Burn-Out von Führungskräften braucht mehr als Psychotherapie!

| Ulrich Dehner
Menschen, die gerade einen Burn-Out erleiden oder akut davon gefährdet sind, bekommen häufig nicht die Hilfe und Unterstützung, die sie wirklich brauchen. Denn wenn eine Personal-Abteilung oder Vorgesetzte den Eindruck gewinnen, dass jemand entweder schon an Burn-Out leidet oder erste Symptome zeigen, dass dieser Fall bald eintreten könnte, ist das übliche Vorgehen, demjenigen eine Psychotherapie zu empfehlen. Also landen die Betroffenen häufig in einer psychotherapeutischen Praxis – oder noch häufiger zunächst auf der Warteliste einer solchen Praxis, was eine unnötige Verlängerung ihrer Leidenszeit bedeutet. Ausschließlich auf der psychologischen Ebene lässt sich ein Burn-Out jedoch nicht bewältigen, jedenfalls, wenn man nachhaltige Ergebnisse erzielen will, denn ein Burn-Out ist ein komplexes Zusammenspiel von Faktoren. Warum das so ist, und welche weiteren Maßnahmen man braucht, darum geht es im nachfolgenden Beitrag.
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Wie kommt es zu einem Burn-Out?

Burn-Out entsteht dann, wenn es zu einer länger andauernden Überschüttung mit Stress-Hormonen kommt. Gelegentlichen Stress verkraftet man üblicherweise problemlos. Kommt es jedoch zu Dauerstress, weil man nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben unter immensem Druck steht, hat man keine Möglichkeit mehr, die Stress-Hormone, die der Körper unentwegt ausschüttet, wieder abzubauen. Gelegentlichen Stress kann man kompensieren, indem man sich bewegt, joggt, tanzt, schwimmt, Rad fährt, Krafttraining macht, was auch immer, und zusätzlich vielleicht noch Achtsamkeitstechniken wie Meditation oder ähnliches einsetzt. Hat man es jedoch mit Dauerstress zu tun, weil die Amygdala durch schwierige Situationen im Beruf und zu Hause permanent angeregt wird, den Körper mit Kortisol und Adrenalin zu überschwemmen, fehlen meist auch die Kraft und der Wille, sich durch Bewegung abzureagieren und zu regenerieren.

Die Erfahrung zeigt, dass bei einem Burn-Out für gewöhnlich das Zusammentreffen mehrerer belastender Faktoren gegeben ist. Es handelt sich also nicht nur um eine Überlastung durch berufliche Anforderungen, sondern meist spielen auch starke Belastungen aus dem privaten Bereich eine Rolle. Wenn also jemand zum Beispiel ein stark forderndes Projekt zu stemmen hat, während er gleichzeitig ein familiäres Problem bewältigen muss und vielleicht noch Geldsorgen hat, so bringt ihn das schon an die Grenze der Belastbarkeit. Erschwerend kommt hinzu, was sich im Coaching immer wieder gezeigt hat: Es mangelt in diesen Fällen meist auch an den richtigen Projektmanagement- und Selbstmanagement-Tools.

Zu dieser ohnehin schwierigen Ausgangslage addieren sich dann oft noch psychologische Faktoren, zum Beispiel der Perfektionismus, der bei etlichen Führungskräften zu finden ist: Man hat den Anspruch, alles perfekt zu machen, am besten überhaupt alles selber zu machen, denn nur dann ist man ja wirklich sicher, dass es gut gemacht ist. Trotzdem ist man nie zufrieden. Alle Verhaltensweisen, die mit dem beschrieben werden können, was die Transaktionsanalyse Antreiber nennt, also „Sei perfekt“, „Mach’s anderen Recht“, „Sei stark“, „Streng dich an“ und „Beeil dich“, bergen ein enormes Stress-Potenzial.

Auch sogenannte Skript-Probleme, die entstanden sind durch die Botschaften, die man als Kind oder Jugendlicher empfangen und verinnerlicht hat, tragen durch den inneren Stress, den sie verursachen, zum Entstehen eines Burn-Out bei. Wurde jemand als Kind beispielsweise immerzu entmutigt für die Leistungen, die er oder sie erbracht hat, gibt es vielleicht den inneren Zwang, als Erwachsener permanent seine Fähigkeiten unter Beweis stellen zu wollen. Dieser innere Zwang zum permanenten „Gegenbeweis“ gegen die Botschaft „Du kannst nichts“ ist schon für sich genommen ein enormer Druck. Solange der Gegenbeweis „gelingt“, ist das noch auszuhalten. Doch sobald derjenige sich überfordert fühlt und seine Strategie des Leistungsbeweises nicht mehr greift, kommt es zu einem Absturz. Das Gefühl der Überforderung löst immer mehr innere Alarme aus, was dazu führt, dass die Amygdala mehr und mehr Stress-Hormone ausschüttet.

Das allein muss nicht in einen Burn-Out münden, jeder gute Coach hat sich wahrscheinlich schon mit solchen Themen befasst, die im Coaching ohnehin häufig eine Rolle spielen: Also der Perfektionismus, das Beweisen-Müssen, wie gut man ist, oder das sogenannte Hochstapler-Syndrom, bei dem fähige und kompetente Menschen fürchten, bald würde der ganzen Welt offenbar werden, dass sie in Wirklichkeit gar nichts können. Wenn jemand mit solchen Problemen zu kämpfen hat, so bedeutet das nicht automatisch, dass er oder sie psychisch krank ist! Es bedeutet zunächst einmal, dass man es mit einem gesunden Menschen zu tun hat, der an bestimmten Stellen wunde Punkte besitzt, die in der Amygdala Alarme auslösen. Solche Probleme allein rechtfertigen jedenfalls noch nicht, einen Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, der seine Zeit besser Menschen widmet, deren Symptome tatsächlich Krankheitswert besitzen.

Im Falle der Burn-Out Problematik kommt noch hinzu, dass im beruflichen Bereich sehr häufig deshalb eine Überforderung eintritt, weil derjenige spürt oder zumindest den Eindruck hat, dass durch die schiere Menge der Arbeit der Überblick verloren geht. Das geschieht jedoch in den meisten Fällen nur, weil er oder sie nicht über die geeigneten Tools für ein gutes Projekt-Management und ein gutes Selbst-Management verfügen. Von solchen Tools wissen Psychotherapeuten für gewöhnlich ebenfalls herzlich wenig, weshalb sie ihren Klienten damit auch nicht helfen können.

Wer nur an der psychologischen Seite eines Burn-Outs ansetzt, ohne Selbst- und Projekt-Management zu verändern, hat die Klienten innerhalb kurzer Zeit wieder vor sich sitzen! Denn sie werden früher oder später wieder in die gleiche Situation geraten, wenn sich an der Art, wie sie sich selbst und ihre Arbeit organisieren, nichts ändert.

Was hilft wirklich bei einem Burn-Out?

Wir haben im Coaching die Erfahrung gemacht, dass man bei Burn-Out gefährdeten Menschen immer zuallererst auf das Selbst-Management schauen muss. Und mehr als einmal hat sich gezeigt, dass allein die Maßnahme, den Klienten vernünftige Wege der Arbeits- und Selbst-Organisation beizubringen, ausreicht, um einen Burn-Out zu verhindern. Als Beispiel sei hier nur der Fall eines Klienten genannt, der die für seine Firma strategisch wichtigsten drei Projekte zu verantworten hatte, ein absoluter Spezialist war – und der kurz davorstand, alles hinzuschmeißen, weil er sich komplett überfordert fühlte. Bei ihm hat es völlig ausgereicht, ihm den Umgang mit einer Selbst-Management-Software zu vermitteln, und ihn dabei zu unterstützen, seine Projekte dort zu integrieren. Bereits in der dritten Coaching-Sitzung sagte er, der Coach habe ihm das Berufsleben gerettet. Er fühlte sich wieder vollkommen in Ordnung, hatte alles im Griff, wusste, was alles wann zu tun ist, hatte den Überblick über die Aufgaben seiner Mitarbeiter und empfand wieder Freude an seiner Arbeit.

Bei diesem Coaching war es überhaupt nicht nötig, nach psychologischen Faktoren zu suchen. Das ist natürlich nicht immer der Fall. Es kann schon sein, dass man bei jemandem, der mit seinem Projekt in Bedrängnis kommt, weil er ständig zum Beispiel Rückdelegationen annimmt, schauen muss, was ihn eigentlich dazu bringt, seine Mitarbeiter quasi einzuladen, all ihre Probleme und Aufgaben vor seiner Tür abzusetzen, in der sicheren Gewissheit, dass er sich schon darum kümmern wird. Da mag es mit Selbst-Management allein nicht getan sein, da muss man auch auf die psychologische Seite eingehen. Doch die allein nützt eben auch nichts, wenn derjenige sich nicht zweckmäßig organisieren kann.

Was übrigens auch überhaupt nicht hilft, sind gute Ratschläge, die so manche selbsternannte „Burn-Out-Spezialisten“ von sich geben, zum Beispiel den „Die Dinge einfach nicht so an sich rankommen zu lassen“. „Na wunderbar“, denkt sich da der Burn-Out-Kandidat, „warum hat man mir das nicht schon früher gesagt! So ein Schrott, wenn ich wüsste, wie das geht, würde ich es freiwillig schon längst gemacht haben!“ Auch der väterliche Rat: „Sie müssen nicht perfekt sein!“ dürfte noch keinem einzigen Perfektionisten kurz vorm Burn-Out weitergeholfen haben. Es handelt sich ja selten um ein kognitives Problem – vom Verstand her ist wohl jedem klar, dass mehr innerer Abstand und weniger Perfektionismus guttun. Aber Können vor Lachen, darum geht es doch!

Was es tatsächlich braucht, ist mit Hilfe eines guten Coaches zunächst zu analysieren, was die inneren Alarme triggert, die für den Stress verantwortlich sind. Da das individuell sehr verschieden ist, kann man keine pauschalen Hinweise geben, das muss wirklich bei jedem Menschen neu erarbeitet werden. Und dann braucht dieser gute Coach noch eine Methode, die wirklich imstande ist, die Alarme zu löschen.

Wenn die Alarme gelöscht sind, kehrt auch die Gelassenheit zurück. Eine solche Methode besitzen die allerwenigsten Therapeuten, denn psychotherapeutische Methoden fußen praktisch alle auf dem kognitiven Zugang zu Ursache und Entstehung eines Problems. Durch solche kognitiven Erkenntnisse lassen sich zwar häufig Verbesserungen erzielen, doch sie löschen die Alarme nicht, weshalb die alten Probleme wiederkehren, wenn die Trigger nur stark genug sind.

Jemand, der in einer sehr guten psychosomatischen Klinik in einem achtwöchigen Aufenthalt durch den physischen Abstand zu seiner Arbeit auch einen gewissen inneren Abstand gefunden hat, wird sehr bald wieder mit den gleichen Problemen und Symptomen wie vorher konfrontiert sein. Warum? Weil seine Amygdala auf die auslösenden Reize um ein Vielfaches schneller reagiert als sein kognitives Bewusstsein. Das heißt, bevor er sich auch nur den ersten Halbsatz seiner Stress-Bewältigungs-Strategien, die er gelernt und verstanden hat, vorsagen kann, ist die Stress-Hormon-Ausschüttung schon in vollem Gange. Und wenn er dann noch ohne Selbst- und Projekt-Management-Tools versucht, seine Arbeitsfülle zu bewältigen, werden die „auslösenden Reize“ bald wieder mit derselben Macht auf ihn einstürmen wie vorher.

Die beste uns bekannte Methode, innere Alarme dauerhaft zu löschen, ist im Moment Introvision Coaching.

Wie in einem Coaching das Vermitteln von Selbst-Management-Tools und Introvision Coaching erfolgreich zusammenspielen, können Sie nachlesen im Beitrag

Verzweifelter Projektmanager - Ein sensationelles Ergebnis in nur zwei Introvision Coaching Sitzungen

Weitere Beispiele und mehr über Introvision Coaching erfahren Sie in unserem nächsten Beitrag.

Informationen über Maßnahmen im Rahmen von BGM