Vortragsangst, das muss nicht sein! - Ein interessantes Fallbeispiel für Coaching mit Introvision

| Ulrich Dehner
Der Beitrag zeigt, wie schnell jemandem geholfen werden kann, inneren Stress loszuwerden, auch wenn man ihn schon jahrelang mit sich herumgeschleppt hat. Im Anschluss an das Fallbeispiel wird noch einmal kurz dargelegt, wie Introvision Coaching arbeitet.
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Die angesehene IT-Expertin eine großen Firma entschloss sich zu einem Coaching, nachdem sie von einem Freund eher beiläufig erfahren hatte, dass es ein Verfahren gäbe, mit dem ihr unter Umständen schnell und dauerhaft geholfen werden könne, um ein Problem loszuwerden, unter dem sie mehr und mehr litt. Als anerkannte Fachfrau kam sie immer häufiger in die Situation, Vorträge zu halten. Doch statt durch die Routine sicherer und entspannter zu werden, erlebte sie immer mehr Stress dabei, ganz besonders wenn sie vor einem hochrangigen Publikum auf englisch referieren sollte. Da sie in verschiedenen englischsprachigen Ländern studiert hatte, war die Sprache nicht die Ursache für ihren Stress.

In der ersten Sitzung berichtete sie, dass es ihr schon während des Studiums Schwierigkeiten bereitet hatte, vor Menschen zu sprechen. Im Job wurde es zunächst besser, da sie „still vor sich hinarbeiten konnte“, verschlechterte sich jedoch wieder, weil sie sich als Expertin einen Namen machte und deshalb öfter aufgefordert wurde, Vorträge zu halten. Dabei machte sie zu Beginn ihrer Karriere einmal eine sehr schlechte Erfahrung. Sie wurde nach ihrem Auftritt in einem amerikanischen Konzern heftig angegriffen. Danach entwickelte sie die Angst, sich öffentlich bis auf die Knochen zu blamieren.

Ohne weiter auf irgendwelche lebensgeschichtlichen Zusammenhänge einzugehen, arbeitete ich mit ihr ganz einfach an dem Satz: „Es kann sein, dass ich mich bei einem Vortrag auf englisch total blamiere.“ Der Alarm war, auf der Skala von eins bis zehn, zunächst bei neun, mit allen Angst-Symptomen, die sie kannte, Druck in der Brust, verkrampfter Bauch, Herzrasen, konnte jedoch schon in der ersten Sitzung mit zwei Settings auf sechs verringert werden. Sie arbeitet zweieinhalb Wochen lang allein zu Hause weiter, mit der Aufnahme, die wir während der Sitzung gemacht hatten, bis der Alarm bei null war. In einer zweiten Sitzung etwas später berichtete sie, dass sie kurz zuvor eine Key Note Speech bei Google zu halten hatte, die sie vollkommen entspannt machen konnte und die sehr gut gelaufen war.

Wie funktioniert Coaching mit Introvision?

Introvision wurde an der Uni Hamburg im Fachbereich Pädagogische Psychologie unter der Federführung von Professorin A. Wagner ursprünglich entwickelt, um den Stress von Lehrern zu reduzieren (siehe Telse Iwers-Stelljes „Gelassen und handlungsfähig“, Klinkhardt 2008). Welch ein hervorragendes Verfahren die Introvision darstellt, besonders, aber nicht nur, im Coaching zum Beispiel, hat man damals noch gar nicht erkannt. Außerdem war das angewandte Vorgehen nicht wirklich geeignet, um im Business eingesetzt zu werden. Es wurde durch Ulrich Dehner weiterentwickelt, mit der Transaktionsanalyse und Erfahrungen aus dem MBSR (Mindfulnes Based Stress Reduction) verknüpft und so zu einem der wirksamsten Instrumente gegen inneren Stress geformt.

Innerer Stress wird ausgelöst, wenn die Amygdala, die genau dafür zuständig ist, auf eine tatsächliche oder vermeintliche Gefahr reagieren muss. Vereinfacht gesagt ist es so, dass in der Amygdala die menschlichen Überlebensprogramme beheimatet sind. Wenn der Mensch eine bedrohliche, gefährliche Erfahrung macht, wird diese Erfahrung in der Amygdala gespeichert, die fürderhin dafür sorgt, dass der Mensch rechtzeitig gewarnt wird, wenn etwas Bedrohliches auf ihn zukommt. Soweit neurophysiologische Untersuchungen ergeben haben, werden die Funktionen der Amygdala durch Stress nicht beeinträchtigt, sondern sogar gestärkt. Die inneren Alarme springen also zuverlässig immer dann an, wenn der Mensch Anzeichen dafür wahrnimmt, dass irgendetwas sich wieder zu einer so unangenehmen Erfahrung, wie man sie unbedingt vermeiden will, entwickeln könnte. Dabei genügen der Amygdala schon etwa 15 % der Übereinstimmung mit einer erlebten Gefahrensituation oder einem traumatischen Ereignis, um die Ausschüttung jener Stress-Hormone zu initiieren, die den Menschen in einer tatsächlichen Gefahr zu Höchstleistungen befähigen.

Da die Amygdala, die im limbischen System, einem sehr frühen Hirnteil, beheimatet ist, mit ihrer Fähigkeit, Stress-Hormone auszuschütten, die einem in einer Gefahren-Situation jene Höchstleistungen ermöglichen, sehr, sehr schnell reagieren können muss, um das Überleben des Menschen zu sichern, ist es unmöglich, mit bewusstem Nachdenken gegen „irrationale“ Ängste anzukommen. Deshalb half es der Expertin im obigen Fallbeispiel niemals, wenn sie sich vorher zu beruhigen versuchte mit Versicherungen, dass sie fähig und versiert sei im Thema, über das sie zu sprechen hatte, oder ähnliche Gedanken, die man Menschen in solchen Fällen oft rät. Das bewusste Nachdenken passiert im Großhirn, und das ist einfach zu langsam, um quasi instinktive Reaktionen noch stoppen zu können. Wenn der Alarm in Gang gesetzt ist, dann läuft er ab. Das heißt, die Amygdala reagiert sehr schnell, und die Stress-Hormone tun ihre Wirkung, noch bevor das Großhirn des Menschen Zeit hatte zu registrieren, dass gar keine Gefahr vorhanden ist.

Doch man kann den Alarm und damit den Stress zum Verlöschen bringen!

Nicht über Nachdenken, nicht über den „Beschluss“, ganz ruhig und entspannt zu bleiben, sondern durch eine geniale Technik, die dafür sorgt, dass kein Alarm mehr ausgelöst wird. Dabei geht es zunächst einmal darum, zu verstehen, was die inneren Alarme triggert. Dazu muss man keineswegs zwingend die halbe oder ganze Lebensgeschichte aufarbeiten! Das kann für die Betreffenden interessant sein, um zu verstehen, was alles passiert ist und wie er zu den unangemessenen Reaktionen gekommen ist.

Für die erfolgreiche Arbeit wesentlich ist viel mehr, den richtigen Satz zu finden, der den Alarm triggert, so, wie es im Fallbeispiel der Satz „Es kann sein, dass ich mich bei einem Vortrag auf englisch total blamiere“ war. Man kann den Alarm nur löschen, wenn man ihn zunächst auslöst und erlebt. Dass man diesen Alarm, mit all seinen inneren unangenehmen Erregungszuständen einfach beobachten muss, ohne darauf zu reagieren, ohne ihn weghaben zu wollen, um ihn so zu löschen, war die geniale Erkenntnis, als Introvision entwickelt wurde. Und das ist die Hauptarbeit im Introvision-Coaching. Sie ist eine auf meditativen Achtsamkeitstechniken beruhende Methode, inneren Druck dauerhaft aufzulösen, ohne dass man jahrelang meditieren müsste. Etwas Eigenarbeit ist allerdings erforderlich: Man muss so lange allein weiterüben, bis der Alarm bei null ist. Das dauert für gewöhnlich jedoch nur wenige Wochen.

Unzählige Erfahrungen mit Klienten bestätigen immer wieder, dass Introvision im Coaching hervorragende Ergebnisse bringt.