Eine einzige Hypothese? Das ist zu wenig!
| Ulrich DehnerDer zweite Anfängerfehler hängt mit dem ersten zusammen: Weil man glaubt, bereits verstanden zu haben, hat man eine Hypothese gebildet, was der Kern des Problems ist.
Eine gute Coachingsausbildung bringt den Teilnehmern deshalb bei, viele Hypothesen zu entwickeln. Denn in den Rollenspielen, die während der Coachingausbildung gemacht werden, erweist sich häufig, dass die eine Hypothese, die der „Coach“ für sich entwickelt hat, obwohl das Problem des „Klienten“ noch gar nicht zur Gänze klar ist (fragen, fragen, fragen!), wie ein Filter wirkt.
Solch ein Filter beeinträchtigt die Wahrnehmung, sodass man nur noch hört, was zur Hypothese passt und alle anderen Informationen ausblendet. Diese Erfahrung macht man als Coach und Trainer nicht nur in der Coachingausbildung, sondern zum Beispiel auch in Führungstrainings. Auch Führungskräfte sind oft zu schnell davon überzeugt, dass Problem eines Mitarbeitenden erkannt zu haben.
Wenn in einem Rollenspiel in Coachingausbildung der „Coach“ nur eine Hypothese besitzt, was es mit dem Problem auf sich hat, so überhört er zum Beispiel gern alle Hinweise darauf, welches tiefer liegende Problem die Ursache für die aktuellen Schwierigkeiten des „Klienten“ sein könnten und wird deshalb nicht zu hilfreichen, weil wirksamen, Lösungsansätzen kommen.
Werden vielfältige Hypothesen darüber gebildet, was des „Pudels Kern“ ist, so können auch vielfältigere Lösungsansätze entwickelt werden. Das in der Coachingausbildung zu üben, ist ein wichtiger Schritt zur Ausbildung von Coachingkompetenz.