Was hat Gendern mit unserer Unternehmenskultur zu tun?

Am Thema Gendern kommt niemand vorbei zurzeit, auch kein Unternehmen. Überall, wo Texte verfasst werden, steht irgendwann die Entscheidung an: Gendern? Oder weiter wie bisher? (Meistens generisches Maskulinum). Für Start-ups mit junger Unternehmensführung sowie jungen Mitarbeitenden stellt Gendern gar kein so großes Thema dar. Unternehmen mit diverserer Altersstruktur dagegen sind sich da nicht ganz so einig. Auch in unserem Familienunternehmen zum Beispiel führt das Gendern immer wieder zu Diskussionen.
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Ob und wie ein Unternehmen gendergerechte Sprache in der internen sowie externen Kommunikation integriert, ist mittlerweile keine Frage mehr nach persönlichem Gusto, sondern eine Entscheidung mit Konsequenzen. Es ist wichtig, niemanden auszugrenzen und gerade bei jungen Menschen sind Unternehmen, die dem sprachlichen Zeitgeist trotzen, nicht sonderlich attraktiv. Ebenfalls kann eine nicht genderkonforme Sprache in bestimmten Kundenkreisen auf Empörung stoßen. Wie unternehmensintern kommuniziert wird, ist Spiegel der Unternehmenskultur, und auch darauf hat das Gendern einen Einfluss. Im letzten Blog habe ich bereits gezeigt, dass divers aufgestellte Unternehmen letztendlich die erfolgreicheren sind.

Und doch gibt es nicht DIE EINE Lösung – jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg finden.

Gendern im Unternehmen

Der große Vorteil vom Gendern in Unternehmen ist die Inklusivität. Unternehmen zeigen damit, dass sie Wert auf inklusives Denken und Handeln legen. Dadurch fühlen sich alle Geschlechter innerhalb des Unternehmens willkommen und wertgeschätzt. Auch nach außen hin wird die Inklusivität wahrgenommen, indem diskriminierende Sprache vermieden wird. Gendern nimmt Einfluss auf die Reputation des Unternehmens und kann ein Vorteil gegenüber anderen Unternehmen sein.

Die bereits genannten Nachteile machen auch vor Unternehmen nicht Halt. Die sprachliche Komplexität kann von GeschäftspartnerInnen und KundInnen als problematisch wahrgenommen werden. Und es gibt genug Menschen, die die Genderdebatte rigoros ablehnen, als übertrieben empfinden und sich daran stören. Zusätzlich entstehen Mehrkosten, sobald alle Texte angepasst oder neu geschrieben werden.

Wie sinnvoll ist eine Sprachreform für Ihr Unternehmen?

Die Forschungsergebnisse zeigen immer wieder, dass Gendern positive Effekte hat – Sprache formt, wie wir die Welt erleben. Gendern bringt uns dahingehend einen Schritt näher zur Gleichberechtigung. Das ist eine Tatsache, die weder heruntergespielt noch ignoriert werden sollte.

Bevor Sie allerdings die große Sprachreform einläuten, sollten Sie sich ein paar Fragen stellen:

  • Wie jung und fortschrittlich ist unser Unternehmen/unsere Unternehmenskultur/sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
  • Wie sieht unsere Zielgruppe aus? Ist diese eher konservativ?
  • Wie ist die Haltung zum Gendern seitens der Kolleginnen und Kollegen?
  • Und wenn die Mehrheit Gendern noch ablehnt, wie hole ich sie ins Boot?

Welche Sprache Menschen sprechen, kann nicht erzwungen werden. Das heißt, neue Richtlinien zum Thema Gendern, an die sich plötzlich alle halten müssen, werden mit großer Sicherheit zu Empörung statt Erfolg führen. Der empfehlenswertere Weg ist, das Thema miteinander durchzusprechen und dabei auch die Vorteile von gendergerechter Sprache zu nennen.

Weil wir uns als Gesellschaft in einem Aushandlungsprozess befinden, wird das Gendern immer wieder auf Kritik und Widerstand stoßen – und das ist völlig okay und menschlich. Sprachwandel ist anstrengend. Und doch gilt es, die Mitarbeitenden für das Thema zu sensibilisieren. Den meisten ist nicht bewusst, welche Effekte das generische Maskulinum hat und halten die Debatte mit den zugehörigen Anpassungen für einen Trend. Genderneutrale Sprache kann Mittel der Wahl sein, gerade dann, wenn sich Mitarbeitende strikt weigern, gendergerechte Sprache zu nutzen.

Im Business Podcast von Alice Dehner gibt es noch viele weitere Impulse für Führungskräfte, Business Talk, Management-Input und Gedanken, die Unternehmen für die Zukunft stärken.