Ihnen vorschwebte. Nicht-Ziele entwickeln keinen Sog und schon gar keine Begeisterung. Ganz drastisch formuliert kann man sagen: Nicht-Ziele sind all jene Ziele, die auch erreicht werden können, indem man sich eine Kugel in den Kopf jagt. „Ich will nicht mehr rauchen!“ Okay, man erschießt sich und wird garantiert nie wieder rauchen. „Ich will nicht mehr in dieser Firma arbeiten!“ Sie ahnen es – wenn man sich die Kugel gibt…

Völlig anders sieht die Sache aus, wenn Sie Ihr Ziel positiv formulieren. Nur wenn Sie Ihr Ziel positiv formulieren, können Sie die Schritte planen, die Sie unternehmen müssen, um es zu erreichen. „Ich will aufhören zu rauchen! Dazu werde ich mir einen konkreten Plan machen, wie ich mich abhalte, zur Zigarette zu greifen. Ich werde meine Familie und alle meine Freunde bitten, mich zu unterstützen. Ich werde heute damit beginnen, nicht zu rauchen, aber wenn es mir doch passieren sollte, dass ich schwach werde, werde ich das nicht als Entschuldigung werten, nun wieder richtig mit Rauchen anzufangen, sondern mir den Ausrutscher verzeihen und an meinem Entschluss festhalten. Ich werde mir für jeden Tag, den ich geschafft habe, eine kleine Belohnung gönnen.“ Das könnten ein paar der Schritte sein, die man unternehmen kann, wahrscheinlich gibt es noch viel mehr.

Welche Ziele brauchen Sie, Ihre Firma und Ihre Mitarbeiter jetzt, um aus der Krise zu kommen? Überlegen Sie das für sich, aber sprechen Sie auch mit anderen darüber und machen Sie deutlich, dass Sie Ihrerseits alles dafür tun werden, um dieses Ziel zu erreichen.

Welche Bedeutung Ziele generell für Ihr Leben haben, wie Sie für sich welche finden und wie Sie damit umgehen, wenn Sie Ihre Lebens-Ziele klarhaben, das werden wir im nächsten Beitrag thematisieren.