Welchen Einfluss hat das Arbeitsklima auf die Leistungsfähigkeit von Teams?

Nicht jeder Arbeitsplatz ist ein Wohlfühlort für Mitarbeitende. Wird das Klima von Abwertungen und Missgunst untereinander beherrscht, ist kreative, innovative und wirkungsvolle Teamarbeit unmöglich. Orte der Angst sind keine Orte der Kooperation – aber gerade die braucht es, um ein leistungsfähiges Team zu bilden.
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Generell kann man zwei Denkmuster unterscheiden: bottom up und bottom down. Bottom up wird aktiviert, wenn man sich in einer unsicheren Situation befinden, in der man eher zu Angst neigt. Dabei werden reale Stresshormone ausgeschüttet und scannt die eigene Umgebung über-genau. Wie tief ist die Stirnfalte meines Kollegen oder meiner Kollegin? Wie bitter schaut jemand? Gibt es vielleicht schon zarte Hinweise darauf, dass meine Idee gerade für komplett bescheuert gehalten wird?

Bedeutet, wir agieren auf Grundlage unserer Einschätzung der Situation. Ein sehr ursprüngliches Verhaltensmuster, auch bekannt als Fight oder Flight. In einer Gefahrensituation macht es Sinn, erst mal genau zu sondieren, in welcher Situation man sich befindet, wo der beste Fluchtweg ist oder wie man am besten angreifen sollte. In unserem Alltag ist es eher ein hemmendes Verhaltensmuster, denn im Bottom down-Modus sind wir zu sehr mit der Situation an sich beschäftigt (sie zu deuten und einzuordnen), um genug Kapazität zu haben für Kreativität, Strategien oder um über den Tellerrand zu schauen. Ideen und gute Gedanken werden gar nicht erst vorgetragen aus Angst, überzogen schlechtes Feedback zu bekommen.

Sobald ich mich in einer sicheren Umgebung wäge, wird der Bottom up-Modus aktiv. Statt Energien mit dem Einschätzen der Situation zu verschwenden, kann man direkt neues Wissen verknüpfen, kreativ sein und Visionen erarbeiten. Genau deshalb ist es so wichtig, dass im Team ein Gefühl der Sicherheit herrscht. Nur dann kommen die Teammitglieder in den Modus neue kreative Lösungen zu finden, um auf Unerwartetes schnell reagieren zu können. Diese Sicherheit kann nur entstehen und aufrechterhalten werden, solange die Teammitglieder keine Angst vor möglicher Abwertung haben müssen.

Aktivierung des Top Down-Denkstils

Wenn ein Team erfolgreich ist, wird es positiver in die Zukunft blicken und wertschätzender miteinander kommunizieren. Das wiederum führt zu einer sicheren Umgebung und damit zur Aktivierung des Top Down Denkstils: Möglichkeiten werden gesehen, Lösungen gefunden, Kreativität setzt ein, es kommt zu neuen Ideen und zur Wissensverknüpfung.

Um als Team in diesen Denkstil zu kommen, hilft es, sich einen Scheinwerfer vorzustellen, dessen Licht man ausrichten kann. Wer seinen Scheinwerfer ständig auf das richtet, was nicht funktioniert, konzentriert sich zu sehr auf Defizite. Defizite sind aber wenig ertragreich, aus ihnen heraus wächst es sich schlecht. Wer den Scheinwerfer allerdings auf die eigenen Kompetenzen richtet und auf seinen Stärken aufbaut, kann wachsen. Wer weiß, wo seine Kompetenzen liegen und erkennt, wie er sie einsetzen kann, wird insgesamt hilfreicher fürs Team sein.

Wenn sich das Team untereinander unterstützt, indem es achtsam miteinander kommuniziert, ist das natürlich förderlich. Aber auch die Führungskraft ist nicht unerheblich. Sie sollte wertschätzende Kommunikation vorleben und lernen, Gespräche in Teamrunden so zu moderieren, dass das Scheinwerferlicht auf Kompetenzen und Lösungsfindung gerichtet bleibt. Dafür reicht keine einmalige Interaktion, in der die Führungskraft mit dem Team zusammen erarbeitet, wie sie miteinander kommunizieren wollen – es braucht kontinuierliche Unterstützung und stetige Pflege seitens der Führung. Denn falls was schiefläuft – und das wird es, es ist das Leben – ist die Versuchung groß, in alte abwertende Kommunikationsmuster zurückzufallen.

Im Business Podcast von Alice Dehner gibt es noch viele weitere Impulse für Führungskräfte, Business Talk, Management-Input und Gedanken, die Unternehmen für die Zukunft stärken.